Wahlkreis Passau
Gespanntes Warten auf Ergebnisse: Freude bei der SPD - Ernste Mienen bei der CSU

Überdurschnittlich viele Briefwähler verzögern Auswertung

26.09.2021 | Stand 21.09.2023, 0:00 Uhr

Erst nach 19 Uhr wurden die ersten Hochrechnungen aus dem Wahlkreis Passau an die Wand geworfen. −Fotos: Rometta

Gespanntes Warten war am Sonntagabend im Wahlstudio auf der Neuburg angesagt. Erst weit nach 19 Uhr werden die ersten Hochrechnungen aus dem Wahlkreis Passau an die Wand geworfen.

Weitere Ergebnisse, Stimmen und Hintergründe vom Wahlabend finden Sie in unserem regionalen Liveticker.

Das Auszählen der dieses Mal überdurschnittlich vielen Briefwahlunterlagen ist aufwändiger und dauert daher länger als üblich. Trotz Corona-Auflagen haben sich die meisten Bundestagskandidaten aus Stadt und Landkreis nebst ihrem Gefolge im Landkreissaal eingefunden, um die Hochrechnungen live zu verfolgen. Doch das dauert, die Blicke wandern zwischen Handy-Display und Leinwand hin und her.



Nach der CSU ist die SPD am zahlreichsten vertreten - und schon nach der ersten bundesweiten Hochrechnung euphorisch. "Jawoll!", jubeln Direktkandidat Johannes Schätzl und seine Leute, als zum ersten Mal über 20 Prozent für die Roten über den Bildschirm flimmern. "Die Zahlen sehen danach aus, dass wir im Bund vorne liegen, das ist höchst erfreulich und damit hätten wir vor ein paar Monaten nicht gerechnet", sagt er um 20 Uhr. Was die Wahlkreisergebnisse angeht, muss er da noch zittern: "Bei den Erststimmen sieht’s aktuell so aus, dass wir zufrieden sind. Über 20 Prozent zu kommen wäre toll, das würde mich auch fürs ganze Team freuen." So wird es dann auch sein, Schätzl holt 20,92 Prozent und zieht in den Bundestag ein.

Dabei war Stunden zuvor noch nicht mal klar, ob er in die Neuburg kommen kann: Bei einem Fußballspiel seiner Mannschaft SV Haag gegen den SV Gottsdorf hatte er sich nachmittags bei einem Kopfball verletzt, sich Nasen- und Jochbein mehrfach gebrochen. "Für mich war klar, dass ich meine Mannschaft nicht hängen lassen werde, nur weil Wahltag ist", sagt Schätzl. "Nun ist es halt passiert." Sein Wahlkampfteam hängen zu lassen, ist aber auch keine Option. Im Klinikum lässt er sich soweit versorgen, dass er den Abend durchsteht, demnächst muss er operiert werden.

"Tolles Ergebnis bisher für die FW"

Nicht im Bundestag, aber trotzdem sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Abends ist Roswitha Toso. Sie ist für die FW angetreten und freut sich über 12,68 Prozent: "Das ist ein tolles Ergebnis bisher für die FW und auch für mich. Ich freu’ mich ganz stark. Ich denke, dass die Bevölkerung eine Politik der Mitte will, das sieht man jetzt deutlich", das zeigen für sie die 12,11 Prozent, die die FW an diesem Abend holt. Und ihr eigenes Ergebnis? "Ich glaube, es ist nicht so schlecht. Aber rein komm ich sehr wahrscheinlich nicht, Scheuer und die CSU können wir nicht schlagen - noch nicht. Das war aber zu erwarten."

Ebenfalls zufrieden ist Bundestagskandidat, MdL und Kreisvorsitzender der AfD, Ralf Stadler. Gegen 20 Uhr liegt seine Partei noch über 13 Prozent, "das ist ein hervorragendes Ergebnis. Das heißt für uns Platz 3, das kann sich sehen lassen, wenn man das mit dem bundesweiten Ergebnis vergleicht, da sind wir jetzt bei 10 Prozent." Mit gut 15 Prozent im Wahlkreis Passau rechnet er - 11,78 sollen es letztlich werden. Und sein Ergebnis? "Wenn ich nach Berlin wollte, wäre ich auf der Liste angetreten. Aber ich wollte niemandem einen Listenplatz wegnehmen. Die Wahl sehe ich als Gradmesser, wo mich meine Wähler lieber haben möchten - in Berlin oder München." 11,97 Prozent sollen es letztlich werden.

Probst mit der Erfassung der Ergebnisse beschäftigt

FDP-Kandidat und Kreisvorsitzender Martin Probst sitzt am Wahlabend im Ruhstorfer Rathaus und ist mit der Erfassung der Ergebnisse beschäftigt. "Mit meinem Ergebnis im Wahlkreis bin ich durchaus sehr zufrieden. Ich bin im stabilen Mittelfeld, das ist besser als gedacht. Auch mit dem Zweitstimmenergebnis der FDP darf man zufrieden sein."

Zu seinem Ergebnis in seiner Heimatgemeinde Ruhstorf, wo er mit 17,9 Prozent der Erststimmen Zweiter hinter Andreas Scheuer wurde, sagt er: "Es freut mich super stark, dass ich so viel Zustimmung in meiner Heimatgemeinde erfahren habe. Mit so vielen Stimmen hatte ich nicht gerechnet." Gegen 21.30 Uhr erledigt er im Rathaus noch letzte Arbeiten rund um die Wahlabwicklung. "Mal schauen, ob es danach noch zu einer kleinen Feier reicht."

Grünen-Kandidatin Stefanie Auer blickt auf "starke Teamleistung"

CSU-Direktkandidat und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer gibt TV-Interviews im Landkreissaal. 30,65 Prozent holt er letztlich. Angesichts des CSU-Ergebnisses von 32,50 Prozent ist seine Miene ernst, wie die seiner Parteikollegen. Zum Wahlkreisergebnis sagt er: "Was mich sehr besorgt, sind die vielen Stimmen für die AfD, auch in meinem eigenen Wahlkreis. Ich meine, wir haben uns da klar abgegrenzt. Über das Ergebnis der im ländlichen Raum starken Freien Wähler muss man sich auch Gedanken machen."

Grünen-Kandidatin Stefanie Auer holt 8,93 Prozent und blickt auf eine "starke Teamleistung" im gesamten Wahlkreis zurück: "Auch im Landkreis waren wir präsent. Die größte Veranstaltung, die wir in Passau organisiert haben, war das Highlight mit Annalena Baerbock. Dafür haben sie und wir viel Zuspruch bekommen, auch neue Mitglieder und Mitstreiter." 9,29 Prozent bekommen die Grünen im Landkreis.