Marktl/Sotto il Monte
In der Partnerprovinz Bergamo gehen die Särge aus

19.03.2020 | Stand 20.09.2023, 0:56 Uhr

Marktls italienische Partnergemeinde Sotto il Monte liegt in der Provinz Bergamo, wo das Gesundheitssystem gerade vor dem Zusammenbruch steht. −Foto: red

Die Corona-Krise in Italien, vor allem in den norditalienischen Provinzen Bergamo und Brescia, wird immer dramatischer, das Gesundheitssystem steht vor dem Zusammenbruch.

Die täglich zunehmenden schlimmen Nachrichten beunruhigen auch viele Marktler. Schließlich pflegt die Marktgemeinde schon seit über zehn Jahren eine enge Partnerschaft mit Sotto il Monte, Geburtsort des Konzilspapstes Johannes XXIII., in der Provinz Bergamo/Region Lombardei. Der Ort liegt nur 18 Kilometer von Bergamo entfernt.

Wie aktuell in den Nachrichten gemeldet wird, lebt von den insgesamt rund 30000 Infizierten in Italien die Hälfte in der Lombardei. Täglich kommen derzeit allein in Bergamo um die 500 Neuansteckungen dazu und jeden Tag steigt die Zahl der Opfer, so dass die Särge ausgehen und die Toten im Halbstundentakt ohne Angehörige beerdigt werden müssen.

Im Namen der Verantwortlichen in der italienischen Partnerstadt Sotto il Monte hat Chiara Capelli einen Bericht über die dramatische Lage verfasst und den Marktler Freunden zukommen lassen. In der Stadt sei die Situation derzeit relativ unter Kontrolle und es gebe noch nicht viele infizierte Personen, eine Steigerung sei aber zu befürchten, zumal die Zahl, auch der Schwerkranken und Gestorbenen (häufig alte Menschen mit Vorerkrankungen) in den Nachbarorten und in der Stadt Bergamo rasant ansteige.

Die Angst vor dem Virus, vor der Ansteckung und vor Kontakt mit anderen Menschen sei sehr groß. "Es ist eine Angst, die die persönliche Freiheit einschränkt, was Italienern nicht leichtfällt und was sie mit einer guten Dosis Intoleranz und Ignoranz schlecht ertragen. Sie drängen sich in Supermärkten, weil sie befürchten, keine Nudeln mehr zu bekommen." Alles arte langsam in eine allgemeine "Psychose" aus.

Der Marktler Partnerschaftsreferent Max Baumgartner, der einen guten Kontakt zu den Freunden in Sotto il Monte pflegt, hat dieser Tage ein Video bekommen, dass die dramatische Lage ohne viel Worte beschreibt. Es zeigt einen Blick auf die Todesanzeigen und –nachrichten in der lokalen Presse – eine Seite am 9. Februar und zehn Seiten am 13. März.

Aktuelle Berichte in der örtlichen Zeitung zeigen die Verzweiflung: Für manche Patienten gebe es Intensivbetten, für andere nur noch ein einsames Ende in der Palliativabteilung. Angesichts knapper Ressourcen müssten die Ärzte entscheiden, wer vorrangig behandelt werde und die größten Überlebenschancen habe.

− mk