Klaus Geißdörfer verlässt die ZF

"Neue Aufgaben außerhalb des Unternehmens" – Finanzchef Klaus Jaschke soll an die Spitze rücken

05.02.2020 | Stand 19.09.2023, 20:08 Uhr

Abschied "auf eigenen Wunsch": Dr. Klaus Geißdörfer. −Fotos: tj

Nach nur vier Jahren wird sich zum 1. April Dr. Klaus Geißdörfer von der Spitze der Passauer ZF zurückziehen. Das Unternehmen bestätigte gestern auf PNP-Anfrage den geplanten Wechsel. Neuer Standortleiter und Leiter der Division Industrietechnik ist ein "Eigengewächs": der Passauer Klaus Jaschke, der seit 2015 für Controlling und Finanzen zuständig ist.

Nach PNP-Informationen hatte Geißdörfer am Montag im Rahmen einer Tagung, an der auch Führungskräfte aus der Zentrale Friedrichshafen teilnahmen, bekanntgegeben, dass er um Auflösung seines Vertrags bitte. Bereits am Dienstag sickerten Gerüchte durch, am Mittwoch folgte dann die Bestätigung in einem knapp formulierten Pressestatement: "Dr. Klaus Geißdörfer, Leiter der Division Industrietechnik und Leiter des Standorts Passau der ZF Friedrichshafen AG, verlässt zum 31.März 2020 das Unternehmen auf eigenen Wunsch, um sich neuen Aufgaben außerhalb von ZF zu widmen. Bis auf weiteres übernimmt Klaus Jaschke, Leiter Finanzen, Controlling, IT und Prozessmanagement, zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben auch die Leitung der Division Industrietechnik und des Standorts Passau".

Geißdörfer war erst 2016 in die ZF Friedrichshafen AG eingetreten. Er kam damals von der Schaeffler Technologies GmbH & Co. KG in Herzogenaurach, wo er die Sparte Industrieanwendungen leitete, nach Passau, als Nachfolger von Hermann Beck, der 16 Jahre hier in leitenden Funktionen tätig war. Sein Amtsantritt fiel in eine Zeit rasanter Veränderungen auf dem Markt. Insbesondere die fortschreitende Digitalisierung zwingt Zulieferer zu Umstrukturierungen. In Passau entwickelte sich unter seiner Führung das Windkraft-Segment neben den traditionellen Bereichen Bau- und Landmaschinen zur dritten Säule der Division Industrietechnik. Und auch die E-Mobilität wurde vorangetrieben, mechanische Technik mit Sensorik, elektrischen Antrieben und intelligenten Steuerungen aufgerüstet. "Gute Perspektiven für Passau" bescheinigte vor etwa einem Jahr der damals neue ZF-Vorstandsvorsitzende Wolf-Henning Scheider dem Standort Passau dank dessen "Brückenschlag von konventioneller Präzisionsmechanik hin zu intelligenten mechanischen Anwendungen in Form von Elektrifizierung, Digitalisierung und Vernetzung".

Während sich der Standort Passau mit seinen derzeit rund 4000 Mitarbeitern – 11000 sind es in der Division Industrietechnik – nach PNP-Informationen relativ gut behauptet hat, gab es doch auch Spannungen in der Belegschaft, die "Techniker" Geißdörfer nicht ohne weiteres beilegen konnte. Unter anderem entzündete sich vor einem Jahr ein Streit um die Erfolgsbeteiligung, bei einer zusätzlich anberaumten Betriebsversammlung schlugen die Emotionen ungewohnt hoch, Geißdörfer musste Pfiffe hinnehmen. Noch unklar ist, ob der Manager, der sich unter anderem als amtierender Lions-Präsident und Universitätsrat auch öffentlich sehr engagiert und stark in die Region hineinwirkt, nach seinem Abschied von der ZF der Stadt erhalten bleibt. Gerade erst hatte er sich in exponierter und deshalb umstrittener Innstadt-Lage ein Eigenheim gebaut.

Sein Nachfolger im Amt ist ein Finanzexperte: Klaus Jaschke, gebürtiger Passauer und seit 2001 bei der ZF. Seit 2005 hatte er Verantwortung für das innerbetriebliche Rechnungswesen, zum 1. Februar 2016 hatte er die Gesamtleitung Finanzen, Controlling, IT und Prozessmanagement in der Division Industrietechnik. Zum 1. April übernimmt er hier nun als Divisionsleiter die Gesamtverantwortung.