"Ich bin nicht James Bond"
Filmpremiere: Daniel Craig nimmt nach 15 Jahren Abschied von 007

28.09.2021 | Stand 21.09.2023, 1:15 Uhr
James Pheby

Rechtzeitig zum Start seines letzen James-Bond-Films zieht 007-Darsteller Daniel Craig mit der Filmfigur gleich. Die britische Royal Navy hat den Schauspieler zum Commander ernannt, wenn auch nur ehrenhalber. −Foto: Lphot Lee Blease/Ministry of Defence/PA Media/dpa

Seit 15 Jahren verkörpert Daniel Craig James Bond. Am Dienstagabend hat der fünfte 007-Film mit Craig in der Hauptrolle in London Weltpremiere, ab Donnerstag läuft er in den deutschen Kinos.

"Keine Zeit zu sterben" wird Craigs letzter Auftritt als Geheimagent im Auftrag Ihrer Majestät sein. Da auch Journalisten den Film nicht vorab sehen durften, lesen Sie die Filmkritik am Donnerstag im Feuilleton unserer Zeitung.



Der Abschied von der Rolle scheint dem 53 Jahre alten Briten nicht allzu schwer zu fallen. Er freue sich schon darauf, eines Tages wieder unbehelligt in den Pub gehen zu können, sagte er einmal der Zeitschrift "Esquire".

Als Craig 2006 in "Casino Royale" die Nachfolge von Pierce Brosnan als Bond-Darsteller antrat, war der blonde, blauäugige Schauspieler noch weitgehend unbekannt. Nicht wenige zweifelten an seiner Eignung. Selbst Regisseur Sam Mendes, der 2015 den Bond-Film "Spectre" drehte, hielt Craig anfangs für eine Fehlbesetzung und sah in ihm eine "Art Parodie" der ursprünglichen Figur. Schließlich aber musste er anerkennen, dass Craig der Rolle Tiefe verlieh und letztendlich ein "fantastischer" Bond wurde.

Craig feierte mit Bonds Lieblingsdrink

Als Craig die Zusage für die Rolle bekam, feierte er stilgerecht mit Bonds Lieblingsdrink, wie er im Podcast zum Film erzählte: "Ich kaufte eine Flasche Wodka und eine Flasche Wermut, einen Shaker und machte mir drei oder vier Wodka-Martinis. 007 hätte das locker weggesteckt. Ich wurde betrunken", gestand Craig.

Produzentin Barbara Broccoli zufolge dauerte es eine ganze Weile, Craig als Geheimagent zu gewinnen. "Das große Problem war, dass er es nicht machen wollte", sagte sie. Obwohl der Schauspieler seit seiner Kindheit Fan des MI6-Agenten ist, befürchtete er, dass sein Privatleben unter dem mit der Rolle verbundenen Druck und dem Ruhm leiden würde.

Privatleben unter Verschluss

Sein Privatleben versucht Craig möglichst geheim zu halten. Die Boulevardpresse berichtete über Affären mit Supermodel Kate Moss und Schauspielerin Sienna Miller, bekannt ist auch seine mehrjährige Beziehung mit der deutschen Schauspielerin Heike Makatsch. 2011 heiratete Craig die Oscar-Preisträgerin Rachel Weisz, mit der er 2018 eine Tochter bekam. Aus seiner ersten Ehe mit Schauspielerin Fiona Loudon hat er eine weitere Tochter. Craig wurde 1968 in Chester in Nordwestengland als Sohn eines Kneipenwirts und einer Kunstlehrerin geboren. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte er in Liverpool, wohin seine Mutter mit ihm und seiner Schwester nach der Scheidung der Eltern zog. Schon mit sechs Jahren trat er im Schultheater auf; mit 16 brach er die Schule ab, um im National Youth Theatre in London zu spielen.

Weil er von der Schauspielerei nicht leben konnte, arbeitete Craig als Kellner. Nach mehreren Versuchen schaffte er es an die renommierte Guildhall School of Music and Drama. Er bekam erste Rollen im Fernsehen und in kleinen Kinoproduktionen und stand immer wieder auf der Bühne. Mit Filmen wie "Lara Croft: Tomb Raider" (2001) gelang ihm der Durchbruch in Hollywood.

Nach dem Debüt als Bond in "Casino Royale" (2006) spielte er in "Ein Quantum Trost" (2008), "Skyfall" (2012) und "Spectre" (2015) mit. Danach dachte er bereits ans Aufhören, doch Broccoli überzeugte ihn, erst nach "Keine Zeit zu sterben" seinen Dienst als Geheimagent zu quittieren. Zwischen den 007-Produktionen spielte Craig immer wieder ganz andere Rollen als die des smarten Agenten.

"Ich bin nicht James Bond"

Craig betont stets, wie sehr er sich von dem Smoking tragenden, Martini trinkenden Bond unterscheidet. Im wirklichen Leben bevorzugt er Jeans, T-Shirt und ein kaltes Bier in der Kneipe. Kurz nach der Geburt seiner zweiten Tochter machte ein Foto die Runde, auf dem ein müder und unrasierter Craig mit Baby vorm Bauch zu sehen war, woraufhin der britische Fernsehmoderator Piers Morgan auf Twitter gegen diesen "unmännlichen" Bond stänkerte - und sich dafür heftige Kritik einfing."Ich bin nicht James Bond", sagte Craig dem "Esquire". "Ich bin nicht besonders mutig und ich habe auch keinen besonders kühlen Kopf."

•"Keine Zeit zu sterben" dauert 163 Minuten und ist freigegeben bereits ab 12 Jahren

− afp