Gibt es kein Gemüse mehr aus Niederbayern?

Mamminger Konserven schlagen Alarm – Ohne Erntehelfer aus Osteuropa fällt heuer die Gemüsesaison aus

27.03.2020 | Stand 21.09.2023, 2:38 Uhr

Die Geschäftsführer der Mamminger Konserven (v.l.) Oliver Ponater, Christoph Ammer und Klaus Herpel sehen skeptisch auf die Gurkenernte. −F.: Birgmann

Dingolfing-Landau. "Es ist eine Katastrophe", sagt Klaus Herpel, Geschäftsführer der Mamminger Konserven. Wenn keine Saisonarbeitskräfte und Erntehelfer ins Land gelassen werden, wird heuer die Obst- und Gemüsesaison in Niederbayern ausfallen, ist seine Überzeugung. Er schlägt Alarm, nur noch in wenigen Tagen könnte man das Gemüse retten.

"Ganz Deutschland wollte vor Corona einheimische Lebensmittel. Das interessiert im Moment niemanden mehr. Ich bin neugierig, wie die Leute reagieren, wenn die Sachen nicht mehr da sind", regt sich Inhaber Franz Ammer auf. Die Mamminger Konserven sind einer der größten Gurken verarbeitenden Betriebe Niederbayerns. Die Bauern, die Gurken für den Standort Mamming zuliefern, brauchen etwa 3000 osteuropäische Erntehelfer. Insgesamt schätzt er für Niederbayern den Bedarf auf 10000 Arbeitskräfte nur für die Gurken. Durch die Entscheidung des Bundesinnenministeriums, keine Einreise für diese Menschen zu genehmigen, entsteht für die ganze Region ein landwirtschaftlicher Ausnahmezustand.

Mitte April, also in drei Wochen soll gepflanzt werden. Wenn die Bauern aber keine Gewissheit haben, dass sie auch ernten können, wird in Niederbayern kein Gemüse angebaut. Davon ist die Geschäftsführung der Mamminger Konserven überzeugt. "Wir rechnen, dass ein Hektar Gemüse im Anbau etwa 10000 Euro kostet", sagt Franz Ammer. Dieses Risiko gehe kein Bauer ein.

Nur dank der Saisonarbeitskräfte sei es möglich gewesen, die Produktion in Bayern zu erhalten und nur durch diese könne das größte Gemüseanbaugebiet Europas auch weiter funktionieren. Überlegungen, dass Studenten oder Asylbewerber hier die Arbeit übernehmen sollen, verweist Klaus Herpel ins Reich der Märchen – vor allem aus gesundheitspolitischer Sicht. "Dann fahren Arbeitskräfte aus ganz Deutschland nach Niederbayern. Am Wochenende fahren sie wieder nach Hause und stecken alle an", erklärt Franz Ammer. Osteuropäische Helfer würden im Containerdorf bleiben und könnten in Quarantäne gestellt werden.

"Dann essen wir halt heuer keinen Spargel", hat Franz Ammer schon gehört. Da haben die Menschen aber nicht in die Zukunft gedacht. Die Geschäftsführung ist überzeugt, wenn Bayern jetzt den Gemüsemarkt aufgibt, hat man auf lange Sicht verloren. Franz Herpel: "Edeka und Aldi schauen sich jetzt schon nach Produkten im Ausland um."