Er hat keine tausende Follower auf Instagram, geschweige denn hunderte von Facebook-Freunden. Die hätten ihm auch alle nichts genutzt. Aber Torsten Gierke, obdachlos und alkoholkrank, hat zwei Freunde, denen sein Schicksal nicht egal ist. Sie setzen Himmel und Hölle in Bewegung, um ihn aus dem Dreck zu ziehen und ihm ein neues Leben im Landkreis Passau zu ermöglichen. Nun liegt, so hofft der 50-Jährige, das Schlimmste hinter ihm. "Was diese zwei Menschen für mich getan haben, ist für mich eine Riesen-Motivation, trocken zu bleiben."
Da hängt also an einem Montag dieser Zettel an seiner Wohnungstür. Der Hinweis ist unmissverständlich: Am Mittwoch wird seine Wohnung zwangsgeräumt. "So was geht doch in Deutschland gar nicht", denkt Torsten Gierke. Doch als am Mittwoch plötzlich der Gerichtsvollzieher an seinem Bett steht, merkt er: Doch, das geht sehr wohl. Benommen packt er ein paar Habseligkeiten zusammen. Eine Adresse wird ihm noch in die Hand gedrückt: die Anschrift einer Obdachlosenunterkunft in Minden bei Hannover. "Da bin ich dann auch hin", erinnert er sich an den Tag im April 2015. Er wird sogar erwartet. Das Willkommenspaket allerdings, das empfindet er als blanken Hohn.
Da war er also nun. Ende 40. Geschieden. Alkoholiker. Ohne Wohnung. Und irgendwann auch ohne Arbeit.
Dass Gierke nicht zur Beerdigung seines Lieblingsonkels kommt, ruft seinen Cousin und dessen Frau auf den Plan. Als sie herausfinden, dass er obdachlos ist, holen sie ihn raus aus dem Milieu. Die Frau, eine Angestellte des Bezirksklinikums Mainkofen, organisiert eine Entgiftung für ihn. Zudem verhelfen sie ihm zu einer Reha und zu einem neuen Leben in Bad Griesbach (Landkreis Passau).
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