Fliegenfischen in den Alpen: Stressabbau mit Haken

16.06.2017 | Stand 25.10.2023, 10:45 Uhr

Rauschende Bäche, mal idyllisch abseits der Zivilisation, mal aber auch in Nähe zu viel befahrenen Straßen gelegen, bietet der Alpenraum. Über die Lage sollte man sich im Vorfeld per Karte informieren. − Fotos: Kleiner

Für Fliegenfischer sind die Alpengewässer ein wahres Eldorado. Die PNP hat zwei Reviere unter die Lupe genommen.

Anzumerken ist ihr die dünne Luft nicht. Trotz 1837 Metern über Null kämpft die Forelle gegen die hakenbewehrte Kunstfliege an. Sie zappelt, schießt hin und her, schnellt immer wieder aus dem Wasser empor, um dann platschend zurückzufallen. Es ist eines der wenigen Geräusche, die hier oben zu hören sind. Kein Autolärm. Kein Geschrei. Höchstens das leise Gebimmel von Kuhglocken, die ihre tierischen Träger zwischen den Bäumen verraten.

Klettern, wandern, biken, Skifahren – fürs sportlich-entspannende Entdecken der Alpenwelt gibt es viele Möglichkeiten. Kein Wunder, dass die Berge auch die Angehörigen der Fliegenfischerzunft magisch anziehen. Schließlich zählt für sie das Naturerlebnis oft mehr als der Fangerfolg. Abschalten vom Alltagsstress, den Kopf freibekommen, dazu die Herausforderung, den einen oder anderen Fisch zu überlisten – das ist es, was sie umtreibt. Und das nirgendwo mehr als an natürlich erhaltenen Gewässern. Solchen, wie sie der Alpenraum zu bieten hat und wie sie unter "Abenteuer Fischwasser" markentechnisch zusammengeschlossen sind.

Zu den Anbietern der Gruppe zählt das Hotel Post im Tiroler Ort Nauders. Gelegen im Dreiländereck Österreich-Schweiz-Italien, wartet es sowohl mit Gebirgsbächen als auch mit dem auf über 1800 Metern Höhe gelegenen Grünsee auf. Gerade dieser setzt jeden Stresslevel schon beim Anschauen um mindestens zwei Stufen runter. Fast schon kitschig schön liegt er eingebettet zwischen Almwiesen und Nadelwald. Seine Bach- und Regenbogenforellen zu finden ist einfach, sie anzuwerfen und vom Köder zu überzeugen, eine andere Hausnummer. Nicht nur, weil die Fische alle Zeit der Welt haben, um die Fliege zu begutachten, sondern auch, weil sie sich gerne in der Mitte des eineinhalb Hektar großen Sees versammeln – unerreichbar für die Fliegenrute. Gut beraten ist, wer da auch das herkömmliche Angelzeug dabei hat. Schließlich gehören die Gewässer des Post-Hotels zu der für die Alpen schon fast seltenen Kategorie, bei der auch das Wurmangeln erlaubt ist.

Selbst im Stillebach können so auch die Nicht-Flugangler auf Salmonidenjagd gehen. Von der italienischen Grenze her kommend, rauscht der Bach unweit der viel befahrenen Bundesstraße zur Festung Nauders, um sich dort, völlig konträr zum Namen, tosend in die Inn-Schlucht zu stürzen. Wem Bach und See nicht reichen, der kann sich auch am Fluss selbst austoben – an einem echten, wilden, türkisfarbenen und von Kiesbänken flankierten Inn wohlgemerkt, nicht dem kanalisierten Einerlei, zu dem der Mensch den Fluss in Ostbayern hat verkommen lassen.

Zwar ohne Fluss, dafür mit mehr als 40 Kilometern Bachstrecken und zwei Seen, punktet das Hotel Hubertus in Filzmoos. Eingerahmt vom Dachstein-Massiv lässt Inhaber Dietmar Maier hier, unweit von Salzburg , seit mehr als 30 Jahren Fliegenfischerträume wahr werden. Alleine die 20 Kilometer der Warmen und der Kalten Mandling reichen für tagelange Beschäftigung, und das in weiten Bereichen fernab von Trubel und Zivilisationsstress.

Freilich: Ein Selbstläufer sind die Hubertus-Gewässer nicht. Das Wasser ist so sichtig wie nur möglich, entsprechend scheu sind die Fische. Dass sie dennoch zahlreich auf Goldkopfnymphen, Rehhaarsedges und andere Fliegenimitate beißen, hängt wohl nicht zuletzt mit der Catch&Release-Regelung zusammen, derzufolge gefangene Fische nicht getötet und mitgenommen werden dürfen, sondern zur Bestandserhaltung schonend zurückgesetzt werden müssen. Einzige Ausnahme: Wer will, kann sich einen Fisch mit ins Hotel nehmen, damit ihn Dietmar Maiers Frau Johanna gleich vor Ort zubereitet. Eine Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen sollte, schließlich ist Johanna Maier nicht irgendwer, sondern gilt mit drei Gault-Millau-Hauben – einst waren es sogar vier – als womöglich beste Köchin Österreichs.

Wer sich rein aufs Fischen statt aufs Schlemmen konzentrieren will, der wird an der Mandling zur Genüge fündig. Hinter großen Steinen, unter überhängenden Ufern und vor allem in den Gumpen, also den ausgespülten Tiefen, warten bildschön gezeichnete Saiblinge und Forellen auf vorbei treibende Nahrung. Meist sind es kleinere, für die nährstoffarmen Gebirgsbäche typische Exemplare. Mitunter aber sind auch wahre Riesen darunter, die neben Rute und Schnur auch die Nerven strapazieren. Doch keine Angst: Diese Art von Stress ist die einzige, die während des Fischens am Gewässer aufkommen wird.

INFORMATIONEN

32 Reviere aus Österreich und Südtirol sind unter der Marke "Abenteuer Fischwasser" vereint. Die Schwerpunkte liegen dabei derzeit noch auf dem Salzburger Land, Tirol und der Gegend um Villach. Die Anbieter verbindet, dass ihre Häuser speziell auf die Bedürfnisse von Anglern ausgelegt sind, wobei einige Hotels auch Kurse anbieten, etwa fürs Fliegenfischen.

VORAUSSETZUNG

Um in Österreich fischen zu dürfen, braucht es neben der Lizenz für das jeweilige Gewässer eine Gastkarte, die je nach Bundesland zwischen 5 und 20 Euro kostet und bei den Mitgliedsbetrieben von "Abenteuer Fischwasser" erhältlich ist. Lizenzen sind auch für Südtirol notwendig.

HOTEL POST NAUDERS

Zum Fischereirevier zählen der Stille- und der Piengbach sowie der Grünsee. Tageskarten für Hotelgäste kosten 15 Euro, Halbtageskarten 10 Euro. Gegen Aufpreis dürfen Fische entnommen werden. Saison ist von Anfang Juni bis Oktober. www.post-nauders.com.

HUBERTUS FILZMOOS

Mit Warmer und Kalter Mandling sowie dem Fritzbach stehen Hotelgästen 40 Kilometer Fließgewässer exklusiv zur Verfügung, dazu der Almsee und ein Stausee. Lizenzen gibt es nur für Fliegenfischer, es gilt Catch&Release sowie Fischen ohne Widerhaken. Saisonstart ist Mitte Mai. Als Unterkunft stehen das Hotel sowie ein Landhaus zur Selbstversorgung zur Verfügung. www.johannamaier.at.

www.fischwasser.com

Redakteur Christoph Kleiner machte sich mit Unterstützung von Abenteuer Fischwasser auf die Spur von Forelle und Co.