Europäische Wochen
Juliane Banse singt das Leben der Gottesmutter

16.07.2017 | Stand 20.09.2023, 2:37 Uhr

Singt nächste Saison im "Rosenkavalier" am Passauer Theater: Juliane Banse. − Foto: Toni Scholz

Wenn zwei kongeniale Schöpfer – der Dichter Rainer Maria Rilke und der Musiker Paul Hindemith – zusammentreffen, kann nur etwas Außerordentliches entstehen, zumal wenn dies an einer Zeitenwende in der Kunst passiert. "Das Marienleben" ist ein solches Werk, das 1922 bei der Uraufführung durch seine Expressivität und Schönheit bestach. Dass dies immer noch gültig ist, davon konnten sich am Samstagvormittag in der Heilig-Geist-Kirche in Passau 100 Zuhörer überzeugen. Starsopranistin Juliane Banse war zusammen mit Pianist Martin Helmchen Gast bei den Europäischen Wochen.
Banse interpretierte den 15-teiligen Zyklus nicht als eine Aneinanderreihung von Liedern, sondern als theatralisches Ganzes wie eine kurze Oper über die bewegte Lebensgeschichte der Muttergottes. Sie ließ diese Lebensstationen zwischen zartester Poesie und tiefster Dramatik changieren. Juliane Banse verfügt über eine samtige reife Stimme, die aber in den Höhen glockenhell tönt. Ihre Flexibilität macht diese berauschende Expressivität erst möglich: Mühelos nimmt sie die Dissonanzen und Sprünge in den Gesangslinien und besitzt die Technik für ein traumhaftes Legato. Alles ist perfekt intoniert und artikuliert. In Martin Helmchen hat sie einen ebenbürtigen Begleiter am Flügel. Der Raum ist allerdings zu klein für das Instrument, da überschlägt sich bisweilen der Ton. Freilich: Thematisch passte er perfekt, sang doch die Sopranistin unter dem Glasfenster der Krönung Mariens zur Himmelskönigin.

Mehr zum Thema lesen Sie am 17. Juli im Feuilleton der Passauer Neuen Presse.