Burghausen
Hausärzte: Sorge um Engpass

12.09.2019 | Stand 20.09.2023, 5:58 Uhr

Das Berufsbild des Hausarztes hat sich gewandelt, gleichzeitig aber auch Ansprüche von Ärzten und Patienten: Auch wenn Burghausen derzeit eine 100-prozentige Versorgung mit Hausärzten hat, sehen die niedergelassenen Allgemeinärzte für die Zukunft einige Herausforderungen. −Foto: dpa

Er will nicht mehr: Dr. Jürgen Kersten wird seine Allgemeinarztpraxis in Burghausen Ende September schließen. Doch nicht, weil er seinen Beruf nicht mehr ausüben will – er will gerade das wieder: Arzt sein. "Die Hälfte meiner Arbeitszeit geht für Organisation und Papierkram mit Krankenkassen drauf", sagt der Allgemeinarzt. Es gehe nur mehr darum, Vorschriften der Kassen einzuhalten, für den Patienten fehlt die Zeit. Mit dem Dasein als Hausarzt könne man unter diesen Umständen nur unzufrieden sein, findet der 51-Jährige.

Mit der Praxis Dr. Kersten hört ein weiterer Allgemeinarzt in Burghausen auf. Ein erkennbarer Trend, wie auch andere Ärzte bestätigen. "In den letzten paar Jahren sind sicher sieben Ärzte in Burghausen verschwunden", meint Dr. Wolfgang Unterharnscheid – nach eigenen Angaben der wahrscheinlich älteste praktizierende Arzt in Burghausen. Seit 35 Jahren ist er hier tätig und bemerkt: "Es gibt nachweislich zu wenig Studienplätze für Medizin, dann zu wenig Ärzte und in den Krankenhäusern suchen sie auch Ärzte – es gibt ja kaum noch jemanden, der als Hausarzt arbeiten will."

Auch in der Sitzung des Stadtrats am Mittwoch kam dieses Thema auf und die Räte äußerten sich besorgt über die Hausarztversorgung in Burghausen: "Man hört von immer längeren Wartezeiten", meinte Sabine Bachmaier (SPD). "Können wir das von Seiten der Stadt im Blick behalten?" Dabei ist Burghausen statistisch gesehen noch gut versorgt: Laut Kassenärztlicher Vereinigung liegt der Versorgungsgrad hier bei 110,8 Prozent (Stand Februar 2019). 13 Hausärzte werden hier für Burghausen (mit Umgebung) aufgeführt, von denen elf bereits über 60 sind. Dennoch bestätigte auch Bürgermeister Hans Steindl im Stadtrat, von Engpässen gehört zu haben. Man könnte bei der Kassenärztlichen Vereinigung einen Antrag zur Überprüfung der Situation stellen, so Steindl. Damit würde aber die Basis der Berechnungen des Ärztebedarfs auf den Prüfstand gestellt – was die Kassenärztliche Vereinigung nicht gerne mache.

− cts

Mehr dazu lesen Sie am 13. September im Burghauser/Alt-Neuöttinger Anzeiger.