Chiemgau
Harmlos, aber lästig: Junikäfer schwärmen zu Abertausenden

08.07.2021 | Stand 21.09.2023, 5:22 Uhr
Klaus Oberkandler

Die Flugkünste der Käfer sind eher bescheiden: In nur wenigen Minuten waren die Insekten gefangen, die hier auf der Zeitung abgelegt sind.

Seit einigen Tagen sind sie auch im Chiemgau und im ganzen Voralpenland aktiv: die Junikäfer, die in der Abenddämmerung zu fliegen anfangen und einem bei massenhaftem Auftreten den Aufenthalt im Freien verleiden. Die "Saison" hat gerade erst begonnen, auch wenn der Monat, nach dem die bis zu 18 Millimeter langen Insekten benannt sind, schon zu Ende ist.

Sie schwärmen bis weit in den Juli hinein, und die Weibchen legen auch erst in diesem Monat ihre Eier in den Boden. Die Larven werden bis zu fünf Zentimeter lang und verbringen zwei Jahre in der Erde, wo sie sich vorwiegend von Wurzeln ernähren und den Rasen schwer schädigen können. Im dritten Jahr verpuppen sie sich und kommen danach als fertige Käfer aus der Erde. Die Tiere leben drei bis vier Wochen und werden meist Ende Juli schlagartig weniger. Sie fressen vor allem die Blätter von Laubbäumen. Wenn Junikäfer in großer Zahl auftreten, können die Bäume dadurch Schaden nehmen.

In den 1960-er Jahren waren die Käfer für Gartenbesitzer eine regelrechte Plage. Der Verfasser dieses Berichtes erinnert sich, wie man damals im elterlichen Garten die dicken Brummer zu Hunderten mit Federball- oder Tischtennisschlägern zu Boden geschlagen und dann eingesammelt hat, weil sie die Obstbäume kahlgefressen haben. Die Hühner des Nachbarn haben sich am nächsten Tag über die Abwechslung auf ihrem Speisezettel gefreut.

Der offizielle Name des Junikäfers lautet Gerippter Brachkäfer. Viele bezeichnen auch den Gartenlaubkäfer als Junikäfer. Er ist jedoch deutlich kleiner. Vor einigen Jahren trat er im Voralpenland in großen Schwärmen auf. Seine in Massen auftretenden Engerlinge sorgten damals dafür, dass in vielen Gärten und Viehweiden der Rasen braun wurde und abgestorben ist. Erst vor wenigen Jahren trat dieses Phänomen im Bereich des Jochbergs in der Gemeinde Weißbach großflächig auf (wir berichteten). Ähnliche Gefahr wie vom kleineren Gartenlaubkäfer droht vom Gerippten Brachkäfer kaum. Er ernährt sich von den Blättern der Obstbäume im Garten. Erst wenn er in großer Zahl auftritt, kann er die Bäume vorübergehend schädigen und die Qualität der Obsternte beeinträchtigen. Junikäfer beißen nicht und stechen nicht. Sie sind alles andere als Flugkünstler, was ihnen auch den Namen "Torkelkäfer" eintrug. Wegen dieser Eigenschaft kollidieren sie häufig mit Menschen, brummen an Fensterscheiben oder landen auf dem Teller, von dem man gerade auf der Terrasse sein Essen verspeist. Nimmt man eines der Tierchen in die Hand, versucht es sofort, sich festzukrallen, was zwar nicht schmerzhaft ist, aber ein unangenehmes Gefühl vermittelt. Dass sie erst in der späten Abenddämmerung ausfliegen, hat einen ganz einfachen Grund: Dann ist die Gefahr, von Vögeln gefangen und gefressen zu werden, deutlich geringer als am helllichten Tag.

In zwei bis drei Wochen wird es wieder vorbei sein mit der Käferinvasion. Wenn das Wetter jedoch ideal für die kleinen Krabbler ist, kann man sie vielleicht auch noch im August beobachten. Ihre Nachkommen werden dann im Juni 2024 auftauchen.