Bad Reichenhall
Kliniken lassen noch Vorsicht walten

Noch keine Lockerungen: Strenge Besucherregeln sollen vor allem die Kranken schützen

11.05.2021 | Stand 25.10.2023, 11:40 Uhr

Zwei elementare Bedürfnisse treten in dieser Pandemie auch im Reichenhaller Krankenhaus in Konflikt miteinander: den Erkrankten zur Seite zu stehen und sie vor Covid-19 zu schützen – durch Kontaktbeschränkung. Das ist manchmal schwer zu ertragen. −Foto: Corinna Anton

Sie gehören zu den menschlich am wenigsten verkraftbaren Einschränkungen durch die Pandemie: Die strengen Regeln für Besucher der Krankenhäuser.

Wenn die Liebsten auf den Stationen leiden, dann ist es für Angehörige schwer verständlich, warum sie ihnen nicht persönlich am Bett beistehen dürfen. "Menschenrechte" sah etwa eine Anruferin in der Redaktion verletzt, die nicht zu ihrem Mann durfte. Dabei sei sie doch geimpft und verfüge über einen negativen Corona-Test.

Den Kliniken Südostbayern AG ist es auf Nachfrage "bewusst, dass die aktuell noch erforderlichen pandemiebedingten Umstände und Einschränkungen der Besuchsmöglichkeiten für Patienten, Angehörige wie auch unsere Mitarbeiter anstrengend und fordernd sind", erklärt Klinikensprecher Ralf Reuter. "Wir bitten jedoch um Verständnis, dass unsererseits der Schutz von Patienten und Mitarbeitern stets sicherzustellen ist."

Regelungen werden diese Woche überprüft

Reuter kündigte am vergangenen Freitag an, dass in dieser Woche die Regelungen überprüft werden, bis vergangene Woche galten aber auf jeden Fall strenge Regeln. "Hinsichtlich der Besuchsregelungen in Krankenhäusern gelten unverändert die Bestimmungen der Infektionsschutzverordnung, dass in Krankenhäusern vulnerable Patientengruppen durch Schutzmaßnahmen und Zutritts- und Besuchsbeschränkungen angemessen zu schützen sind." Hintergrund waren auch die "immer noch hohen Inzidenzahlen. Auch wenn diese in den letzten Tagen erfreulicherweise rückläufig sind".

Zum Klinikenverbund gehören bekanntlich auch die Kreiskliniken in Traunstein, Trostberg und Ruhpolding im Landkreis Traunstein, wo zuletzt die Inzidenzen höher waren als im Berchtesgadener Land. Dort ist man allerdings ein gebranntes Kind: Die Geburtenstation in Bad Reichenhall musste in der zweiten Welle einmal zwei Wochen nach Traunstein verlegt werden, weil eine Patientin bei einer Routine-Untersuchung das Virus eintragen hat.

"Die angekündigten neuen Lockerungsmaßnahmen für geimpfte und genesene Personen, die primär auf den Zutritt zu Geschäften und Betrieben ausgerichtet sind, können daher nicht unkritisch auf Krankenhäuser übertragen werden", richtet Reuter den Blick auf die besondere Situation in einem Krankenhaus.

Die letzte Verantwortung liegt beim Arzt

Zum Zeitpunkt der Anfrage der Heimatzeitung waren zudem noch keine amtlichen Ausführungsbestimmungen veröffentlicht, zum Beispiel, welche Nachweisdokumente etwa für Geimpfte benötigt werden. "Vor diesem Hintergrund haben wir uns mit den Gesundheitsämtern dergestalt abgestimmt, dass bis auf Weiteres die bestehenden Besuchsregelungen an unseren Klinik-Standorten unverändert fortgeführt werden und Anfang kommender Woche unter Berücksichtigung der dann vorliegenden amtlichen Ausführungsbestimmungen geprüft und gegebenenfalls angepasst werden." Darüber werden die Kliniken Südostbayern dann gesondert informieren, versichert Reuter.

Aufgekommen war in dem Zusammenhang auch die Frage, ob die Wahlfreiheit für ein Krankenhaus aktuell gilt. "Selbstverständlich hat ein Patient das Recht der freien Wahl des Arztes und des Krankenhauses", sagt Ralf Reuter. Bei einer Verlegung innerhalb eines Krankenhauses beziehungsweise zwischen verschiedenen Abteilungen und Stationen kämen neben dem Gesundheitszustand noch weitere medizinisch und pflegerische Versorgungsaspekte zum Tragen. "Die Letztverantwortung und –entscheidung liegt beim behandelnden Arzt", betont der Kliniken-Sprecher.