Landkreis Passau
Heute auf, morgen zu: Schulöffnung nach Inzidenzwert für Passauer Landrat "völlig praxisfern"

26.02.2021 | Stand 26.02.2021, 14:50 Uhr

Heute auf, morgen zu? "Das System lässt sich nicht tageweise an- und ausknipsen wie eine Nachttischlampe", sagt der Passauer Landrat Raimund Kneidinger und fordert eine mehrtätgige Beobachtungsphase der Inzidenzwerte, bevor die Schulen geöffnet werden. −Foto: dpa

Von einem "völlig praxisfernen" Hin und Her in Sachen Schulöffnung spricht der Passauer Landrat Raimund Kneidinger: Die ständige Neubewertung je nach Inzidenzwert über oder unter 100 sei belastend für alle Beteiligten. Er fordert eine mehrtägige Beobachtungsphase, um die Schulsituation länger aufrecht erhalten zu können.

Schulbetrieb in der nächsten Woche ja oder nein? Gemäß den derzeit geltenden staatlichen Vorgaben kann das Landratsamt erst am Samstag entscheiden, ob am Montag die Schulen geöffnet bleiben, den das hängt von der Entwicklung des Inzidenzwertes ab. Eine Belastung für Eltern, für die es so kurzfristig schwierig ist, eine alternative Betreuung für ihre Kinder zu organisieren, aber auch für den Landkreis, der von jetzt auf Gleich den Transport der Schüler und den Unterricht auf die Beine stellen muss. "Ein Unding", findet Landrat Raimund Kneidinger.

"Schüler, Schulen und Eltern brauchen Planungssicherheit"

Maßgeblich ist der vom RKI bestimmte tagesaktuelle Inzidenzwert. Liegt dieser über 100, hat das das Landratsamt dies unverzüglich, jedenfalls aber innerhalb 24 Stunden, bekannt zu machen. Ab dem auf die Bekanntmachung folgenden Tag sind Schulen im Distanzunterricht und Tagesbetreuungsangebote für Kinder, Jugendliche und junge Volljährige geschlossen. Sinkt der Wert wieder unter 100 , ergibt sich der gleiche zeitliche Ablauf für die Öffnung. Soweit die Theorie.

Dass damit bei schwankenden Inzidenzwerten um die 100 es soweit kommen kann, Schulen tageweise öffnen und schließen zu müssen, hält Landrat Raimund Kneidinger für "völlig an der Praxis vorbei". Diesen Missstand habe er Ministerpräsident Markus Söder bereits mitgeteilt. Denn die Landratsämter könnten nach dem aktuellen System lediglich den offiziellen Inzidenzwert des RKI feststellen, die Öffnung und Schließung der Schulen ergäbe sich daraus automatisch und ohne jeden zeitlichen Vorlauf. "Ein Unding, denn Schüler, Schulen und Eltern brauchen Planungssicherheit."

Und der Landrat sieht weitere Probleme: "Wie sollten Gemeinden so kurzfristig den Schülertransport organisieren?" Kneidinger erinnert dabei an ganz praktische Probleme. "Schulbusunternehmer haben Busse abgemeldet, Fahrer sind in Kurzarbeit. Das System lässt sich nicht tageweise an- und ausknipsen wie eine Nachttischlampe."

Schulsituation wenigstens für eine Woche stabil halten

Der Landrat werde erneut mit Nachdruck auf die Staatsregierung zugehen und fordert bei der Frage der Schulöffnung konkret eine mehrtägige Beobachtungsphase für den Inzidenzwert, ähnlich wie bei der Ausgangssperre. Ziel müsse es sein, die Schulsituation wenigstens für eine Woche stabil zu halten. Kneidinger: "Die jetzige Lösung verdient diesen Namen nicht, sie sorgt für Unmut bei allen Beteiligten."

Noch fragwürdiger werde das allein auf Zahlen fixierte System, wenn man die zweimalige Fehlmeldung des Inzidenzwertes am Mittwoch und am Freitag berücksichtige.

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