Barock in der Heilig-Geist-Kirche
Hochkarätiger Besuch: Ars Antiqua Austria spielte in Passau

06.03.2022 | Stand 20.09.2023, 21:36 Uhr |
Hans-Udo Kreuels

Das Barockensemble Ars Antiqua Austria spielte in der Passauer Heilig-Geist-Kirche. Im Mittelpunkt seines Repertoires steht vor allem österreichische Barockmusik. −Foto: Brendon Heinst

Die Heilig-Geist-Kirche in Passau füllte sich am Freitagabend mit klassischen Klängen der hochkarätigen Musikergruppe Ars Antiqua Austria. In lockerer Konferenzier-Manier führte Gunar Letzbor, der musikalische Leiter des 1989 gegründeten Ensembles, durch das Programm. Man spürte die Lust am Entdecken ungeahnter barocker Kostbarkeiten, und in der Tat: Die kompositorische Qualität eines Amandus Ivanschitz, Tonschöpfer der Generation vor Mozart, der sich nicht gerade dem Tiefgang, aber einer feinnervigen, früh-klassisch anmutenden Unterhaltungsmusik verschrieben hat, überzeugte.

Der heute kaum bekannte Ivanschitz, vielseitiger kroatischer Komponist und Pauliner Mönch, der vornehmlich in Niederösterreich und der Steiermark wirkte, hatte in seiner Durchreisestation Stift Lambach so manche Kom-position hinterlegt, die der bekannte österreichische Barockgeiger Gunar Letzbor aufgespürt hat.

Zwei Streichtrios von Ivanschitz machten den Anfang. Die mit Letzbor musizierenden Kollegen und Kolleginnen Jan Krigovsky (Violone), Markus Miesenberger (Viola), wechselweise mit Nina Pohn (Violine) verliehen dem zweiten Trio in B-Dur Klangwärme und virtuose Farbigkeit in den Arpeggien.

Lustig war das folgende Rätsel, das Letzbor dem Publikum aufgab: Das daraufhin erklingende Streichtrio in A-Dur sollte man entweder Mozart oder Ivanschitz zuordnen. Verblüffend das Ergebnis, denn selbst die Kenner lagen mit Mozart falsch.

Das anschließende, selten gespielte frühe Streichtrio B-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart berührte in vielen Teilen, besonders das Zupackende und urige Ausbremsen des Spielflusses im Menuett. Ein weiteres Trio von Ivanschitz, das nach einem vierjährigen Aufenthalt des Komponisten in Rom gewachsene Souveränität zeigte, leitete über zu dessen Streichquartett in A, einem Werk, das orchestralen Brio-Sound atmete, und aus dem sich das Publikum ein Da Capo des Finalsatzes erbat. Dieses begeisterte mit musikantischer Frische und gekonnten Pizzikato-Effekten.

Hans-Udo Kreuels

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