Keine Entwarnung
Inzidenz sinkt erneut - RKI sieht aber weiter hohen Infektionsdruck

06.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:37 Uhr

Auch wenn die Corona-Infektionszahlen in Deutschland zurückgehen: Das RKI gibt noch keine Entwarnung. −Symbolbild: dpa

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist am Freitag nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) erneut deutlich gesunken. Trotz des zuletzt rückläufigen Infektionsgeschehens sieht das RKI aber weiter einen hohen Infektionsdruck.



Das RKI gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Freitagmorgen mit 553,2 an. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 566,8 gelegen (Vorwoche: 758,5 Vormonat: 1322,2).

Statistik verzerrt

Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - wegen überlasteter Gesundheitsämter und weil nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur diese zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 85.073 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 101.610 registrierte Ansteckungen) und 214 Todesfälle (Vorwoche: ebenfalls 214) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende immer mehr Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 25.215.210 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Auch angesichts des zuletzt klar rückläufigen Infektionsgeschehens sieht das RKI noch einen beträchtlichen Infektionsdruck und unterstreicht den Nutzen der Corona-Schutzimpfung. In der vergangenen Woche sei die Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zu der davor weiter gesunken sei - nämlich um 19 Prozent, wie es im am Donnerstagabend erschienenen RKI-Wochenbericht heißt. Zudem halten die Autoren fest, auch die Zahl von auf einer Intensivstation behandelten Personen mit Covid-19-Diagnose sei jüngst weiter gesunken und die Zahl der Todesfälle habe ebenso abgenommen.

Experten halten an Impfkampagne fest

Dennoch: „Der Infektionsdruck bleibt trotzdem mit knapp 600.000 innerhalb der letzten Woche an das RKI übermittelten Covid-19-Fällen weiterhin hoch“, mahnen sie. Die Impfung habe nach wie vor „aufgrund ihrer hohen Schutzwirkung vor einem schweren Verlauf auch bei Erkrankungen durch die Omikron-Variante nicht an Bedeutung verloren“.

Zur Impfkampagne halten die Experten fest, dass die Mehrzahl der aktuell verabreichten Impfungen zweite Auffrischimpfungen seien. Damit sollen sich laut RKI und Ständiger Impfkommission insbesondere Risikogruppen und Menschen ab 70 Jahren vor einer schweren Erkrankung schützen. Die erste Auffrischimpfung, die breiter empfohlen ist, haben laut Bericht aktuell erst knapp 60 Prozent aller Menschen in Deutschland erhalten.

Auch der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko) Thomas Mertens hebt den Nutzen der vierten Impfung hervor. „Wir müssen damit rechnen, dass das Infektionsrisiko im Herbst wieder ansteigt“, sagte Mertens den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag). Menschen über 70 Jahre und andere mit besonderem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf rief er auf, nun die Zeit zu nutzen, ihren Schutz durch eine vierte Impfung zu verbessern. „Sie sollten nicht darauf warten, bis ein an die Omikron-Variante angepasster Impfstoff kommt“, mahnte er. Weitere Daten belegten inzwischen, dass ein zweiter Booster für diese Gruppe sehr sinnvoll sei.

Omikron legt weiter zu

Im Wochenbericht führt das RKI zudem aus, dass die schon seit Wochen in Deutschland stark dominierende Omikron-Subvariante BA.2 nach jüngsten Daten zuletzt noch einmal zugelegt hat. Ihr Anteil habe nach einer Stichprobe von vorletzter Woche knapp 98 Prozent betragen. Der zuvor für die meisten Corona-Ansteckungen verantwortliche Subtyp BA.1 liegt demnach nur noch bei unter zwei Prozent, die relativ neu aufgekommenen Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5 spielen nach den Daten bisher eine untergeordnete Rolle.

So wird BA.4 mit einem Anteil von 0,1 Prozent gelistet, BA.5 mit 0,3 Prozent. Mischvarianten seien „bisher nur vereinzelt nachgewiesen“ worden, heißt es. In Deutschland wird nur bei einem kleinen Teil positiver Proben das Erbgut komplett untersucht.

Mit Blick auf den weiteren Verlauf der Pandemie verweist der Bericht erneut darauf, dass die Entwicklung vor allem davon abhänge, ob sich weite Teile der Bevölkerung umsichtig und rücksichtsvoll verhielten und die bekannten Empfehlungen zum Infektionsschutz umsetzten. „Aktuell tragen auch saisonale Effekte dazu bei, die Übertragungen zu reduzieren“, schreiben die Autoren vor dem Hintergrund steigender Temperaturen und vermehrter Aktivität im Freien.

− dpa