Südostbayern
Heimatpfleger rügen Hexen-Ritual bei Sonnwendfeiern in Bayern

01.07.2017 | Stand 21.09.2023, 5:12 Uhr

Der Brauch des Sonnwendfeuers stammt aus heidnischer Zeit. Böse Geister sollten vertrieben werden. Oft werden Hexenpuppen verbrannt. −Foto: in

Viele Vereine zünden derzeit große Scheiterhaufen an, um traditionell die Sonnenwende zu feiern. In einigen nieder- und oberbayerischen Gemeinden wird in die lodernden Flammen aber auch eine Puppe in Menschengestalt geworfen. Die Strohpuppe wird bei vielen Feiern gerne Hexe genannt. Brennt die oft mit Kittelschürze und Kopftuch bekleidete Hexe, ist das ein Spektakel für die Besucher. Der Passauer Kreisheimatpfleger Wilfried Hartleb findet andere Worte dafür: "Das ist finsteres Mittelalter."

Nicht bei jeder Sonnwendfeier wird eine Puppe mitverbrannt. Doch wenn es so ist, heißt es oft, dass "eine schaurige Hexe an einen Baumstamm gebunden wird", "dass es keine Gnade für die Hexe gibt", obwohl "sie partout nicht Feuer fangen will", und die Besucher jubeln, wenn sie "ihr klägliches Ende findet". Dem Kreisheimatpfleger stellt es bei diesen Zitaten aus Zeitungsberichten die Haare auf. "Das ist abscheulich", sagt er, "dass es in der heutigen aufgeklärten Zeit noch solche Verbrennungen gibt. Die Leute sollen nachdenken, was das sinnbildlich bedeutet, was sie tun."

"Die Puppe symbolisiert einfach nur die bösen Geister."

60.000 Menschen, 80 Prozent davon Frauen, sind zur Zeit der Hexenverfolgung zwischen etwa 1450 und 1800 diesem grausamen geistlichen Gerichtsurteil zum Opfer gefallen. Sie starben den Tod in den Flammen - zuvor wurden sie auf grausame Art gefoltert.

Ein Sonnwendfeuer mit symbolischer Hexenverbrennung erinnert auch Karl-Heinz Reimeier, den Kreisheimatpfleger von Freyung-Grafenau, ans tiefe Mittelalter. Er weiß um die Kritik an dem Brauch, ein akutes Problem sieht er aber nicht. "Die Puppe symbolisiert einfach nur die bösen Geister und soll das Unheil vertreiben", sagt er. "Genau wie das Feuer auch." Reimeier verweist darauf, dass immer seltener eine Strohpuppe verbrannt werde.

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