Aldersbach
Hundebellen und Katzentanz

Musiker der Hofkapelle München waren zu Gast bei der ASAM-Barockakademie

25.10.2021 | Stand 20.09.2023, 7:24 Uhr
Klaus Engel

Der Nachtwächter ist zurückgekehrt. Durch lautes Lautenspiel konnten ihn die Schüler wieder aus seinem Versteck locken. −Foto: Engel

Vor 300 Jahren gab es weder Fernseher noch Handys – und Musik dröhnte auch noch nicht aus Lautsprechern und Kopfhörern. Die machte man selbst und weil auch Mikrofone unbekannt waren, musste das Publikum bei Aufführungen sehr aufmerksam zuhören. Das gelang den Grundschülern aus Aidenbach, Aunkirchen und Beutelsbach in hervorragender Weise, denn sie waren nicht nur eine Woche lang Hörende sondern auch Mitwirkende.

Rüdiger Lotter, Leiter der Hofkapelle München, besuchte mit seinen Musikern die "ASAM Barockakademie" im Kloster Aldersbach. Die Probenwoche war verbunden mit einem Musikvermittlungsprojekt für Dritt- und Viertklässler, das am Samstag in der Turnhalle der Wolfgang Marius Grundschule mit einem Konzert abgeschlossen wurde.

Zu Beginn gab es großes Lob von Monika Buchbauer, Rektorin der Grundschule Aldersbach, für den freiwilligen Nachmittagseinsatz der Mädchen und Buben. Stellvertretend für die überaus zahlreich erschienenen Eltern und Gäste hieß die Rektorin auch Elternbeiratsvorsitzende Katharina Beldovits willkommen.

In drei Gruppen – jeweils für Musik, Tanz und Rhythmus – hatte man sich auf die Aufführung vorbereitet. Rüdiger Lotter führte durch das Programm, dazu trug er die nach der Mode des Barocks übliche Perücke.

Für die Eröffnung des Konzertes hatte Rüdiger Lotter den ersten Satz der Suite "Battalia" von Heinrich Ignaz Franz Biber ausgewählt. Diese ist auch als "Schlachtengemälde" in die Musikgeschichte eingegangen. Damit war der rote Faden – Musik, die Bilder malt – für die Veranstaltung gelegt: Kanonendonner wurde durch Kontrabass und Cello nachgespielt. Betrunkene Musketiere sangen heimatliche Lieder gleichzeitig und durcheinander. Die Schlachtszene stellten die Schüler tänzerisch nach.

Im "Herbst" von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" ging es um ein bäuerlichen Trinkgelage. Für die Feiernden wurde das Saufen aber bald zu anstrengend, sie wurden kraftlos. Um das nachzuspielen, legten sich die Schüler auf die Bühne und taten so , als würden sie schlafen. Man hörte sie laut atmen und schnarchen.

Mit Effekten hat auch der Violinvirtuose Carlo Farina gearbeitet: Die Grundschüler erkannten das "Katzengeheul" und "Hundegebell", das sich in der Musik widerspiegelte, und wussten es zu interpretieren. Sogleich starteten sie mit ihrem "Katzentanz".

Ein schlafender Hirte der "Vier Jahreszeiten" wurde von der Hofkapelle meisterhaft porträtiert und inmitten seiner Herde von den Tänzern dargestellt. Sogar das Bellen des Hundes war in der Ferne zu hören.

"Zum Glück wurde vor 300 Jahren nicht nur gekämpft, sondern natürlich auch gelacht, und getanzt", erzählte Lotter, "aber wenn zu lange gefeiert wurde, kam der Nachtwächter." Der erschien schließlich leibhaftig in der Turnhalle. "In der Aidenbacher Asam-Kirche hat man hinter einem Beichtstuhl das Grab eines Nachtwächters gefunden. Aber als Wissenschaftler die Fundstelle untersuchen wollten, ist der einfach weg gewesen", erzählte Lotter. Urplötzlich verschwand der Nachtwächter auch in der Turnhalle. Erst durch lockendes Lautenspiel umworben kam er zurück.

Der Einsatz der Buben und Mädchen bewies, dass sich auch Grundschüler von heute für 300 Jahre alte Musik begeistern lassen. Am 19. Dezember kommt die Hofkapelle wieder. Dann wolle man versuchen, mit den Grundschülern ein "Weihnachtsprogramm" zu erarbeiten, sagte Lotter.