Düster ist es und kühl, nur ein paar Sonnenstrahlen finden den Weg durch die kleinen Öffnungen in den dicken Burgmauern der Kammer. Vor vielen Jahrhunderten haben hier Menschen höllische Qualen erlitten: in der Folterkammer der Burghauser Burg. Seit 25 Jahren betreibt der Burghauser Peter Fischer im Folterturm mit dem Verlies der längsten Burg der Welt ein privates Foltermuseum.
Daumenschrauben, Streckbank, Bäckerstuhl, Scharfrichtermaske, Henkerbeil und Stachelstuhl – die Exponate lassen dem Besucher Schauer über den Rücken laufen, der Anblick lässt die Schmerzen erahnen, die die Henker ihren Opfern damit zugefügt haben. Die meisten Exponate sind Nachbauten, nach Überlieferungen und Vorlagen aus dem Nationalmuseum in München hat Peter Fischer sie von einem Experten anfertigen lassen. Nur einige wenige sind original, wie eine Fußfessel aus dem 13. Jahrhundert. Sie stammt aus Tschechien, von der Burghauser Burg sind so gut wie keine Folterinstrumente erhalten, erzählt Fischer.
Normales Mittel der JustizDie Burgverwaltung wollte aus den Räumlichkeiten ursprünglich Wohnungen machen, Immobilienmakler Peter Fischer sollte sie an den Mann bringen. Da hatte er die Idee zu dem Museum. "Ich wollte die historische Bedeutung des Folterturms den Burgbesuchern nahe bringen", erklärt er seine Motivation. "Die Folter war vom 15. bis 18. Jahrhundert als normales Mittel der Justiz allgegenwärtig", erklärt der Museumsinhaber. Da die leere Folterkammer bei den Besuchern aber nicht gut ankam, hat er begonnen, die Ausstellungsstücke zusammenzutragen.
Über zwei Etagen erstrecken sich heute die Ausstellungsräume. Die ehemalige Folterkammer befindet sich im Erdgeschoss, darunter das Verlies. Der kleine, feuchte Kellerraum mit niedriger Decke war nur durch ein Gitter von der Folterkammer getrennt – "damit die Delinquenten miterlebten, was über ihren Köpfen passierte", erklärt Fischer. Im ersten Stock befindet sich der Durchgang zum Hexenturm und im zweiten Stock die Todeszelle. In dem kleinen Raum, verschlossen durch eine dicke Eichentür, befindet sich eine hölzerne Pritsche und ein Holzofen, der nur von außen befeuert werden kann. "Durch die Zwangshitze wurde das Martyrium der Todeskandidaten noch verschärft", erklärt Fischer.
Wie viele Menschen in der Burg gefangengehalten, gefoltert oder gar hingerichtet wurden, darüber gebe es keine Aufzeichnungen, sagt Fischer. Die letzte Hinrichtung fand 1831 statt. Da Burghausen in der Frühen Neuzeit Sitz der Gerichtsbehörden war, verfestigte sich schon früh das bissige Sprüchlein "Zwischen Ach und Weh, Kreuz, Kümmernis und Klausen liegt das Schindernest Burghausen", das auf Ortsnamen rund um Burghausen anspielt.
Ansonsten ist die Burg zu Burghausen, mit 1051 Metern Länge die längste Burg der Welt, ein imposantes Bauwerk mit großer geschichtlicher Bedeutung. Im Staatlichen Burgmuseum im Dürnitzstock im innersten von sechs Burghöfen können im historischen Fürstenbau die mittelalterlichen Wohnräume der niederbayerischen Herzöge besichtigt werden. In der Staatsgalerie sind spätgotische Tafelbilder sowie ein monumentaler Bilderzyklus zur bayerischen Geschichte zu sehen.
Von Burghof zu BurghofDie Aussichtsplattform auf dem Dach des Dürnitzstocks bietet einen guten Blick über die Burghauser Altstadt und über die Burganlage. Der äußerste, sechste Burghof beherbergte vor allem Amts- und Arbeitsstätten sowie Wohnungen des Burgpersonals. Heute ist hier das Haus der Fotografie angesiedelt. Im fünften Burghof befindet sich die Hedwigskapelle, die im Auftrag von Georg dem Reichen und seiner Gemahlin Hedwig anlässlich der Landshuter Hochzeit erbaut wurde, sowie der Vizedomgarten mit dem Aussichtsturm mit Blick über die Altstadt auf der einen und Aussichtspunkt mit Blick über den Wöhrsee auf der anderen Seite des Burgbergs.
Im vierten Hof befindet sich der Folter- und Hexenturm mit Foltermuseum, im dritten Hof kommt der Fußsteig zur Stadtpfarrkirche St. Jakob und zum Burghauser Stadtplatz an. Am Georgstor im zweiten Burghof prangen das bayerische und das polnische Wappen als Erinnerung an die Landshuter Hochzeit Georgs des Reichen mit Hedwig von Polen. Den inneren Schlosshof betritt man durch den siebenstöckigen Bergfried, er beherbergt die Dürnitz, den ehemals einzigen heizbaren Raum der Burg, die Kemenate sowie die Schatzkammer und endet im Unteren Zwinger, der Verbindung zu den Vorwerken am Pulverturm.
Daneben bietet die Burg aber noch mehr an Kunst und Kultur. Das Haus der Fotografie zeigt anhand von über 3000 Exponaten die Geschichte der Fotografie in Bild und Technik sowie zeitgenössische Fotokunst, eine Ausstellung im ersten Stock thematisiert die Stadtgeschichte Burghausens. Noch bis 6. Juni ist die Sonderausstellung "Von Angesicht zu Angesicht" mit Künstlerporträts und Polaroidarbeiten des experimentellen Fotokünstlers Herbert Döring-Spengler zu sehen.
INFO Öffnungszeiten: Burghof 8.30 Uhr bis 18 Uhr; Besucherzentrum im Dürnitzforum (Burg- und Stadtmuseum) 9 bis 18 Uhr; Haus der Fotografie 10 bis 18 Uhr: Künstlergruppe – Die Burg – im Liebenweinturm Mittwoch 18 bis 20 Uhr, Freitag 16 bis 18 Uhr, Samstag 14 bis 18 Uhr, Sonntag 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr; Burgcafé Mittwoch bis Samstag 11 bis 23 Uhr, Sonntag und Feiertag 10 bis 18 Uhr.
Burgführungen: Samstag, Sonntag und Feiertag 11 Uhr und 14 Uhr, Treffpunkt Curaplatz am Burgeingang, Dauer 90 Minuten. Führung "Auf geheimen Pfaden" Samstag und Sonntag 14 Uhr, Treffpunkt an der Museumskasse.
Artikel kommentieren