"Die Wahrheit ist, dass mir auf Erden nicht zu helfen war", heißt es bei Heinrich von Kleist. Treffender könnte man auch das Leben des Künstlers Antonio Ligabue (1899-1965) nicht überschreiben.
Welch ein kaum in Worte zu fassendes Schicksal: Uneheliches Kind, Vater unbekannt, geboren in der Schweiz von einer italienischen Wanderarbeiterin, die früh stirbt, Pflegefamilie, Waisenhaus, Zwangseinweisung in die Psychiatrie, mit 20 aus der Schweiz ausgewiesen, (die ihn heute gern als "Schweizer Van Gogh" preist), zwangsverwiesen ins italienische Gualtieri, wo der verhasste Stiefvater lebt. Dort lebt er als Außenseiter, wohnt jahrelang einsam in einer mit Lehmskulpturen vollgestopften Hütte am Po. Dann Licht am Horizont: Der Maler Mazzacurati entdeckt und fördert ihn. Eine erste Ausstellung 1961 in Rom macht ihn schlagartig berühmt. Geld fließt, mit dem er aber nicht zurechtkommt, er gibt es für Motorräder und Autos aus, verschenkt es. Nach einem Schlaganfall stirbt er im Armenhaus.