Garching
Garchingerin verziert Ostereier: "Ich bin süchtig" +++ Video

08.04.2017 | Stand 25.10.2023, 12:32 Uhr

Edith Guillery-Albert vor ihre Lieblingseiern: "Ganz ehrlich gesagt, bin ich süchtig und es wird eher schlimmer als besser", gibt sie mit einem Schmunzeln zu. − Fotos: Stummer

Krch, krch, krch. Mit einer routinierten Bewegung schabt Edith Guillery-Albert die Farbe von der Schale. Ein Skalpell ist ihr Werkzeug, Zwiebeln ihre Farbe, ein Ei ihre Leinwand. Strich um Strich legt sie das Bild frei: ein Vogel auf einem Ast sitzend. Kleine Bilder, bei denen jede noch so winzige Linie sitzt. Etwa einen Tag braucht die Garchingerin für ihre kleinen-großen Kunstwerke, die in Sammlerkreisen eine zunehmende Anhängerschaft finden. Denn die 62-Jährige gestaltet und bemalt Eier seit nunmehr 25 Jahren. Alles fing damit an, dass eine Freundin sie fragte, wie sie nur eine Katze auf ein Ei bekommen sollte. Die Herausforderung reizte Guillery-Albert. "Das habe ich dann ausprobiert." Es klappte und ab da ist sie dabei geblieben.

Gern gemalt hat Edith Guillery-Albert schon als kleines Kind, später wollte sie Porzellanmalerin werden, was aber am Veto der Mutter scheiterte. "Künstler sind Hungerleider, mach was Gescheites", lautete der mütterliche Rat. Guillery-Albert lernte Industriekaufmann. "Damals gab es keine weiblichen Formen des Berufes", erzählt sie lachend. Ihre Passion wurde das nicht. Das blieb das Malen. Und aus ihrem Hobby wurde eine Leidenschaft und schließlich Berufung, wie sie selbst sagt. Ein bisschen arg verrückt müsse man schon sein, wenn man Eier bemale, sagt sie und lacht. Ein herzliches, tiefes Lachen, das zu der fröhlichen Frau passt. "Mich freut es einfach, wenn die Menschen eine Freude an meinen Eiern haben", sagt sie. Wie jene Frau, die ein Jahr lang auf ihr auserkorenes Ei gespart hat. Ein Jahr voller Bangen, ob das Ei noch da ist. Beim nächsten Ostereiermarkt stürmte sie dann voller Vorfreude auf sie zu. "Bei so etwas kommen mir fast die Tränen", erzählt die 62-Jährige .

Sie liebt das Malen, auch noch nach 25 Jahren. Dabei macht die Rundung des Eis die besondere Herausforderung aus. "Auf einer Leinwand kann jeder malen." Aber das Ei fordere einen. Beim Malen hält sie das Ei in der Hand. Man darf es nicht drehen, verrät sie. Andernfalls verzerre sich die Perspektive. In 25 Jahren ist ihr erst ein einziges Ei kaputt gegangen – und das ging beim Verpacken zu Bruch. Vom vielen in der Hand halten schmerzt der zweifachen Mutter schon der linke Arm, aber ans Aufhören denkt sie trotzdem nicht. "Ganz ehrlich gesagt, bin ich süchtig und es wird eher schlimmer als besser."

Im Video sehen Sie die verzierten Ostereier (Video: Johanna Stummer):



Mehr dazu lesen Sie am 8. April im Alt-Neuöttinger/Burghauser Anzeiger.