PNP-Frühjahrskur 2021
Kelheimer nimmt mit Hilfe einer Magenverkleinerung 60 Kilo ab

06.03.2021 | Stand 21.09.2023, 5:42 Uhr

Mit seinem E-Bike war Walter Wasner schon zu Beginn seines Abnehm-Marathons gerne in den Bergen unterwegs. 10.000 Kilometer und 90.000 Höhenmeter hat der 36-Jährige mittlerweile zurückgelegt. Heute läuft er zudem jeden Tag. −Fotos: privat

Walter Wasner aus dem Landkreis Kelheim hat bei einer Größe von 1,75 Metern 160 Kilogramm auf die Waage gebracht. Nach einer Magenverkleinerung nahm er 70 Kilo ab.

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Dass aus ihm einmal ein leidenschaftlicher Sportler werden würde, hätte sich Walter Wasner nie gedacht. Heute läuft Walter Wasner vor der Arbeit schon eine Stunde und könnte sich seinen Alltag ohne Joggen, Schwimmen oder Radeln nicht mehr vorstellen. "Ich bezeichne es immer gerne als Leben 2.0, denn es ist wirklich so, als ob mir ein zweites Leben geschenkt worden wäre. Ich lebe heute in einem anderen Körper", strahlt der 36-Jährige.

92 Prozent seines Magens wurden entfernt

Doch geschenkt wurde dem gelernten Heilerziehungspfleger gar nichts, viel mehr hat sich Walter Wasner seinen Erfolg hart erarbeitet. Mit viel Durchhaltevermögen und eiserner Disziplin. Und nicht zuletzt dank einer sogenannten Schlauchmagen-Operation, bei der ihm 92 Prozent des Magens entfernt wurden. "Nach dem Eingriff kann der Magen nur noch eine Füllmenge von etwa 150 Gramm zu sich nehmen, später dann 250 Gramm. Doch auch dann kommt es sehr darauf an, was man zu sich nimmt. Denn wenn ich alle paar Stunden eine warme Leberkäsesemmel gegessen hätte, wäre es nicht zu meinem jetzigen Gewicht gekommen", ist der 36-Jährige aus Riedenburg (Landkreis Kelheim) überzeugt.

Seine Ernährung hat er mittlerweile komplett umgestellt, verzichtet konsequent auf Zucker und Weißmehl. Dass Abnehmen auf Dauer nur mit einer Ernährungsumstellung klappen kann, wusste Walter Wasner schon lange – zumindest rein theoretisch. "Ich habe mit zehn Jahren schon mit dem übermäßigen Essen angefangen und ab der 6. Klasse den berüchtigten Jo-Jo-Effekt kennengelernt. Ich war sogar extra in einer Klinik am Bodensee und konnte dort 15 Kilo abnehmen. Aber letztendlich war die Sucht einfach zu groß und ein Sättigungsgefühl ist bei mir nie eingetreten. Ich habe alle Diäten ausprobiert, die es gibt. Leider ohne Erfolg", erinnert sich Walter Wasner.

Lebensqualität war damals gleich null

Hinzu kam, dass er wegen seiner Schlafapnoe tagsüber ständig müde und kaum leistungsfähig war. Als unerträglichen Zustand bezeichnet er heute die Zeit als er einen Body-Mass-Index von 50 hatte und aufgrund seines Gewichts von 160 Kilo bei einer Größe von 1,75 Metern nicht nur unter Überwicht litt, sondern sogar als adipös, sprich fettleibig, galt. "Ich trug damals Kleidergröße 3 XL und litt unter verschiedensten Begleiterkrankungen meines Übergewichts. Meine Lebensqualität war gleich null."

Letzter Ausweg aus seinem jahrelangen Dilemma war eine Schlauchmagen-Operation. Der Schlauchmagen ist eine Form der Verkleinerung des Magens zur Behandlung der Fettsucht. Bei der Operation wird ein großer Teil des Magens entfernt, so dass nur ein schlauchartiger Rest von etwa acht Prozent erhalten bleibt und die Patienten dadurch beim Essen deutlich schneller ein Sättigungsgefühl empfinden. Durch den Eingriff wird das Magenvolumen etwa auf die Größe einer kleinen Banane verkleinert. "Das einzige, was ich im Nachhinein bereue, ist die Tatsache, dass ich dies nicht schon viel früher gemacht habe", ist der Niederbayer überzeugt, denn nach der Operation 2019 fing für ihn ein neues Leben an.

Über Risiken der OP muss man sich genau informieren

Dennoch warnt der Riedenburger davor, eine Schlauchmagen-Operation als alleiniges Allheilmittel anzusehen. Erster Ansprechpartner sollte vorab seiner Meinung nach stets eine Selbsthilfegruppe sein, da man hier Berichte von Betroffenen aus erster Hand erhält. Zudem muss man sich vorab sehr genau über die Risiken eines solchen Eingriffs informieren und auch danach sein Essverhalten ändern, sonst klappt es mit dem Abnehmen auf Dauer nicht.

In den ersten 14 Monaten nach dem Eingriff konnte er 55 Kilo abnehmen, doch dann kam der Stopp und er fing mit dem Sporteln an − mit Erfolg. Dank seines Ehrgeizes zeigte die Waage im Februar 2020 insgesamt 70 Kilo weniger an. Seine Leidenschaft für den Sport begann mit dem Radeln. Anfangs fuhr der 36-Jährige mit seinem E-Bike kürzere Strecken und brauchte dabei noch den Motor, doch er steigerte sich stetig. Nicht ohne Stolz in der Stimme erzählt Walter Wasner, dass er mit seinem E-Bike in einem Jahr 10.000 Kilometer und dabei 90.000 Höhenmeter geschafft habe und auch seine Leidenschaft fürs Schwimmen und Laufen entdeckt habe. "Von Juni 2019 bis Juni 2020 bin ich 650 Kilometer gelaufen und war meist vier Mal pro Woche unterwegs. Heute laufe ich jeden Tag vor der Arbeit eine Stunde und habe dabei besonders den Berglauf für mich entdeckt, das reizt mich besonders. Im Moment nehme ich an einer ,Running Challenge‘ des ortsansässigen Sportvereins teil und bis zum jetzigen Zeitpunkt konnte ich knapp 250 Kilometer für einen guten Zweck erlaufen. Das ist ein schönes Gefühl", gibt er zu.

Doch nicht nur die Operation und der Sport führten zur Wende in Walter Wasners Leben. Auch beruflich hat er sich umorientiert und arbeitet nun als Schlosser in einem kleinen Betrieb. "Das Handwerkliche gefällt mir total und heute kann ich wirklich mit Fug und Recht behaupten, dass ich rundum ein Leben 2.0 führe."