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Impfen beim Hausarzt: So klappt es mit dem Piks in der Praxis

28.04.2021 | Stand 28.04.2021, 17:19 Uhr

Seit Anfang April impfen Hausärzte Patienten in ihren Praxen gegen das Coronavirus. −Symbolbild: dpa

Von Laura Csapó

Seit Anfang April impfen Hausärzte Patienten in ihren Praxen gegen das Coronavirus – seit Ostern nach Schätzungen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) in rund 8500 Praxen.

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Einen Überblick, wie eine Impfung beim Hausarzt abläuft und was während des Prozederes zu beachten ist, hat der Donaukurier erstellt:

„Wir sind nur noch am Telefon“, sagt Heiko Weerda, Facharzt für Allgemeinmedizin in Pfaffenhofen. Es ist ein früher Dienstagnachmittag und der Arzt setzt einen Piks nach dem anderen. In der Gemeinschaftspraxis von Peter Maier und Heiko Weerda in Pfaffenhofen rufen so viele impfwillige Patienten an, dass die Leitungen ständig belegt sind.   Ähnlich geht es auch Hausärzten in Ingolstadt, etwa Marco Münninghoff oder Natalie Safarli. Andere, wie der Ingolstädter Hausarzt Anton Böhm, schildern auch Verunsicherung und die teils mangelnde Impfbereitschaft bei einigen ihrer Patienten.

Für die Impfung beim Hausarzt ist Aufklärung nötig, Geduld und auch etwas Eigeninitiative.

Wie kommen Patienten zu einem Impftermin?

Viele Hausärzte melden sich bei ihren Patienten, um einen Termin zu vereinbaren, unabhängig davon, ob diese schon im bayerischen Impfportal registriert sind (mehr dazu unter dem Punkt „Abmeldung beim Impfzentrum“). Für die Anfangsphase hatten Sprecher des Bayerischen Hausärzteverbands (BHÄV) zunächst davon abgeraten, direkt in den Praxen anzurufen, um dort die Abläufe nicht zu verzögern.

Die Ärzte entscheiden selbst, wer von den Patienten als nächstes geimpft werden soll. Auch in den Hausarztpraxen kommen zunächst die Risikogruppen daran. Die Hausärzte orientieren sich an der bundesweiten Impfverordnung. Die Politik sicherte den Ärzten aber mehr Flexibilität zu.

Viele Hausarztpraxen erstellen Listen, auf denen sich impfwillige Patienten aktiv eintragen lassen können. Auch in der Praxis von Peter Maier und Heiko Weerda ist das der Fall. Die Anmeldungen per Telefon reißen nicht ab: „Und natürlich haben unsere Patienten tausend Fragen“, sagt Weerda. Diese alle am Telefon zu beantworten, sei eine große Herausforderung bei den vielen Anrufen, die die Praxis erreichen. Wer sich für eine Impfung registriert hat, der bekomme ohnehin noch ein Aufklärungsgespräch beim Arzt.

Aufklärung vor der Impfung

Ist man an der Reihe und der Impftermin steht fest, muss man sich vorab durch einige Bögen Papier arbeiten, darunter ein Aufklärungsmerkblatt, eine so genannte Anamnese, in der Patienten Vorerkrankungen oder Allergien festhalten, und schließlich eine Einwilligungserklärung, die der Patient oder die Patientin unterschreiben muss.

Das Aufklärungsmerkblatt beinhaltet zum Beispiel Informationen über das Coronavirus und über den Impfstoff, der verabreicht werden soll. Dabei wird ganz grundlegend darüber aufgeklärt, wie Vektorimpfstoffe – dazu gehört der Impfstoff von Astrazeneca – (oder mRNA-Wirkstoffe wie die von Biontech und Moderna) im Körper ansetzen, was der derzeitige Wissensstand zur Wirksamkeit der Impfung ist – also etwa, dass der Impfschutz nicht unmittelbar nach der Impfung gegeben ist oder wie lange er anhält. Zuletzt geht es auch um mögliche Impfreaktionen oder -komplikationen.

Unmittelbar vor der Impfung spricht der Hausarzt direkt mit seinem Patienten. Dieser hat noch einmal Gelegenheit, Bedenken zu äußern und Fragen zu stellen. Meistens geht es dabei um die möglichen Impfreaktionen. Auch Heiko Weerda erklärt, dass zum Beispiel Schmerzen um die Einstichstelle, Müdigkeit oder erhöhte Temperatur recht gewöhnliche Reaktionen auf die Impfung seien.

Treten allerdings auch einige Tage nach der Impfung langanhaltende Kopfschmerzen oder Sehstörungen auf, sind Patienten aufgefordert, sofort einen Arzt aufzusuchen. Denn nach einer Impfung mit Astrazeneca sind in sehr seltenen Fällen Blutgerinnsel (Thrombosen), verbunden mit einer Verringerung der Blutplättchenzahl (Thrombozytopenie) aufgetreten. Darunter gab es wenige schwere Fälle von Blutgerinnseln an ungewöhnlichen Stellen, zum Beispiel so genannte Sinusvenenthrombosen im Gehirn. Starke, anhaltende Kopfschmerzen können ein Symptom für diese seltene Immunreaktion sein.

Welche Stoffe werden verimpft?

Die Ärzte werden jede Woche darüber informiert, welchen Impfstoff sie in der kommenden Woche erhalten. Seit dem 19. April sollen nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek (CSU) in den Impfzentren keine Erstimpfungen mit Astrazeneca mehr durchgeführt werden. Auch über 60-Jährige bekommen dort dann nur noch die Impfstoffe Biontech oder Moderna. Die Arztpraxen sollen dann die Impfungen mit dem Vakzin Astrazeneca übernehmen.

Das heißt aber nicht, dass in Arztpraxen nur noch Astrazeneca verimpft wird. So konnten beispielsweise auch in der Hausarztpraxis von Peter Maier und Heiko Weerda in einer Woche Biontech und Astrazeneca verimpft werden, in der Folgewoche hingegen nur einer von beiden.

Die Impfung

Der Impfstoff wird in der Regel in den Oberarmmuskel gespritzt. Wer die Impfung verabreicht bekommen hat, soll zur Sicherheit noch 15 Minuten in der Praxis sitzen bleiben. Damit, so erklärt es Heiko Weerda, steht der Patient noch unter ärztlicher Aufsicht, sollte es in sehr seltenen Fällen zu einer Sofortreaktion auf die Impfung kommen.

Wie geht es weiter?

Nach der Impfung bekommt der Patient einen Folgetermin für eine Zweitimpfung, der sich zeitlich nach den Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission) richtet. Im Falle eines Vektorimpfstoffs wie Astrazeneca erfolgt die Impfung 12 Wochen später. Für die mRNA-Impfstoffe empfiehlt die STIKO einen Abstand von sechs Wochen.

Abmeldung beim Impfzentrum

Für einen Impftermin beim Hausarzt ist eine Anmeldung bei dem Online-Portal „BayIMCO“ zwar nicht nötig, viele sind aber bereits dort registriert und beim Hausarzt angemeldet. Die Ärzte haben keinen Zugriff auf das Portal. Das heißt: Wer vom Hausarzt geimpft worden sei, sollte seine Anmeldung anschließend selbst löschen. Das Problem: Macht der Impfling das nicht, wird ihm ein doppeltes Impfangebot gemacht. Das Angebot für einen nächsten Impfberechtigten verzögert sich.

Der Abmeldeprozess auf dem Impfportal ist eigentlich recht einfach: Wer sich auf der Webseite wieder mit seinen Daten angemeldet hat, findet unter seinem Profil den Button „Daten und Account löschen“. In vielen Familien sind mehrere Personen über eine Mail-Adresse gemeldet. Anders als noch vergangene Woche, können inzwischen auch einzelne Personen ohne Probleme aus dem System entfernt werden.

Wer sowohl beim Hausarzt als auch beim Impfzentrum angemeldet ist und etwa zeitgleich bei beiden einen Termin bekommt - oder sich nicht wie empfohlen beim Impfzentrum abgemeldet hat -, kann dies noch nachholen. Wird über das Impfzentrum per Mail ein Termin angeboten, den der Patient nicht mehr benötigt, kann er diesen über einen Link in der Mail absagen.