Corona hat sie schrumpfen, jedoch beileibe nicht verstummen lassen – die traditionsreiche Landkreis-Musikwoche in Baumburg.
Die Mischung aus konzentrierter Fortbildung und unbeschwertem Ferienlager, mit der die Arge der Musikschulen im Landkreis Traunstein nun schon seit 34 Jahren den musikalischen Nachwuchs aus dem Chiemgau und Rupertiwinkel am Ende der Sommerferien anlockt und begeistert, konnte heuer nur an einem Tag über die Bühne gehen. Der Zahl der Teilnehmer und ihrer Freude am gemeinsamen Singen und Musizieren tat dies aber kaum einen Abbruch. Schüler wie Dozenten feierten am Samstag im Seminarhotel in Altenmarkt ein freudiges Wiedersehen – auf Abstand und ohne Umarmungen zwar, aber deswegen nicht weniger herzlich.
"Uns war es wichtig, dass den Jugendlichen in diesem ungewöhnlichen Jahr nicht auch noch ihre geliebte MuWo genommen wird, wo ihnen wegen der Pandemie doch sonst schon so viele schöne Erlebnisse verloren gegangen sind wie Schüleraustausch oder Klassenfahrten", sagt Organisatorin Rebekka Thois. "Leider war auch die Musikwoche nur in sehr reduzierter Form möglich, aber immerhin – besser als gar nicht."
Die grundsätzliche Entscheidung musste die stellvertretende Leiterin der Musikschule Trostberg wegen der aufwendigen Vorbereitungen bereits vor Pfingsten treffen – "und da waren die Prognosen ja noch viel düsterer". Im Juli haben sich Rebekka Thois und ihr Team dann auf den MuWo-Ersatztag – oder "MuDay" – geeinigt. Und wie sehr die jungen Musiker an diesem Gemeinschaftserlebnis hängen, zeigte sich schnell: Innerhalb von nur einer Woche meldeten sich 55 Teilnehmer an.
"Da hatten wir dann kurzzeitig schon mal Sorge, ob wir das mit den Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen wirklich alles hinbekommen", gesteht Rebekka Thois. "Aber es war dann gar kein großes Problem mehr, weil alle Teilnehmer einfach wollten, dass der Tag stattfinden kann, und sich deshalb toll den veränderten Umständen angepasst haben."
Die Proben wurden über das weitläufige Gelände des Seminarhotels verteilt. Der Chor sang bei sonnigem Spätsommerwetter unter freiem Himmel im Innenhof, die weiteren Ensembles nutzten insgesamt fünf der großzügigen Räume und Säle, die immer wieder gut durchgelüftet wurden.
"Trotz Abstandhalten und Mundschutztragen war es zu spüren, wie dankbar und froh die Teilnehmer waren, wieder im Kreise der MuWo-Familie zu sein – wenn auch nur einen Tag lang und ohne gemeinsame Übernachtungen", berichtet Rebekka Thois. Neben einigen Neulingen begrüßte sie auch Jugendliche, die schon zum neunten Mal dabei waren.
Die Teilnehmer im Alter zwischen elf und 21 Jahren durften in den Musik-Pausen mit Betreuerin Elke Hintermaier auch noch Stofftaschen mit dem MuWo-Logo bemalen. Ansonsten galt ihre volle Aufmerksamkeit dem Einüben der vielfältigen Stücke. Das Ganze unter Regie der Dozenten Sarah Emmert (hohe Streicher), Sebastian Thiel (Holzbläser), Sebastian Krause (Blechbläser), Rebekka Thois (Klavier, Chor) und Shane Woodborne (tiefe Streicher). Letzterer nahm wieder das große MuWo-Orchester unter seine Fittiche. Mit Händels "Feuerwerksmusik" ein opulentes Klangerlebnis in die Baumburger Stiftskirche zu zaubern, das war wegen Corona heuer zwar nicht möglich, denn die öffentlichen Abschlusskonzerte, die seit je her ein treues und zahlreiches Publikum anlocken, mussten entfallen.
Zur Aufführung gebracht wurden die stimmlichen und instrumentalen Errungenschaften des Tages aber trotzdem hochkonzentriert und -motiviert. Weil es den 55 Teilnehmern einfach Spaß machte, endlich wieder gemeinsam musizieren zu können. Und: Weil das Aufnahmegerät mitlief und so wertvolle Erinnerungen an die Mini-MuWo sowie Kostproben für die Eltern entstanden, die diesmal nicht als Zuhörer, sondern nur als Bring- und Abholdienst dabei sein konnten.
Auch Gastgeber-Familie Binkert, die die jungen Musiker bestens verköstigte, zeigte sich erfreut, dass endlich wieder Leben in ihr Seminarzentrum eingekehrt war. Der Dank der Arge galt auch den Förderern und Sponsoren: der VR – meine Raiffeisenbank, der Chiemgaustiftung und dem Landkreis Traunstein. Und beim – natürlich trotzdem viel zu frühen – Abschiednehmen hieß es dann: "Bis nächstes Jahr zur MuWo 2021!" Dann hoffentlich unter normaleren Umständen und wieder eine ganze Woche lang.
− red
