Vilshofen/Eging
Kirchenvorstand sagt Gottesdienste ab

"Wir wollen jegliche Gefährdung ausschließen" – Stattdessen: Pfarrer steht für Gespräche zur Verfügung

15.01.2021 | Stand 20.09.2023, 23:06 Uhr

In der Erlöserkirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Vilshofen wird es bis Ende Januar keinen Gottesdienst geben. Die Tür steht Gläubigen trotzdem offen, zur üblichen Gottesdienstzeit wird Pfarrer Manfred Greinke anwesend sein. −Foto: Archiv/Scholz

Der Kirchenvorstand der Evangelischen Kirchengemeinde Vilshofen hat am Donnerstagabend beschlossen, eine Gottesdienstpause einzulegen. "Bis Ende Januar wird es in Vilshofen und in Eging keine Gottesdienste geben", teilte Dr. Christine Boenninghausen gestern mit. Sie ist Vertrauensfrau der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Vilshofen, von der aus auch Eging am See betreut wird.

Schon am vergangenen Sonntag, als Rainer Sebastian den Gottesdienst in Eging abhalten wollte, kam es zu einer spontanen Absage. Als sich nun der komplette Kirchenvorstand am Donnerstag per Videokonferenz über die Situation beriet, wurde das Thema aufgegriffen. Wie sollte man angesichts der kritischen Pandemie-Situation weiterhin vorgehen? Mit zwei Enthalten beschloss die Mehrheit des Kirchenvorstands (zehn Mitglieder plus Pfarrer), die Gottesdienste an den kommenden drei Sonntagen bis Ende Januar ausfallen zu lassen.

Das wurde damit begründet, dass jegliche Gefährdung ausgeschlossen werden sollte. "Vor allem ältere Menschen sehen sich verpflichtet, den Gottesdienst zu besuchen, wenn er schon einmal angeboten wird", berichtet Vertrauensfrau Dr. Boenninghausen. Zugleich halte sich der Gottesdienstbesuch in einem bescheidenen Rahmen. Die Erlöserkirche in Vilshofen bietet nach dem Hygienekonzept 20 Besuchern Platz.

Sollten Gläubige zu den üblichen Gottesdienstzeiten trotzdem kommen, so werden sie nicht vor einer verschlossenen Tür stehen. Pfarrer Manfred Greinke, der die Zeit bis zu einer Neubesetzung der Pfarrerstelle von Alexander Schlierf (zum Jahresende in den Ruhestand verabschiedet) überbrückt, wird in der Kirche sein und – wenn gewünscht – für Gebete oder ein Gespräch zur Verfügung stehen.

Dekan Jochen Wilde (Passau) zeigt Verständnis für den Vilshofener Beschluss. "Alle Kirchenvorstände der 16 Kirchengemeinden im Dekanat überlegen, wie sie ein Zeichen setzen sollen", sagt er. "Setze ich die Gottesdienste aus oder feiere ich trotzdem?" Entscheidend sei, dass die Kirchenvorstände prüfen, wie die Bedingungen vor Ort sind, um jegliche Gefahr für die Gottesdienstbesucher ausschließen zu können. Dr. Boenninghausen sagt: "Wir wollen die Menschen schützen." Noch sei die Zahl der Kirchengemeinden, die sich für Absagen entscheiden, gering. "Aber es gibt Alternativen. So hat eine Pfarrerin ihre Predigt in alle Briefkästen der Gemeindeglieder eingeworfen", berichtet Jochen Wilde.

Im Frühjahr waren die Kirchen während des Lockdowns geschlossen worden, was zu teilweise scharfer Kritik geführt hatte. Der Vorwurf: In diesen harten Zeiten ducke sich die Kirche weg, statt sich um die Menschen zu sorgen. "Das ist jetzt anders", ist Vertrauensfrau Dr. Boenninghausen überzeugt. Der Pfarrer stehe für Gespräche und eine Begleitung bereit.

− hr