Regen
Förderschule auf Alpaka- und Lamawanderung

09.07.2020 | Stand 20.09.2023, 0:45 Uhr

Mit ihren Lamas und Alpakas marschierten die Weinberg-Schüler über Wiesen und durch Wälder rund um den Sitzhof. −Foto: Langer

"Oh nein, gleich sind wir wieder da!" Zwei Stunden war Gabi mit "ihrem" Lama Lisano im Wald rund um den Sitzhof unterwegs, zusammen mit ihren Mitschülern Fabian, Armando und Richard, vier weiteren Lamas und Alpakas sowie Lehrerin Christine Oberlies und Brunhilde Fredl vom LaPakAktiv-Team. Am Vortag waren bereits die sechs Viertklässler mit den Tieren unterwegs gewesen.

So ein Ausflug steht beim sonderpädagogischen Förderzentrum in Regen natürlich nicht täglich auf der Tagesordnung – aber was ist in Zeiten von Corona schon normal? Zurzeit gehen die zwölf Schülerinnen und Schüler der Klasse 4/5 G getrennt nach Jahrgangsstufe alle zwei Tage für vier Stunden in die Schule – die restlichen Aufgaben werden im "Homeschooling" erledigt.

Vor allem für die Schülerinnen und Schüler der Sonderpädagogischen Förderzentren, die wiederkehrende Strukturen und feste Rituale benötigen, war die Zeit eine Herausforderung: Kaum Kontakt zu Klassenkameradinnen und Klassenkameraden und Lehrkräften, teilweise schwierige Betreuungssituationen zuhause, Verunsicherung durch Medienberichte.

Nach der schrittweisen Öffnung der Schulen ist der tageweise abwechselnde Unterricht noch lange kein Alltag und die neue Schulsituation bleibt vorerst ungewohnt. Teilweise hat sich Frust aufgestaut, die Konzentrationsfähigkeit ist eingeschränkt und der ungezwungene Austausch mit Freunden außerhalb des Klassenzimmers fehlt.

Durch den Ausflug zum Lama- und Alpakahof Ganserer in Rinchnach sollen die Schülerinnen und Schüler die letzten Schulwochen (trotz Maskenpflicht und Abstandsregelung) positiv wahrnehmen, sich im Kontakt zu Tieren erleben und Freude an Unternehmungen in der Natur empfinden. Nicht zuletzt sollen die Ausflüge den (reduzierten) Klassenverband stärken und ein Gemeinschaftserleben am Schuljahresende ermöglichen.

Zunächst begrüßte Tom Ganserer von LaPakAktiv, Anbieter der Lama- und Alpakawanderungen, die Schülerinnen und Schüler. Anschließend gab er im Gehege interessante Informationen rund um Lamas und Alpakas. Angst vorm Spucken zum Beispiel musste niemand haben. Das machen die Tiere vor allem untereinander, wenn sie einen Konflikt haben. Trotzdem blieben einige Schüler zunächst lieber ein bisschen auf Abstand. Vor allem die größeren Lamas flößten manchen Schülern Respekt ein. Dabei sind, laut den Betreibern von LaPakAktiv, die Lamas ruhiger und umgänglicher als die agilen Alpakas.

Für die Unterscheidung von Lamas und Alpakas hatte Ganserer auch einen guten Trick: Auf die Ohren kommt es an. Alpakas haben gerade Ohren, die Ohren der Lamas sind eher krumm wie Bananen. Nach der Einführung durfte jedes Kind seinen "Liebling" auswählen. Schnell waren die mit Namensschild versehenen Halfter angelegt. Danach wurde das weiche Fell der Tiere gebürstet und dann ging es endlich los.

Im Rhythmus der Lamas und Alpakas ging es hinter Richard mit Leittier Lupita über die Wiese und dann in den Wald. Dabei merkte man Schritt für Schritt, wie sich die Schüler auf die Tiere einlassen konnten und mit der Zeit immer ruhiger wurden. "Jetzt habe ich überhaupt keine Angst mehr", äußerte eine Schülerin stolz, die zu Beginn im Umgang mit den Tieren eher ängstlich war.

In der kurzen Zeit entstanden bei der Wanderung richtige "Freundschaften" zwischen Mensch und Tier. Und jeder Schüler war überzeugt, dass "sein" Tier das beste ist. Besonders lustig war dann der Besuch auf dem Lama-Klo. An dieser Stelle im Wald machen die Tiere immer eine kurze Pause. Ein Tier beginnt "sein Geschäft zu verrichten" und die anderen Tiere der Herde machen es ihm nach.

Jeder Schüler entdeckte bestimmte Eigenschaften an seinem Tier, die auch zu ihm selbst passen. Der eine isst gern viel, der andere ist manchmal auch etwas bockig oder vielleicht auch etwas faul. Langsamen Schrittes ging es wieder zurück zum Hof. Die Schülerinnen und Schüler waren sich am Ende einig: "Der Abschied ist immer das Blödeste. Ich vermisse die Lamas und Alpakas jetzt schon."

− bb