Corona-Pandemie
Inzidenz in Region Rosenheim steigt - Immer mehr Mutationen

05.03.2021 | Stand 22.09.2023, 2:17 Uhr

−Symbolbild: dpa

Seit Ende Dezember hatte es in Stadt und Landkreis Rosenheim einen klaren Trend zu einer Entspannung der Corona-Infektionslage gegeben. Diese ist aus Sicht des Gesundheitsamtes vorerst vorbei.

Wie das Landratsamt am Freitag in seinem Wochenbericht schreibt, steige die 7-Tage-Inzidenz (Zahl der Fälle bezogen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen) seit Mitte Februar wieder an. In der Stadt Rosenheim sei der niedrigste Wert der 7-Tage-Inzidenz am 18. Februar mit 36,2 erreicht und liege aktuell (Stand: Freitag, 0 Uhr) bei 91,3. Im Landkreis Rosenheim stieg dieser Wert von 42,5 am 13. Februar auf 85,3 am 5. März.

Seit dem letzten Wochenbericht wurden dem Gesundheitsamt Rosenheim täglich zwischen vier und 53 neue Fälle gemeldet, dies liege im Bereich des letzten Wochenberichts.

"Leider ist in der Stadt und im Landkreis Rosenheim der robuste Abwärtstrend des Infektionsgeschehens gestoppt. Wir sehen seit zwei Wochen einen Wiederanstieg der Fallzahlen und der 7-Tage-Inzidenz", bewertet Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim die Lage. Stadt und Landkreis würden kurz davor stehen, die Marke von 100 in der 7-Tage-Inzidenz zu überschreiten. "Wir beobachten im Gesundheitsamt eine klare Trendumkehr in der Region. Aus meiner Sicht stehen wir am Beginn einer 3. Welle", so Hierl.

Besorgniserregende Virus-Varianten
"Zunehmend gewinnen die besorgniserregenden Varianten des Coronavirus auch in der Region an Bedeutung", berichtet das Landratsamt Rosenheim. Nachdem nunmehr viele Labors das Testverfahren einer variantenspezifischen PCR-Untersuchung (vPCR) etabliert haben, werden dem Gesundheitsamt zunehmend bestätigte Fälle der britischen Variante (B1.1.7.) gemeldet.

Für die Bestätigung einer britischen Variante reicht laut Landratsamt aufgrund einer aktuellen Regelung des Bayerischen Gesundheitsministeriums ein Nachweis mittels einer positiven vPCR aus. Für den Nachweis der südafrikanischen (B1.351) sowie der brasilianischen Varianten (B.1.1.28 P.1) sei weiterhin ein "aufwändiges Laborverfahren", die sogenannte Gesamtgenomsequenzierung, notwendig. Bislang wurden dem Gesundheitsamt 330 Fälle einer bestätigten besorgniserregenden Variante gemeldet. Seit dem letzten Wochenbericht wurden 143 Fälle der britischen Variante von zuvor 281 positiv in der PCR getesteten Personen gemeldet. Bislang ist in der Rosenheimer Region weiterhin lediglich ein bestätigter Fall der Südafrika-Variante aufgetreten. Die brasilianische Mutation wurde nicht nachgewiesen.

Für Verdachtsfälle sowie bestätigte Fälle einer besorgniserregenden Variante gelten strengere Infektionsschutzmaßnahmen, wie das Landratsamt informiert: Neben einer 14-tägigen häuslichen Quarantäne, die nicht verkürzt werden kann, ist für die Beendigung der Quarantäne zusätzlich ein negatives Testergebnis erforderlich. Diese Maßnahmen gelten auch für die engen Kontaktpersonen der Kategorie I.

Das Gesundheitsamt zeigt sich wegen der Verbreitung der Virus-Varianten besorgt. "Bei über der Hälfte der gemeldeten Fälle wird im Labor mittlerweile die britische Variante festgestellt. Die besorgniserregenden Varianten können den Verlauf der Pandemie verschlimmern, zu einer schnelleren Verbreitung der Infektionen, zu schwereren Verläufen, zu erhöhter Sterblichkeit und zu einer Überlastung der Intensivstationen führen", berichtet Dr. Hierl. Unklar sei momentan die Datenlage, ob von einzelnen Varianten auch eine schlechtere Schutzwirkung der Impfung resultieren kann.

"Bei allem Verständnis für die finanziellen, pädagogischen und psychosozialen Auswirkungen des Lockdowns sehe ich die Beschlüsse der Konferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs - trotz der nur vorsichtigen Lockerungsschritte - für den Infektionsschutz in der Region als kontraproduktiv", kritisiert Hierl. "Je mehr die Beschränkungen des Lockdowns zurückgenommen werden, desto größer ist die Verantwortung des Einzelnen, die bekannten Regeln – Kontaktreduktion, mind. 1,5 Meter Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Masken tragen und lüften – konsequent einzuhalten, um die Ausbreitung der Virusvarianten zu verlangsamen. Auf Reisen sollte derzeit unbedingt verzichtet werden", so Hierl weiter.

Das sind die Infektionsquellen
Die Infektionsübertragungen in der Region Rosenheim ereignen sich nach Angaben des Landratsamtes weiterhin überwiegend im privaten Umfeld.

Derzeit stammen 68 Fälle aus einem großen Ausbruchsgeschehen mit der britischen Variante in einem Betrieb im Landkreisgebiet. "In dem Unternehmen wurden in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt etliche Maßnahmen ergriffen", heißt es im Corona-Wochenbericht. Dazu gehören die temporäre Schließung eines Teils des Betriebs, das Tragen von FFP2-Masken, organisatorische Maßnahmen bei der Gestaltung des Arbeits- und Pausenbetriebs, wiederholte Reihentestungen der gesamten Belegschaft und häusliche Quarantäne positiv Getesteter sowie enger Kontaktpersonen am Arbeitsplatz. Bei den Testungen neu festgestellte positive Befunde werden sofort an das Gesundheitsamt gemeldet. Zudem stehen Geschäftsführung und Gesundheitsamt in engem regelmäßigem Austausch.

Vereinzelt kommt es laut dem Landratsamt zu Infektionserkrankungen in Einrichtungen wie Kliniken, Pflege- und Behindertenheimen. Als Lichtblick sieht das Gesundheitsamt, dass kaum mehr Infektionen bei Bewohnern von Heimen auftreten. "Dies ist ein großer Erfolg der Impfungen in den Einrichtungen", so Hierl. Es ereignen sich auch wieder einzelne Fälle in Schulen und Kitas.

Impfungen:

Insgesamt sind rund 28.200 Impfungen seit Impfstart vor allem in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern sowie dem gemeinsamen Impfzentrum von Stadt und Landkreis Rosenheim auf der Loretowiese erfolgt. 18.936 davon waren Erstimpfungen, 9266 Zweitimpfungen. Insgesamt 7774 dieser Impfungen wurden in stationären Einrichtungen sowie betreuten Wohnformen in Stadt und Landkreis Rosenheim verabreicht. Derzeit wird intensiv an einer weiteren Erhöhung der Impfkapazitäten gearbeitet. Im ersten Schritt wurden bereits seit dem 1. März die Öffnungszeiten des Impfzentrums erweitert, welches nun täglich (Montag bis Sonntag) von 8 bis 17 Uhr in Betrieb ist. Es ist geplant, in der laufenden Woche insgesamt 6051 Impfdosen über das Impfzentrum und mobile Impfteams auszugeben.

Bisher haben sich rund 62.898 Personen in Stadt und Landkreis Rosenheim online über das Portal www.impfzentren.bayern.de für eine Impfung registriert (Stand: 4.3.2021). Das sind etwa 19 Prozent der Menschen in der Region. Durch die Zulassung des Impfstoffes von AstraZeneca haben auch jüngere Menschen und Personen, die nicht zur Gruppe 1, höchste Priorisierung gehören, bereits jetzt die Chance, eine Impfung gegen das Coronavirus zu erhalten. "Viele Menschen denken, dass sie aufgrund ihres Alters erst in ein paar Monaten dran sind und registrieren sich darum noch nicht. Das ist ein Irrtum", sagt Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März. "Es ist bereits jetzt für alle Impfwilligen möglich, sich online für eine Impfung zu registrieren."

Fallzahlenentwicklung
Seit dem letzten Wochenbericht mit Stand 25.2.2021 24 Uhr wurden dem Gesundheitsamt 281 neue Fälle (am 25.2.: 264) für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet. Bisher sind insgesamt 13.747 Fälle von COVID-19 in Stadt und Landkreis Rosenheim aufgetreten (Landkreis: 10.826, Stadt: 2921). Mittlerweile wurde bei mindestens 12.487 Personen eine Genesung dokumentiert. 475 Personen (am 25.02.: 474) sind bis zu diesem Zeitpunkt an der Erkrankung gestorben (Landkreis: 422, Stadt: 53). Von den Verstorbenen waren 15 (am 25.02.: 14) Personen unter 60 Jahren. 326 (am 25.02.: 326) Verstorbene waren über oder gleich 80 Jahre alt. Dem Gesundheitsamt wurde eine Person gemeldet, die seit dem letzten Wochenbericht verstorben ist. Die Person war unter 60 Jahre, sie war nicht in einem Heim untergebracht.
Bislang wurden dem Gesundheitsamt 330 Fälle (Landkreis 285, Stadt 45) (am 25.02.: 187) einer bestätigten besorgniserregenden Variante gemeldet. In einem Fall handelt es sich um die südafrikanische Variante (B1.351), über den bereits berichtet wurde, in allen anderen Fällen um die britische (B.1.1.7). Hiervon wurden dem Gesundheitsamt seit dem letzten Wochenbericht mit Stand 25.02. 24 Uhr 143 Fälle gemeldet. Alle Fälle der bestätigten besorgniserregenden Varianten sind bei der Gesamtfallzahl von COVID-19-Fällen enthalten, der Anteil der besorgniserregenden Varianten an der Gesamtfallzahl beträgt 50,9 Prozent.

103 (am 25.02.: 97) COVID-19-Patienten werden aktuell in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär behandelt. Hiervon befinden sich 18 Patienten (am 25.02.: 12) auf einer Intensivstation. Die 7-Tage-Inzidenz (Fälle pro 100.000 Einwohner während der letzten 7 Tage) liegt mit Stand 05.03.2021 (0:00 Uhr) für die Stadt Rosenheim bei 91,27 (am 25.02.: 66,09), für den Landkreis Rosenheim bei 85,33 (am 25.02.: 84,95).

− pnp