Vor 60 Jahren erfüllte sich Hans Glas aus Dingolfing einen Traum: Er baute einen Vierradroller mit Dach.
Seine Beweglichkeit reicht nicht aus. Er muss nachhelfen. Mit der rechten Hand zieht Jürgen Kraxenberger (54) sein rechtes Bein noch näher an den Körper. Den Kopf hält er zur Seite, um sich nicht zu stoßen. Er quetscht sich durch die kleine Türöffnung in sein knallrotes Gefährt. Ein letztes Hin- und Herrutschen, dann sind seine 187 Zentimeter im Goggomobil verstaut. "Wenn man erstmal drin sitzt, hat man genügend Platz", sagt der Industriekaufmann mit einem Lächeln. Kraxenberger dreht den Zündschlüssel um und tritt mehrfach kräftig auf das Gaspedal. Der 13,6-PS-Motor im Heck brüllt laut. Jürgen Kraxenberger liebt alte Autos. Vor allem liebt er das Goggomobil.
Die Idee für das Goggomobil kam dem 1969 verstorbenen Firmenchef Hans Glas bei einem Oktoberfestbesuch 1952. "Bei der Rückfahrt gab es einen Platzregen. Glas sah Menschen unter Brücken Schutz suchen und dachte sich, man müsse ihnen ein Dach über dem Kopf geben", erzählt Kraxenberger.
Video: So wurde im Fernsehen für das Goggomobil geworben
Glas habe frühzeitig erkannt, dass Motorräder nicht mehr die alleinige Zukunft seien, sondern dass die Leute Autos wollten, meint Kraxenberger. Glas lässt einen Vierradroller entwickeln, die Geburtsstunde des Goggomobils. Es dauerte dennoch bis 1955, ehe das erste Kleinstauto in Dingolfing vom Band lief.
Jeder Haushalt in Niederbayern sollte ein Goggomobil haben, das wünschte sich Glas. Der Erfolg des kleinen Flitzers übertraf seine Träume. Im ersten Jahr wurden über 10.000 Autos verkauft. Zeitweise war das Goggomobil das weltweit meistverkaufte Kleinstauto bis 500 ccm Hubraum.
Doch nach dem Siegeszug des Goggomobils baute man bei Glas immer größere und leistungsstärkere Autos. Die Absätze aber sanken und die Firma geriet in Schwierigkeiten. BMW übernahm das Dingolfinger Unternehmen schließlich am 2. Januar 1967 komplett. Das Goggomobil wurde noch bis zum 25. Juni 1969 gebaut. Es trug nie ein BMW-Logo.
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Mit der knallroten Goggomobil-Limousine T 250 (Baujahr 1966) dreht Jürgen Kraxenberger seine Runden. − Foto: Ruge
