Trostberg
Kaplan hört der Liebe wegen auf: Jetzt spricht der Stadtpfarrer

15.07.2019 | Stand 21.09.2023, 6:09 Uhr

"Die katholische Kirche kann es sich nicht erlauben, auf gute Leute zu verzichten": Stadtpfarrer Dr. Florian Schomers (rechts) und Kaplan Michael Maurer, hier zusammen bei der Firmung vor zwei Jahren. −Foto: Christine Limmer

"Da muss ein Pfarrer sein Amt niederlegen, um eine Frau heiraten zu dürfen. Traurig. Echt traurig!" – "Wieder verliert die katholische Kirche einen Seelsorger mit Herz durch das Zölibat." Dass Kaplan Michael Maurer der Liebe wegen sein Priesteramt niedergelegt hat, bewegt die Gemüter im Pfarrverband Trostberg (Landkreis Traunstein), das zeigen nicht nur die Kommentare in den sozialen Medien.

Michael Maurer (33) hat sein Priesteramt niedergelegt und ist vom Erzbischöflichen Ordinariat München-Freising mit sofortiger Wirkung von seinen – eigentlich noch bis Mitte August laufenden − seelsorgerischen Diensten entbunden worden. In einer ohnehin angespannten Personalsituation ein weiterer Rückschlag für Stadtpfarrer Dr. Florian Schomers.

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Im Gespräch mit der Heimatzeitung schickt Schomers voraus: "Jeder in Trostberg bedauert Michael Maurers Weggang sehr. Seine menschliche, engagierte Art hat alle begeistert." Die sofortige Entpflichtung des Kaplans kam für den Stadtpfarrer nicht überraschend. "Man muss es nüchtern betrachten. Das Ordinariat ist an kirchenrechtliche Vorgaben gebunden."

Wenn Maurer weiter die priesterlichen Dienste verrichtet hätte, dann hätte es auch Menschen gegeben, die das verstört. Und das, so Schomers, wäre auch nicht im Sinne von Michael Maurer gewesen. "Genausowenig, dass sich jetzt zwei Fronten bilden und ein Riss durch den Pfarrverband geht."

Stadtpfarrer will Brief ans Ordinariat schreiben

So sehr Schomers die Enttäuschung, teilweise auch Empörung versteht, die er wahrnehme: Er plädiert dafür, keine Revolution anzuzetteln und von Einzelaktionen oder Unterschriftensammlungen abzusehen. Jedoch will er einen Brief an das Erzbischöfliche Ordinariat und die Kirchen-Oberen verfassen, in dem er umstrittene Zukunftsthemen wie das Zölibat aufgreift.

"Die katholische Kirche kann es sich nicht erlauben, auf gute Leute zu verzichten", sagt er. In den höheren Kirchengremien sei die Problematik ganz sicher erkannt worden. Das findet Schomers ermunternd, auch wenn er sich im Klaren darüber ist, das die Weltkirche stark in ihren Traditionen verhaftet ist. "Bewegung vollzieht sich von je her langsam, eher wie bei einem Öltanker."

Vor dem Hintergrund von Kirchenaustritten und Priestermangel sei die Notwendigkeit aber offensichtlich: Es müssten alternative, moderne priesterliche Lebensformen als Ergänzung geschaffen werden. Dr. Schomers spricht sich für Wahlmöglichkeiten aus, die beides zulassen: dass tüchtige Geistliche auch als Verheiratete zur Verkündigung zugelassen sind oder man aus tiefen spirituellen Gründen ein eheloses Leben führt. "Wege, die es möglich machen, so unverzichtbare Mitarbeiter wie Michael Maurer nach einer Zeit der Bewährung wieder in die Seelsorge einzubinden."
Einen ausführlichen Bericht, einen Kommentar und Leserbrief dazu lesen Sie am 16. Juli im Trostberger Tagblatt und Traunreuter Anzeiger (Online-Kiosk) oder kostenlos im PNP Plusportal.