Waging am See
In zwei Jahren 10 425 Rehe geschossen

Jäger im Landkreis Traunstein sind mit 99,3 Prozent bereits im Soll – Hegeschau

21.10.2021 | Stand 21.10.2021, 20:00 Uhr

Bei der Hegeschau des BJV-Kreisverbands Traunstein im Strandkurhaus Waging gaben die Jäger anhand der ausgestellten Trophäen einen eindrucksvollen Beleg ihrer Tätigkeit ab. −F: Buthke

Die Jäger im Landkreis Traunstein haben nach zwei Jahren das Abschuss-Soll beim Rehwild bereits zu fast 100 Prozent erfüllt. Wie der Jagdberater für Niederwild, Martin Obermayer, bei der Hegeschau der Kreisgruppe Traunstein im Landesjagdverband Bayern (BJV) im Strandkurhaus Waging bekannt gab, wurden 10 425 Rehe geschossen. Als Soll waren 10 500 Rehe vorgegeben. Das sich dies auch auf die Verbisssituation positiv auswirkt, belegte Tassilo Heller, Forstabteilungsleiter des Traunsteiner Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, anhand eindrucksvoller Zahlen.
In diesem Jahr wurden beim Niederwild außerdem 116 Fasane, 743 Hasen, 2224 Füchse, 509 Dachse, 3174 Krähen, 421 Marder, 384 Gänse und 342 Elstern geschossen. Obermayer betonte, die Jäger machten ihre Arbeit. Besonders beim Rehwildabschuss gehe es in die richtige Richtung. Vergeben wurden zwölf Gold-, 22 Silber- und 29 Bronzemedaillen.
Im extremen Winter 2019/2020 habe es nicht wesentlich mehr Fallwild gegeben als in den Jahren zuvor, stellte der Jagdberater für das Hochwild, Martin Stief, fest. Beim Gamswild seien keine höheren Verluste zu verzeichnen gewesen. Die Fütterungen würden das Gamswild extrem beunruhigen. Es brauche aber Ruhe, um Energie zu sparen. Anhand der bei der Hegeschau ausgestellten Gehörne stellte er fest, dass es keine alten Gämsen mehr gebe und bei den Gamsböcken die Situation nicht gut sei. Bei der Bewertung der Trophäen wurden deshalb nur eine Gold- und eine Silbermedaille vergeben. Dagegen sei das Rotwild an den Fütterungen gestanden, weil sie diese gewohnt seien. Hier gab es zwei Gold- und eine Silbermedaille. Beim Schwarzwild sei die Probleme nicht eingetreten. Wegen der Bejagung mit Nachtzieltechnik sei nur ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Die intensive Landwirtschaft mit dem Maisanbau sorge andererseits für beste Lebensbedingungen.
Stief wendete sich gegen das Gefühl, viel Abschuss sei ein guter Jäger, wenig Abschuss ein schlechter Jäger. Egal, wie viel Wild vorhanden sei, Hauptsache der Wald passe, so seine Auffassung. Man müsse Bereiche ruhen lassen, in denen nichts passiere, und in den Bereichen, in den Wildschaden entstehe, mehr jagen. Das Auerwild, das zum Hochwild gehört, sei durch die extremen Vorgänge im Bergwald, zum Beispiel das Pflanzen von Bergahorn, meist verschwunden. Zudem seien die Bodengelege durch den Dachs gefährdet. Dagegen seien die Steinadler beständig da, so der Jagdberater.
Zu den Abschusszahlen stellte Stief fest, beim Rotwild seien 2019/2020 364 von 394 Soll (93 Prozent) erlegt worden, 2020/2021 319 von 396 (81). Beim Gamswild waren es 2019/2020 349 von 382 (91) und 2021 364 von 368 (99). Beim Schwarzwild stieg die Strecke seit 2016/2017 mit 13 Stück auf 28 in 2019/2020 und 34 in 2020/2021.
Forstabteilungsleiter Heller gab anhand eines Beispiels einen Einblick, wie die revierweise Aufnahme für das neue Vegetationsgutachten vorgenommen wird. Vorrangig sei der Zustand der Vegetation und die Verbisssituation durch Schalenwild. 2021 sei ein besonderes Jahr für die kommende Abschussplanung. 2021 ist der Verbiss so niedrig wie noch nie zuvor. Mit 7,2 Prozent Verbiss gab es zum Beispiel bei der Tanne und der Buche Bestwerte.
Über Seuchen und Krankheiten berichtete der Leiter des Traunsteiner Veterinäramts, Dr. Jürgen Schmid. Die Afrikanische Schweinepest sei ein Stück in Richtung Bayern gewandert und bei Sachsen angekommen. Die Trichinenuntersuchung von Schwarzwild sei weiterhin Pflicht. Man brauche Blutproben vom Schwarzwild für ein Monitoring. Es habe einzelne Fälle von Vogelgrippe gegeben, jedoch nicht im Landkreis Traunstein. Bei der Tuberkulose laufe das Programm für das Rotwild weiter.
Voll des Lobes war der stellvertretende Landrat Andreas Danzer. Seit Jahrzehnten praktizierten die Jäger Naturschutz bereits zu einer Zeit, als viele diesen Begriff noch gar nicht in seiner Bedeutung wahrnehmen wollten. Durch ihren Fleiß und ihre Arbeit hegten und pflegten sie unsere Heimat mit deren Tierarten, Wäldern, Bergen, Flüssen und Seen. Sie stünden für einen nachhaltigen, waid- und tierschutzgerechten Umgang mit unserem heimischen Wild. Es gelte, ein vielfältiges Naturerbe als Teil des Reichtums der Region zu bewahren.

− bjr