Landkreis Passau
Impfpflicht: "Jede Kündigung wäre ein Problem für uns"

24.01.2022 | Stand 24.01.2022, 19:00 Uhr

Die Impfpflicht in Pflege- und Gesundheitsberufen könnte eine Kündigungswelle nach sich ziehen, befürchtet man nicht nur in den Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen. −Foto: dpa

Rund 200 Mitarbeiter in den Kreiskliniken im Landkreis Passau sind nicht geimpft – die Impfpflicht für Pflegeberufe macht den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Zudem ist die finanzielle Lage sehr angespannt.

"Die finanzielle Lage unserer Häuser ist derzeit sehr angespannt", bringt es Josef Mader im Gespräch mit MdL Walter Taubeneder auf den Punkt. Dieser hatte die Geschäftsführer der Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen, Josef Mader und Klaus Seitzinger, zum Gespräch gebeten, um einen Blick auf die derzeitige Situation sowie Belastungen zu erhalten und sich zur Entwicklung hinsichtlich der medizinischen Versorgung für die Region auszutauschen. "Uns brennt einiges unter den Nägeln", nimmt Klaus Seitzinger gleich vorweg.

Grundsätzlich seien die Intensivstationen derzeit ausgelastet, aber nicht nur mit Corona-Patienten – glücklicherweise konnte der elektive Prozess wieder aufgenommen werden. "Momentan geht es Corona-bezogen relativ entspannt zu. Wir sind dabei, angestaute Operationen nachzuholen – was uns stark belastet, ist die Liquiditätsfrage", so die Geschäftsführer (PNP berichtete).

"Erlöse unter 50 Prozent"

"In den letzten beiden Monaten fahren wir Erlöse unter 50 Prozent des Normalbetriebs ein", so Josef Mader. Diese Lücke gelte es schnell zu schließen, da dies mittlerweile die Liquidität des Unternehmens stark gefährde. "In den Wellen haben wir einen hohen Anteil unserer Betten in die Pandemiebewältigung gesteckt." Auch die Ankündigungen von Sonderzahlungen für Mitarbeiter hätten teils für Unmut gesorgt – "zum einen, weil Berufsgruppen herausgestellt wurden und zum anderen folgte auf die Ankündigung keine weitere Handlung seitens der Politik", bedauert Mader.

Schwer im Magen liegt den Geschäftsführern die heiß diskutierte Impfpflicht für das medizinische Personal. Dabei unterstützen sie den Vorstoß, die Frist für die Einführung zu überdenken oder eine allgemeine Pflicht einzuführen. "Auch wenn die Impfquote in den Einrichtungen im Schnitt deutlich über 80 Prozent liegt, heißt das auch, dass rund 15 Prozent und damit etwa 200 Mitarbeiter nicht geimpft sind", so Mader.

Bei Personalmangel müssen Stationen schließen

"Wir bekommen Ankündigungen, dass Mitarbeiter bei einer Impfpflicht, nur auf das medizinische Personal bezogen, in Betracht ziehen das Berufsfeld zu verlassen, und in Zeiten des Fachkräftemangels wäre jede Kündigung ein Problem für uns." Das Verständnis für eine Impfpflicht nur für Pflegepersonal gehe gegen Null: "Letztlich könnte es dazu führen, dass wir sogar Stationen schließen müssten, wenn uns das Personal fehlt."

"Hier wird deutlich, wie sich die Problemkette aufbaut und was tatsächlich alles an einer Impfpflicht hängt", so Taubeneder, der die Anliegen an Gesundheitsminister Klaus Holetschek herantragen will.

− red