Maßnahmenpaket gegen Abzocker?
„Gefährliche Pseudowissenschaft“: Lauterbach wettert gegen Homöopathie

17.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:36 Uhr
Jonathan Ederer

Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat auf Twitter gegen die Homöopathie ausgeteilt. Sie sei eine „gefährliche Pseudowissenschaft“. −Foto: Kay Nietfeld/dpa

Von Jonathan Ederer

Streitthema Homöopathie. Für Gesundheitsminister Lauterbach ist sie eine „gefährliche Pseudowissenschaft“. Er stützt sich auf eine Studie zweier Wissenschaftler, die genau das bewiesen haben wollen, und die Journalistin Mai Thi Nguyen-Kim weiß aus informierter Quelle: „Homöopathie-Abzocker“ werden es bald schwer haben.



Die Homöopathie als Alternative oder Ergänzung zur wissenschaftlich anerkannten Medizin ist umstritten. Manche sehen in ihr eine legitime Behandlungsmethode. Die anderen, darunter die Vertreter der wissenschaftlichen Medizin, sind der Meinung, ihre therapeutische Wirkung lasse sich nicht nachweisen: Effekte seien Placebo-Effekte, Homöopathie sei pseudowissenschaftlich.

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Über diese These ist man sich in der einschlägigen Forschung zwar weitestgehend einig, doch es gibt keine systematische Debatte darüber und auch das Bestreben der Wissenschaft, dies zu ändern, fehlt bislang. Bis jetzt, sagen zwei Wissenschaftler, die am vergangenen Mittwoch einen Fach-Artikel mit dem Titel „Why homoeopathy is pseudoscience“ veröffentlicht haben. Das Anliegen ihrer Studie: Haltbare Belege liefern, sodass Homoöpathie als Pseudowissenschaft klassifiziert werden kann. Ihre Befunde dürften nun einer breiteren Öffentlichkeit bekannt werden, denn Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat ihre Arbeit auf Twitter geteilt.



Das Urteil des Ministers über die Homöopathie fällt hart aus. Sie sei „eine gefährliche Pseudowissenschaft“. Das Paper von Nikil Mukerji, deutscher Philosoph und Wissenschaftstheoretiker an der LMU in München, und Edzard Ernst, deutsch-britischer Mediziner und emeritierter Professor für die Erforschung von Alternativmedizin, zeige das in aller Deutlichkeit. Doch welche bislang noch nicht erbrachten Beweise dafür liefern die beiden Wissenschaftler?

Forscher: Homöopathie inkompatibel mit Naturwissenschaft

Zunächst wichtig: Es sei schwierig, Homöopathie pauschal als pseudowissenschaftlich zu bezeichnen, denn viele Homöopathen verstünden ihre Disziplin erst gar nicht als Wissenschaft. Längst jedoch nicht alle und das ist der Punkt, an den Mukerji und Ernst anknüpfen. Für ihre Studie untersuchten sie „pseudo-akademische Literatur“ über Homöopathie, in der oft „bizarre ontologische Behauptungen“ aufgestellt würden. Diese Behauptungen seien nicht kompatibel mit der Naturwissenschaft, die Homöopathie verstoße also gegen wissenschaftliche Prinzipien. Weil das so ist und Praktizierende zum Teil trotzdem behaupten würden, wissenschaftlichen Prinzipien zu folgen, könne man von einer Pseudowissenschaft sprechen. Eine Annahme, die der Gesundheitsminister teilt.

Und nicht nur Lauterbach, gegen den jüngst wegen eines möglichen Verstoßes gegen die Corona-Isolationsvorschriften ermittelt wird, scheint dieses umstrittene Thema umzutreiben. Auch die berühmte ZDF-Journalistin und Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim, die sich in der Vergangenheit kritisch mit den Themen Homöopathie und Heilpraktiker auseinandergesetzt hat, meldete sich am Freitag auf Twitter zu Wort:



Ob dieses Maßnahmenpaket tatsächlich bald kommt und wie es im Detail aussehen wird, war am Samstag von offizieller Seite nicht bestätigt. Auch wen Nguyen-Kim genau mit „Homöopathie-Abzocker“ meint, machte sie an dieser Stelle nicht deutlich. Sicher ist allerdings, dass das Thema derzeit wieder heiß diskutiert wird. Der Tweet von Nguyen-Kim wurde hundertfach geteilt, über zehntausendmal geliket und #homöopathie setzte sich eine Zeit lang in den Twitter-Trends fest.