Der im Februar durchgeführte Frühjahrsputz im Storchennest hat sich bezahlt gemacht. Außernzell hat seit Anfang April wieder ein Storchenpaar. Der Außernzeller Ornithologe Dr. Wolfgang Epple sieht seitdem regelmäßig nach den beiden.
Bei der Ankunft am 4. April wurde zuerst das Weibchen gesichtet. "Das ist für Störche eher ungewöhnlich", berichtet Dr. Epple, "denn meist fliegt der Storchenhahn das Nest vom Vorjahr als Erster an und wartet dort auf sein paarungswilliges Weibchen."
Die gute Nachricht: Bei den Ankömmlingen dürfte es sich um "Wiederholungstäter" handeln. Da die Vögel nicht beringt sind, lässt das zwar nur eine Vermutung zu, beim Männchen ist sich der Naturschutzexperte aber ganz sicher: Eine markante Lücke im Federkleid des linken Flügels verrät es. "Dass im zweiten Jahr in Folge der Storchenhorst angenommen wurde, bestätigt die gute Habitatqualität der bäuerlichen Kulturlandschaft rund um Außernzell", ist Dr. Epple optimistisch: "Es lässt die Hoffnung zu, dass eine Tradition bei den Störchen entsteht, und in einigen Jahren die hier erbrüteten Jungen, die nach drei bis vier Jahren geschlechtsreif sind, zur Vergrößerung der Storchbevölkerung im Schöllnacher Hügelland beitragen."
Aktuell ist relativ wenig von den Weißstörchen zu sehen. Der Brütende liegt meist tief im Nest, der Partner ist unterwegs auf Nahrungssuche. "Ein gutes Zeichen, im Moment läuft alles nach Plan", erklärt Epple. Die Paarung habe bereits in den Tagen vor Ostern stattgefunden. Im Nest müssten sich bereits Eier befinden, die in den nächsten 30 Tagen abwechselnd von Hahn und Henne bebrütet werden. Dass gebrütet wird, verrät das Verhalten der Störche: Regelmäßig werden die Eier vorsichtig mit dem Schnabel gewendet. Dazu erhebt sich der brütende Storch kurz vom Gelege. Die Beobachtung des "Außernzeller Storchenwunders", wie es Dr. Wolfgang Epple nennt, erfordert aktuell also etwas Geduld. Bringt man sie auf, wird man Augenzeuge bei der Brutablösung.
Obwohl dem Biologen das Herz aufgeht, wenn die Störche quasi barrierefrei in die umliegenden Feuchtwiesen für die Futtersuche gleiten, gibt es Grund zur Sorge. Den individuellen Schutz von Wildtieren, speziell auch den von Störchen, sieht Epple in Gefahr. Die Windkraftbranche und einige mit ihr paktierenden Umweltverbände fordern auch im Bayerischen Wald den Ausbau der Windkraft. Hier bezieht der Naturschützer, der ein Buch zu Windkraft und Naturschutz geschrieben hat, konsequent Stellung: "Windkraft wäre für unsere einzigartige, weitgehend industriell nicht belastete Vorzugslandschaft nicht nur ästhetisch ein schwerer Schlag. Störche und andere Großvögel werden häufig Kollisionsopfer an Windkraftanlagen. Während wir uns hier über den Erfolg der Weißstorch-Ansiedlung freuen, sollen Nisthilfen wie die unsere in Außernzell nach Plänen der Bundesregierung im Interessenbereich der Windkraftindustrie zukünftig verboten werden. Auch der in unseren Wäldern brütende Schwarzstorch würde zu den Opfern gehören."
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