Eging am See
Heilig Abend auf dem Schloss

24.12.2017 | Stand 20.09.2023, 3:32 Uhr

Alles hat seinen Platz: die professionell gedeckte Tafel von Gräfin Amélie von Montgelas. − Foto: Jäger

Eging. Wenn das nicht der Traum eines jeden kleinen Mädchens ist. Weihnachten wie eine Prinzessin in einem Schloss verbringen. Amélie, Gräfin von Montgelas wohnt in ihrer Kindheit mit sieben Geschwistern und ihren Eltern im Schloss Gerzing bei Landshut. Nicht Prunk und Luxus, sondern Traditionsbewusstsein, Nächstenliebe und familiäre Geschlossenheit bleiben ihr in starker Erinnerung.

"Sie sind pünktlich, das mag ich", sagt Amélie von Montgelas (63) und öffnet lächelnd die Tür zu ihrem Haus in Eging. Ihre grau-blonden Haare sitzen perfekt, der rot-grüne ärmellose Mantel und der rote Rollkragenpullover passen zur weihnachtlichen Stimmung, die ihr Zuhause umgibt.

Wohlig warm ist es in dem liebevoll dekorierten Wohnzimmer, das Feuer knistert im Kaminofen. Im Wintergarten ist bereits für das Weihnachtsessen angerichtet: Teller, Tassen, Besteck – alles hat seinen Platz. In der Mitte zieren frische Blumen den Tisch und – ganz wichtig – jeder Gast bekommt eine eigene Kerze. "Das habe ich von meiner Mutter übernommen", sagt sie, mittlerweile im roten Sessel sitzend. Wenn sie von ihrer Mutter erzählt, kommt sie ins Schwärmen. "Eine tolle Frau. Eine Künstlerin und ein echtes Vorbild", sagt sie über die mittlerweile 96-jährige Jola, Gräfin von Montgelas. Doch ausgerechnet ein Christbaum wird vergeblich gesucht. "An Heiligabend bin ich bei ihr, da verzichte ich auf einen eigenen Baum." Nicht ganz: Als Ersatz wird ein schöner, kleiner Porzellanbaum dienen.

Wie für jedes Kind ist auch für die kleine Amélie der 24. Dezember immer mit viel Aufregung und Vorfreude verbunden. Die Zeit bis zum heiligen Abend musste dann irgendwie totgeschlagen werden. So wird spazieren gegangen, im langen Schlossgang Rad gefahren und geschaukelt oder heimlich durch das Schlüsselloch des versperrten Weihnachtszimmers gespechtet. Zum Essen ruft die Mutter die spielenden Kinder wieder zusammen, bei einem Schloss mit 1000 Quadratmeter nicht so einfach. Mittags gibt es meist nur eine Brotsuppe, am Abend dann Wiener Würstchen mit Kartoffelbrei, wahlweise auch Weißwürste. Natürlich steht auch der Gang zur heiligen Messe auf dem Programm. Ein eher unbeliebtes Ritual für die junge Gräfin. "In der Hauskapelle war es eisig kalt." So schmuggelt sie sich immer eine Wärmflasche unter das Kleid, um es wärmer zu haben. Ihre Mutter war es auch, die sie als Kind mit ihren Geschwistern zum "Christkindlausfahren" schickt. Die Geschwister verpacken Geschenke, kleine Aufmerksamkeiten, wie Honig oder Kaffee. Dann gehen sie ins Dorf und verteilen die Päckchen an bedürftige und alte Menschen. "Das mache ich heute noch sehr gerne", sagt sie.

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