Plattling
Herbstzeit ist Surfzeit – auch bei elf Grad Wassertemperatur

22.10.2021 | Stand 22.10.2021, 16:00 Uhr

Cornelius surft seit etwa zehn Jahren. Doch erst seit etwa drei Jahren schwingt er sein Brett auch in Flüsse. Da gebe es einen großen Unterschied, sagt er. Flusssurfen sei anders als normales Surfen. −Fotos: Huber

Liter für Liter donnern die Wassermassen der Isar die Staustufe bei Plattling hinunter. Ihr Rauschen ist schon von Weitem zu hören. Weiß und wild wirkt das Wasser unter den mittäglichen Sonnenstrahlen. Ein schöner Anblick für einen gemütlichen Herbstspaziergang – das würden zumindest die meisten denken. Nicht so Sebastian und Cornelius. Die beiden Kumpels sind Ende 30 und leidenschaftliche Surfer. Nach Plattling kommen sie immer dann, wenn sie sich wieder in die Welle stürzen wollen.

Dabei ist es auch egal, dass das Wasser nur frische elf Grad hat, sagt Cornelius. Schließlich trage er ja einen Neoprenanzug. Bereits seit zehn Jahren schwingt sich der Berufsfotograf regelmäßig aufs Surfbrett. Vor drei Jahren hat er dann das Flusssurfen für sich entdeckt. Das sei ein gewaltiger Unterschied, sagt Cornelius. Darin habe er auch noch vergleichsweise wenig Erfahrung.

Doch immerhin: Beim dritten Anlauf steht er die Plattlinger Welle – mehrere Augenblicke. Er lenkt sein Surfbrett hin und her, trotzt der Wucht der Isar. Dann reißen ihn die Wassermassen wieder vom Bord. Das sei nicht ungefährlich, sagt er. Sein Tipp: "Never Surf Alone" – surfe niemals allein.

Auch sein Begleiter Sebastian aus Regensburg ist noch neu beim Flusssurfen. Zum vierten Mal ist er nun in Plattling. Der Platz sei noch nicht so bekannt, weshalb es nur wenige Leute her verschlage, sagt er. Auch ihn schützt ein dicker Neoprenanzug vor dem kühlen Wasser. Ohne geht es nicht. Ist das der letzte Surfausflug in diesem Jahr? "Nein, man kann Surfen bis es zufriert." Und selbst dann müsse noch nicht Schluss sein. Schließlich gebe es ja immer noch das Eissurfen.

Sebastian surft erst seit vier Jahren. Dennoch hat er schon einige Erfahrungen gesammelt. Beim Flusssurfen hier in Plattling sei vor allem der Wasserstand entscheidend. Je mehr Wasser die Isar führt, desto besser. An diesem Oktobertag hat der Fluss eine Tiefe von rund 1,70 Meter. Das sei in Ordnung, doch es könnte mehr sein. Sebastians Surfversuchen sieht man den niedrigen Wasserstand nicht an. Trotz einiger weniger unbeholfen wirkender Schwenker, steht er die Welle auf den ersten Versuch. Respekt.

Und auch Cornelius will es nun wissen, er schwingt sich wieder und wieder in die kalten Wassermassen. "Eigentlich bin ich ein ziemlicher Warmduscher", sagt er von sich. Doch beim Surfen traue sogar er sich im Winter in das kalte Wasser der Isar.

− khu