Nürnberg/Regenstauf
Jungvogel gefunden? Naturschützer raten: "Erst mal abwarten"

25.04.2017 | Stand 25.04.2017, 6:30 Uhr

Viele Menschen, die Jungvögel finden, bringen sie in eine Auffangsstation. Doch menschliche Hilfe sei häufig "völlig unnötig". −Symbolfoto: dpa

In Tierheimen und Vogelstationen werden jedes Frühjahr zahlreiche Jungvögel abgegeben - die Helfer können die Aufzucht oft kaum stemmen. Allein das Nürnberger Tierheim musste im vergangenen Jahr knapp 40 Mauersegler und diverse andere Arten aufziehen. Und dabei ist diese menschliche "Hilfe" in den meisten Fällen völlig unnötig, wie Christoph Bauer sagt, Leiter der Vogel- und Umweltstation Regenstauf des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). In den meisten Fällen kämen die Tiere sehr gut alleine klar.

Vielen Jungvögeln werde es mit der Zeit im Nest zu eng, sagt Bauer. "Wenn sie ihr erstes Jugendgefieder haben, verlassen sie das Nest, sitzen in Sträuchern und machen sich bemerkbar." Mit Hilfe ihrer Bettelrufe würden sie von den Elterntieren gefunden und weiter versorgt. "Viele Menschen glauben aber, die Vögel seien verlassen, und bringen sie in eine Auffangstation." Von den etwa 700 Tieren, die im vergangenen Jahr in die Vogelstation Regenstauf kamen, seien etwa die Hälfte Jungvögel gewesen.

Zunächst sollte das Tier beobachtet werden

Statt den Vogel direkt einzusammeln, empfehlen die Naturschützer, das Jungtier erst einmal eine ganze Weile aus einer gewissen Distanz zu beobachten - mindestens ein bis zwei Stunden. "Kommt dann kein Altvogel mehr, kann man den Jungvogel mitnehmen", sagt Bauer.

Weitere Ausnahmen seien sehr junge Tiere, die noch kaum Gefieder haben und aus dem Nest gefallen sind. Diese könne man vorsichtig dorthin zurücksetzen. Zudem sollte eingreifen, wer ein Jungtier direkt an einer viel befahrenen Straße finde. Der Vogelexperte sagt: "Am besten setzt man das Tier etwas erhöht ins nächste Gebüsch." In einem Umkreis von 20 bis 30 Meter könnten die Eltern ihre Jungen wiederfinden. Bis zu 24 Stunden lang suchten die Altvögel einen verloren gegangenen Jungvogel.

Der Kontakt soll auf das Geringste beschränkt werden

Der menschliche Geruch sei dabei kein Problem, betont Bauer. Vögel hätten nur einen schwach ausgeprägten Geruchssinn. Katzenbesitzer könnten den Vögeln helfen, indem sie ihre Tiere während der Brutzeit drinnen halten oder möglichst nur unter Aufsicht rauslassen.

Auch für die Tierheime ist die Versorgung der Jungvögel ein großer zusätzlicher Aufwand: "Wir müssen die alle zwei Stunden füttern, und wie sind ohnehin immer knapp besetzt", sagt Jürgen Vogt vom Tierheim Nürnberg. Daher sucht das Tierheim stets nach Pflegestellen. Die Helfer werden im Umgang mit den Vögeln geschult. Am Ende werden die Tiere wieder in die Freiheit entlassen. "Es sind keine Kuscheltiere, sondern Wildtiere", betont Vogt. Daher müsse man den Kontakt auf das Nötigste beschränken, damit der Vogel keinen Bezug zum Menschen aufbaue.

− dpa