Marbella – das Domizil der Reichen und Schönen

01.07.2017 | Stand 21.09.2023, 0:23 Uhr

Ein sonnenverwöhntes Fleckchen Erde: Die Strandpromenade von Marbella mit Blick auf den Jachthafen. − Fotos: Löw

Aus einem kleinen Fischerdorf an der andalusischen Küste wurde Ende der 1950er Jahre der Treffpunkt des internationalen Jetsets. Von diesem Ruf lebt Marbella bis heute gut.

Der Weg zum Kino im Keller führt über eine freischwebende Treppe inmitten von Spiegelwänden und dem Whirlpool als zentralem Punkt neben dem Sauna- und Barbereich. Wobei das "Kino im Keller" nicht falsch zu verstehen ist. Denn der Begriff "Keller" ist bei dieser Gäste-Klientel natürlich etwas differenzierter zu betrachten. Wenn Lady Gaga, Lenny Kravitz oder Staatspräsidenten im Marbella Club absteigen, dann residieren sie für 30000 Euro die Nacht über mehrere Etagen, haben (nicht nur einen) Privatpool, Großküche und Wellnessbereich, sondern eben auch das eigene Kino im Souterrain mit offener Glasfront und Alleinzugang direkt zum Meer.

Der Marbella Club ist legendär. Die Nobelherberge des Jetset der 1960er und 70er Jahre hat wohl kaum eine der Film- und Showgrößen Hollywoods ausgelassen. Quasi als Marktlücke im Jahr 1954 von Prinz Alfonso von Hohenlohe als spanisches Mitglied des internationalen Jetsets gegründet, fühlten sich schon bald Hollywood-Größen wie Audrey Hepburn, Kirk Douglas oder Brigitte Bardot hier zu Hause. Dank des 2003 verstorbenen Prinzen, der zeitweise die Verkaufskonzessionen für VW in Mexiko und für Volvo in Spanien hatte, gingen im Marbella Club auch Industrielle ein und aus.

Graf Rudi und seine vielen Anekdoten"Es war Neuland damals", erinnert sich Alfonsos heute 84-jähriger Weggefährte Graf Rudolfo an die Gründerjahre. Rudolfo, der nach dem Krieg trotz seiner Adelsherkunft eine Lehre im Hotelfach machte, war über Jahrzehnte hinweg Club-Manager und Hotelchef. Sein Cousin Alfonso hatte ihn nach Marbella geholt, und bis heute ist er dort geblieben. Wenn er im Club am Frühstückstisch sitzt, seine Runden durch die Anlage dreht, sich hier mit Freunden trifft, dann ist er in seinem Metier. Genauso wenn er von seiner Kindheit erzählt und seiner Kinderfrau, der strengen Schwester Hanna, die aus Passau stammte.

Rudi, wie ihn hier alle nennen, kann viel erzählen, insbesondere von den Reichen und Schönen − kennengelernt hat er sie alle. Er erinnert sich an die Familie Loden-Frey aus München, die in den 1950er Jahren mit dem Luxusschlitten nach Marbella kam. Ihr Riesenauto passte nicht in die Einfahrt ihres soeben gekauften Anwesens – so übernachtete man kurzerhand im Club. Oder da war Audrey Hepburn, die kein Wort Spanisch sprach, aber ein Grundstück suchte, um sich in Marbella ein Urlaubsdomizil zu bauen. Der Prinz konnte helfen, Rudolfo unterstütze ihn, und die Promis wussten es zu schätzen.

Heute hat sich freilich vieles verändert. Der Marbella Club ist nach wie vor gehobene Klasse, aber nicht mehr nur Promi-Residenz. Heute setzt man auf Familien, auf Wellness, gehobene Küche in einer ganzen Anzahl von Restaurants im Club − die glamouröse Vergangenheit zwar immer noch im Blick, aber ganz bewusst etwas zurückgenommen. Das Publikum ist gemischt, die Atmosphäre entspannt, kein bisschen Schickimicki. Wenngleich der angeschlossene Golfclub mit seinen 50 ausgesuchten Mitgliedern natürlich aus der Reihe fällt. Ihre Villen hat sich die Prominenz gleich in die Hügel neben den Greens gebaut.

Hotelkomplexe sind Teil des StadtbildsMarbella ist zum gefragten Urlaubsdomizil an der spanischen Costa del Sol geworden. Das Meer, das gemäßigte Klima, daran freuen sich auch die Normalurlauber − genauso wie am Schaulaufen der Prominenz, das es zum Beispiel am Puerto Banús nach wie vor gibt.

Der von José Banús erbaute Hafen wurde 1970 eingeweiht. Hier treffen sich die Reichen und Schönen. Die Liegegebühr beträgt zum Teil 500000 Euro pro Quadratmeter. Die größten Jachten sind bis zu 70 Meter lang, die im Hafen anzutreffenden Restaurants und Geschäfte in der oberen Preisklasse angesiedelt. Hier heißt es sehen und gesehen werden – der Jachthafen von Marbella ist Mittelpunkt des Nachtlebens an der Costa del Sol.

Die Promis und der Luxus sind das eine. Aber Marbella ist auch ohne diese Parallelwelt eine Reise wert. Zumal die Anreise heute komfortabler geht als zu Zeiten der Loden-Frey-Familie in den 1950er Jahren. Nicht mal drei Stunden im Direktflug von München nach Malaga, 20 Minuten ohne Umwege auf der Autobahn – und schon ist Marbella erreicht.

In der mittlerweile rund 150000 Einwohner zählenden Stadt hat sich viel verändert. Aus dem einstigen Fischerdorf, in dem Alfonso von Hohenlohe viel Land aufkaufte und vermarktete, ist heute eine pulsierende Touristenmetropole geworden − samt den Hotel- und Appartementkomplexen der 1970er Jahre direkt am Strand. Und doch macht auch genau das den Charme der Stadt aus. Wer die Promenade entlangspaziert, den Hafen mit der untergehenden Sonne im Blick, der möchte das Stadtbild gar nicht anders haben. Es passt irgendwie, genau wie der Boulevard Avenida del Mar mit den Skulpturen von Salvador Dalí oder die im maurischen Stil gekachelten Bänke an der Promenade oder im alten Zentrum mit dem Rathaus aus dem 16. Jahrhundert.

Kein Wunder, dass die Prominenz sich hier niederließ − Aristoteles Onassis, Sean Connery, Gina Lollobrigida, Gunter Sachs, Richard Burton, Omar Sharif – sie alle hatten oder haben hier Villen. Sie folgten quasi den alten Römern. Schon im benachbarten San Pedro de Alcántara, das auf das römische Silniana zurückgeht, finden sich antike Mosaiken und Thermalbäder sowie die Überreste einer frühchristlichen Basilika aus dem 4. Jahrhundert. Das war dann wohl so etwas wie die antike Form eins Marbella Club.

INFORMATIONEN

Marbella liegt an der Costa del Sol im sonnenverwöhnten Süden Spaniens und gehört zur andalusischen Provinz Málaga.

ANREISEN

Direktflug ab München nach Málaga zum Beispiel mit Niki Air oder Norwegian Air in knapp drei Stunden.

ÜBERNACHTEN
Legendär seit den 1960er Jahren ist das Marbella Club Hotel, Golf Resort & Spa, www.marbellaclub.com.

ESSEN
The Farm Restaurant: Hier kocht Stefan Rötscher. Er stammt zwar eigentlich aus Prien am Chiemsee, doch spanische Köstlichkeiten sind sein Markenzeichen. www.thefarm-marbella.com.

Tapas-Tour: Die darf bei einer Spanienreise nie fehlen. Eine Tour durch Marbellas Tapas-Lokale organisiert zum Beispiel der Anbieter Experience Box. Weitere Infos unter www.experienceboxspain.com.

EVENTS
Mit dem Segway am Strand entlang − ein echtes Erlebnis. Buchbar unter booking@g2move.com.

Interessant und lecker ist eine Olivenöl-Verkostung z.B. im Olivenöl-Laden Doliva, www.dolivaonline.com.

www.andalucia.org.de

PNP-Redakteurin Doris Löw erkundete Marbella auf Einladung des Marbella Club, Golf Resort&Spa und der Agentur Lobster Experience unter anderem auf einem Segway.