Burghausen
Gerüchte um Aus: Damokles-Schwert über dem Burghauser Anker-Kino

22.05.2018 | Stand 19.09.2023, 7:06 Uhr

Das Anker-Kino stammt aus der Zeit Anfang der 1950-er Jahre und bietet Cineasten ein unvergleichliches Ambiente beim Schauen der Filme. − Foto: Stadt / Königseder

Kinobetreiber haben einen schweren Stand. Nach der Videowelle geraten sie nun erneut in die Bredouille, weil sich das Freizeitverhalten gerade junger Menschen erneut ändert. Die konsumieren zunehmend zu Hause im Kämmerlein Medien dann, wann ihnen die Lust danach steht. Ein gemeinsamer Kinogang einer Clique wird damit seltener, Kinobetreibern brechen Einnahmen weg.

Vor diesem allgemeinen Hintergrund stellen sich Fragen der Rentabilität neu. Für die Burghauser Kinobetreiber Attila Kovacs und Daniela Mayer bedeutet das konkret, sich Gedanken vor allem über das Anker-Kino in der Altstadt zu machen. In diesem schönsten Kinosaal in weitem Umkreis werden vor allem anspruchsvolle Filme gezeigt, in der Hoffnung mit diesem Alleinstellungsmerkmal den wunderschönen Saal aus Anfang der 1950er Jahre füllen zu können. Die Reihe "Der besondere Film" ist in der Tat hoch anspruchsvoll – hier wird ein wichtiges Stück Burghauser Kultur zelebriert. Aber leider haben sich die Hoffnungen auf entsprechende Besucherzahlen nicht erfüllt.

Als Bürgermeister Hans Steindl vor mehreren Jahren das Gebäude gekauft hat, tat er das nach eigenen Worten auch deshalb, um dieses wunderschöne Kino zu erhalten. "Ich bin selbst Cineast, bin auch bei der Auswahl der Filme dabei. Mit dem Kauf wollte ich vor allem dieses Kino erhalten und verhindern, dass es einer Wohnbebauung weichen muss."

Steindl führte vor einigen Wochen ein Gespräch mit dem Betreiberpaar, in dem die gegenwärtigen Probleme Thema waren und die Betreiber auch ansprachen, das Anker-Kino aufzugeben. Daniela Mayer erläutert: "Wir bräuchten in diesem Kino eigentlich hundert Besucher am Tag, haben aber nur einen Bruchteil davon." Am Ende entschieden sich Hausherr und Betreiber dazu, jetzt eine Sommerpause einzulegen. Zwei Filme werden nun gezeigt, von 6. Juni an bis Ende August bleibt das Anker-Kino dann geschlossen. Diese Schließung im Sommer hat es vor zwei Jahren schon einmal gegeben und sie hat auch ganz praktische Gründe, wie Daniela Mayer erläutert: "Im Sommer geht der Besuch immer geringer, hinzu kommen die Fußball-WM und die Sommer-Veranstaltungen auf der Burg, die uns auch Besucher kosten."

Das Anker-Kino war mit Filmen auch in das Pfingstfestival eingebunden. Gitarrist Claus Boesser-Ferrari legte am Sonntag eine hervorragende Improvisation zum gezeigten Film "Golem" hin. Zugleich sorgte er dafür, dass das Problem des mangelnden Besuchs öffentlich wurde, weil er bedauerte, wie schade es sei, dass das Kino geschlossen werde.

Diese Worte riefen dann Bürgermeister und Hausherrn Hans Steindl auf den Plan. Er stellte richtig, dass es keine Schließung, sondern nur eine Sommerpause gibt. Steindl betonte aber auch, er sehe die Notwendigkeit einer Neukonzeption, den Kinosaal mehr als bisher auch für andere Veranstaltungen zu nutzen.

− rw

Mehr dazu lesen Sie im Burghauser Anzeiger am Mittwoch,23. Mai