Deggendorf
Gastro: Auch nach Lockerung bleiben viele Tische aufgestuhlt

05.05.2020 | Stand 19.09.2023, 6:58 Uhr

Lisa und Markus Schweizer hinter aufgestuhlten Tischen in ihrem Wirtshaus in Neuhausen. Am 18. Mai dürfen sie ihren Biergarten öffnen, am 25. Mai ihr Lokal auch innen – trotzdem wird vieles anders sein. −Fotos: Michaela Arbinger

Die Pressekonferenz mit Ministerpräsident Markus Söder ist noch nicht zu Ende, als Lisa Schweizer am Dienstag schon die ersten Nachrichten auf ihr Handy bekommt: "Juhuuu!" Die Gäste freuen sich, dass der Biergarten vom Zenger Dorfwirt ab 18. Mai wieder öffnen darf. Bei aller Euphorie rattert es längst im Hirnkastl der Neuhausener Wirtin. Zwar wollen ihr Mann Markus und sie ohne Wenn und Aber aufsperren, fragen sich aber gleichzeitig, wie genau das gehen soll. Denn die Ankündigungen sind vage.

Als Gastgeber sind Lisa und Markus Schweizer immer mit vollem Herzen dabei. Seit sieben Jahren verwöhnen sie ihre Gäste beim Zenger und haben sich weit über den Ort hinaus mit guter Küche und persönlichem Service einen Namen gemacht. Doch seit Wochen ist nichts mehr wie es vorher war. Die 33 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit oder bekamen Aufhebungsverträge. 20 Veranstaltungen wie Hochzeiten, Firmungen, Kommunionen, Familienfeiern oder Tagungen wurden verschoben oder abgesagt. 110 Plätze in der Gaststube – leer. 150 Plätze im Stadl – leer. 130 Plätze im Biergarten – leer. 60 Plätze in der Kegelbahn – leer. Und weil es irgendwann nicht mehr auszuhalten war, daheim untätig herumzusitzen, startete das Gastro-Paar einen Abholservice. Max Conz vom Mamma mia in Deggendorf spielt mit seinen 26 Plätzen in seiner Osteria und 50 draußen in der Pfleggasse zwar in einer anderen Liga als die Schweizers, doch er kämpft mit denselben Mitteln denselben Kampf. "Die Ungewissheit macht mir zu schaffen", räumt der Lieblingsitaliener vieler Deggendorfer ein. Ans Aufgeben denkt er aber keine Minute: "Man muss eben schauen, wie man’s macht und sich durchbeißen." Seit 19. März probiert er das mit dem Mitnahmegeschäft. "Ich arbeite jetzt eigentlich mehr als vorher", berichtet er. Die Köchin ist in Kurzarbeit, fast alle der neun 450-Euro-Kräfte müssen zu Hause bleiben. Also steht "da Max" hauptsächlich zusammen mit Lebensgefährtin Irina Dumler im Lokal. Wie viele Gäste genau Conz ab 18. Mai draußen bewirten darf, war ihm am Dienstag noch nicht klar. "Wahrscheinlich reduziert sich alles um die Hälfte." Sicherheitshalber hat er drei Trennwände aus Plexiglas bestellt, um das Ansteckungsrisiko zwischen den Tischen zu reduzieren. Auch drinnen wird er noch im Mai öffnen dürfen. Stichtag ist der 25. Mai. Noch weiß er nicht exakt, nach welchen Regeln, und hofft auf zehn von sonst 26 Plätzen.

Bei den Schweizers ergeben sich laut einer vorläufigen Schätzung 40 Gäste drinnen und 50 draußen. "Wenn wir rechnen würden, müssten wir eigentlich zulassen", sinniert Markus Schweizer – und fügt im selben Atemzug hinzu: "Wenn wir unsere Angestellten zurückholen, dann alle." Seine Frau nickt: "Wir sperren auf." Und die Zwillinge Jakob und David? Sie jubeln – nicht wegen dem Wirtshaus, sondern wegen der Schule, in die die Viertklässler ab Montag endlich wieder gehen dürfen.

− mic


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