Grassau
Grassauer ist einer der letzten Drehorgelbauer in Bayern

12.01.2018 | Stand 25.10.2023, 11:45 Uhr

Alois Blüml dreht an einer spanischen Orgel. Er sammelt alte, rare Instrumente und bringt sie in Schuss. −Fotos: Christina Gutsmiedl

Alois Blüml ist einer der letzten Drehorgelbauer und hat Kunden aus ganz Bayern. Sein Bauernhaus in Grassau (Landkreis Traunstein) ist ein Kleinod für Liebhaber fast vergessener Musik.

Alois Blüml hat aufgehört. Er hat seinen Beruf an den Nagel gehängt und sein Café verpachtet. Und er hat auf die Sicherheit im Leben verzichtet. Eingetauscht hat der gelernte Konditor und Koch sie gegen einen Neuanfang. Freude am Backen gegen Freude am Basteln. Statt an Brandteig, Baiser und Biskuitboden tüftelt der 79-Jährige an Tasten, Tönen und Tischorgeln. Jeden Tag steht er in seiner kleinen Werkstatt, schraubt und kurbelt. Er ist der einzige Drehorgelbauer in Altbayern.

"Erzeugen und nicht besitzen." Alois Blümls Lebensmotto hängt an der Wand seiner kleinen Werkstatt. Daneben haben Bilder mit Zitaten aus Goethes Faust und Sprüchen von Hermann Hesse ihren Platz gefunden. Der Arbeitsraum ist die Herzkammer des alten Bauernhauses in Grassau, in dem Blüml mit seiner Frau wohnt. Auf einer Werkbank liegen Zangen und Sägeblätter, vor einem Fenster mit vielen bunten Glasflaschen steht eine Stanzmaschine. Blüml wischt den Staub ab, spannt ein rundes Stück Pappe ein und drückt einen Hebel. "Ich stanze die Lieder", sagt er.

"Ich bin Autodidakt und hab’ mir alles selbst beigebracht"

Als er vor 50 Jahren mit seiner Frau in den Urlaub nach Paris fuhr, wollte er die Kirche Notre Dame und den Eiffelturm besichtigen. Stattdessen entdeckte er eine Holzkiste, die sein Leben auf den Kopf stellte. Beim Bummeln in Montmartre, dem Künstlerviertel in Paris, fand er eine alte Amorette. Er kaufte die Drehorgel und nahm sie in einer Plastiktüte mit nach Bayern. "Die war schlecht beieinander." Deshalb setzte er sie wieder instand. "Ich bin Autodidakt und hab’ mir das alles selbst beigebracht." Immer mehr Drehorgeln erwarb Blüml in den vergangenen Jahren. Die kaputten richtete er, andere baute er komplett selbst. Irgendwann fingen auch andere Leute an, ihm Leierkästen, die den Geist aufgegeben hatten, zu schicken.

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