Bad Füssing
Jürgen Wisgalla erhält renommierten Kirchenmusikpreis

02.11.2021 | Stand 20.09.2023, 22:26 Uhr

Preisträger Jürgen Wisgalla (5.v.l.) mit den Ehrengästen (v.l.): Bürgermeister Tobias Kurz, Dr. Claudia Stadelmann-Laski, Kur- und Tourismusmanagerin Daniela Leipelt, Altlandrat Franz Meyer, Ingrid Bücher (7.v.l. mit weiteren Stiftungsmitgliedern). −Foto: red

Einen besseren Zeitpunkt hätte Jürgen Wisgalla für die Überreichung des Preises der "Stiftung Bücher-Dieckmeyer zur Pflege der Kirchenmusik in Bayern" gar nicht wählen können: Genau am Reformationstag, den die Evangelische Christuskirche Bad Füssing traditionell mit einem besonderen Gottesdienst feiert, wurde der Kantor für seine außergewöhnlichen Verdienste im Bereich der Kirchenmusik geehrt.

Die Kirchenmusik als "Herzschlag der Reformation" spielt seit jeher eine herausragende Rolle bei den Lutheranern. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sie bei der "Geistlichen Musik zum Reformationstag" im Mittelpunkt stand. Von Barock bis Pop spannte sich der musikalische Bogen mit Werken von Jeremiah Clarke, Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Bernhard Eduard Müller, Claude Debussy und Hans Nyberg. Etliche der populären Musikstücke waren dazu von Wisgalla neu arrangiert worden. Im Gottesdienst zum Reformationsfest interpretierten Barbara Schreiner (Alt), Karin Wisgalla (Flöte), Jonas Roidner (Posaune) und die Familienband Wisgalla die Musikstücke.

Kirchenmusik als "Herzschlag der Reformation"

Viele Ehrengäste konnte Kirchenrat Norbert Stapfer, der als Schirmherr der Preisverleihung fungierte, in der Christuskirche begrüßen. Allen voran Gründerin und Namensgeberin der Stiftung, Ingrid Bücher, Stiftungspräsident Dr. Berndt Jäger mit drei weiteren Stiftungsmitgliedern, dazu viele Ehrengäste aus der Region. Kirchenrat Stapfer zeigte sich auch liturgisch für die Texte verantwortlich. Wegweisend waren dabei die Worte aus dem Eingangspsalm 98: "Lobet den Herrn mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel! Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König!" Auch wenn Luther – so Stapfer – wohl die Trompete wegen ihres "Lärms" nicht so sehr schätzte und der Laute den Vorzug gab, sei sie doch des Kantors bevorzugtes Instrument.

In mehr als 30 Jahren zahlreiche Klangkörper gegründet

Im Verlauf des Gottesdienstes erhielt Wisgalla, dem bereits 2009 auf Grund seiner Verdienste um die Kirchenmusik der Titel "Kirchenmusikdirektor" verliehen wurde und der 2017 zusätzlich zum Kulturpreisträger im Landkreis Passau ernannt worden war, nun aus den Händen der Gründerin Ingrid Bücher und des Präsidenten der Stiftung, Dr. Berndt Jäger, den "Preis der Stiftung Bücher-Dieckmeyer zur Pflege der Kirchenmusik in Bayern". Nach Anton Glas (†) und Professor Martin Steidler ist Wisgalla der dritte Preisträger aus dem Landkreis Passau. Gewürdigt wurden damit seine außerordentlichen Leistungen auf dem Gebiet der Kirchenmusik.

In seiner Laudatio ging Jäger ausführlich auf den Werdegang Wisgallas ein. Das Jahr 1980 war dabei eines der wichtigsten in Wisgallas Leben: der erste Orgeldienst und das erste öffentliche Konzert in der Christuskirche, in der er seit 1986 als Kantor tätig ist, seit 1993 ist er zusätzlich einer von zwei Dekanatskantoren. Der Musiker hat in mehr als 30 Jahren zahlreiche Klangkörper gegründet: Noch heute leitet er den "Bad Füssinger Kantatenchor", die "Band der Christuskirche", das "Orchester der Christuskirche", die "Bad Füssinger Blechbläser" und das "Bad Füssinger Trompetenensemble". Laudator Jäger zeigte sich begeistert von den "reichen Früchten" der kirchenmusikalischen Arbeit in Bad Füssing und im Dekanat Passau und betonte die herausragende Bedeutung der "musica sacra" als wichtige Säule der Verkündigung.

Standing Ovations für den Kirchenmusikdirektor

Stiftungsgründerin Ingrid Bücher erzählte anschließend, wie es zur Gründung der Stiftung aus der Erbschaft ihrer Großmutter kam. Die Stiftung ist dem Gedenken an den 1981 verstorbenen weltberühmten Organisten, Dirigenten und Chorleiter Karl Richter gewidmet.

Standing Ovations gab es beim offiziellen Überreichen der Urkunde an den zutiefst bewegten Jürgen Wisgalla. Nach dem Verklingen des Applauses musizierte die Familienband Wisgalla von der Empore aus weiter. Gerade die Unterstützung durch alle Mitglieder seiner Familie in der Familienband hat es Jürgen Wisgalla in der Corona-Zeit ermöglicht, trotz Beschränkungen, Singverbot und Hygienemaßnahmen anspruchsvolle Kirchenmusik in der Christuskirche anzubieten.

Natürlich entließen die Kirchenbesucher den Kantor nicht ohne Zugaben. Zu Bachs "Jesus bleibet meine Freude" musizierten alle Sängerinnen und Sänger gemeinsam, ergänzt durch drei Mitglieder des Kantatenchors mit Anna Fuhrländer an der Violine und Jürgen Wisgalla an der Orgel. Den endgültigen musikalischen Schlusspunkt setzte der kleine Chor a capella mit Lorenz Maierhofers "Neigen sich die Stunden".

Wisgalla hat viele Ideen, die auf Umsetzung warten

Nach dem festlichen Gottesdienst folgte ein kleiner Empfang im Gemeindesaal. Bürgermeister Tobias Kurz bekräftigte in seinem Grußwort noch einmal die Bedeutung und Strahlkraft der Evangelischen Kirchenmusik in Europas größtem Kurort und im gesamten Landkreis Passau.

In ihrer doppelten Eigenschaft als Präsidialmitglied der Dekanatssynode Passau und Mitglied des Kirchenvorstands der Christuskirche beglückwünschte auch Dr. Claudia Stadelmann-Laski mit humorigen Worten den frischgebackenen Preisträger. Altlandrat Franz Meyer ließ es sich nicht nehmen, als privat geladener Gast ein paar Worte an den Preisträger zu richten: "Musik kennt keine Grenzen, sie bringt Menschen zusammen."

Das Schlusswort blieb dem Preisträger vorbehalten. Sichtlich gerührt, bedankte sich Jürgen Wisgalla bei all diejenigen Menschen, die ihn in den langen Jahren seines Wirkens begleitet und unterstützt haben – allen voran seine Familie: Ehefrau Karin und die mittlerweile erwachsenen Kinder Birgit, Marion und Simon. Letztere haben nicht nur sein Talent und die Begeisterung zur Musik geerbt, sondern sind auch, wie er zugab, seine größten Kritiker. Christuskirche, Dekanat sowie der Kurort dürfen sich jedenfalls auf weitere zukünftige musikalische Highlights freuen – Jürgen Wisgalla hat viele Ideen, die auf Umsetzung warten.

− red