Jahreshauptversammlung
FC Bayern vermeldet Millionengewinn - und diskutiert über Katars Millionen

15.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:31 Uhr

Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzende FC Bayern spricht bei der Jahreshauptversammlung auf der Bühne. −Foto: Angelika Warmuth/dpa

Rekordmeister FC Bayern München hat trotz erneuter finanzieller Einbußen im Zuge der Corona-Pandemie in der zurückliegenden Meistersaison einen Millionengewinn erzielt.



Der deutsche Fußball-Rekordmeister vermeldete am Samstagabend bei seiner Jahreshauptversammlung in München für den Gesamtkonzern einen Umsatz von 665,7 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2021/22. Der Überschuss nach Steuern betrug laut Finanzbericht 12,7 Millionen Euro.

„Das ist ein starkes Ergebnis. Es gibt kaum einen anderen europäischen Top-Club, der wie der FC Bayern trotz der Pandemie in den vergangenen drei Jahren konstant Gewinne ausweisen konnte“, äußerte Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende verkündete die Zahlen letztmals vor den Mitgliedern. Er wird seinen Posten im kommenden Sommer räumen. Der 55-Jährige verlässt den Verein nach zehn Jahren. Er wollte seinen auslaufenden Vertrag nicht noch einmal verlängern.

Über 300 Millionen Euro Personalkosten

Größter Einnahmeposten waren Sponsoring und Vermarktung mit fast 225 Millionen Euro. Auf der Ausgabenseite stehen wie üblich die Personalkosten von nahezu 325 Millionen Euro an der Spitze. Das Eigenkapital der FC Bayern München AG wurde mit etwas mehr als 500 Millionen Euro angegeben. Im Vergleich zum Vorjahr wurden Umsatz und Gewinn gesteigert. Von den Rekordzahlen aus dem Geschäftsjahr 2018/19 - vor dem Ausbruch von Corona - sind die Bayern aber noch ein gutes Stück entfernt: Damals betrug der Umsatz 750,4 Millionen Euro, der Gewinn lag bei 52,5 Millionen Euro. Vereinspräsident Herbert Hainer erlaubte sich angesichts der positiven Finanzdaten einen Seitenhieb auf den größten Bundesliga-Rivalen, in dem er sagte: „Borussia Dortmund hat zum dritten Mal in Serie rote Zahlen geschrieben.“

Hainer entschuldigt sich: „Kein Ruhmesblatt für unseren Verein“

Zuvor hatte sich Hainer für sein Verhalten in der Versammlung des Vorjahres entschuldigt. Der 68-Jährige erklärte sich zum „Diener des Vereins“ und bat am Samstagabend zu Beginn seiner rund halbstündigen Rede im Audi Dome ganz am Anfang um Entschuldigung für von ihm gemachte „Fehler“ während der Versammlung des Vorjahres, die er im Disput um das Katar-Sponsoring genervt abgebrochen hatte. „Wir alle wissen, dass dieser Abend kein Ruhmesblatt für unseren Verein war“, sagte Hainer, der sich drei Jahre nach seiner Wahl zum Nachfolger von Ehrenpräsident Uli Hoeneß (70) für eine zweite Amtszeit bewarb.

Katar-Kritiker konfrontiert Hainer

Katar-Kritiker Michael Ott beklagte wie im Jahr zuvor die Haltung der Vereinsführung im Umgang mit dem Emirat und richtete an das Präsidium um Hainer die direkte Frage, ob es den Vertrag mit Katars Fluglinie verlängern würde. „Diese Frage kann ich heute nicht mit Ja oder Nein beantworten“, sagte Hainer ausweichend. Schweigen werde man zu Missständen auf keinen Fall.

Kahn: Katar-Entscheidung vertagt

Vorstandschef Oliver Kahn hat unterdessen eine Entscheidung über das von vielen Fans äußerst kritisch gesehene Katar-Sponsoring des deutschen Fußball-Rekordmeisters ins neue Jahr vertagt. „Wir werden das Thema weiter intensiv nach der WM besprechen und für den FC Bayern eine Lösung finden“, kündigte der 53 Jahre alte Vorstandsvorsitzende am Samstagabend im Audi Dome vor den 1501 anwesenden Mitgliedern an.

„Einige Fans - und das respektiere ich - sehen unsere Kooperation mit unserem Partner Qatar Airlines sehr kritisch“, sagte Kahn. Die für den Bundesligisten lukrative Partnerschaft mit der Fluglinie läuft am Saisonende aus. Kahn rechtfertigte sie auch. „Es ist in Katar zu Fortschritten gekommen, bei Arbeitsrechten und Menschenrechten“, argumentierte der ehemalige Nationaltorhüter. „Niemand hat gesagt, dass Katar ein Land ist, in dem europäische Standards erfüllt werden. Aber wer etwas ändern und anstoßen will, muss Menschen begegnen, mit ihnen reden und sich austauschen, statt sie auszugrenzen“, sagte Kahn.

Hainer bleibt Präsident

Im weiteren Verlauf wurde Herbert Hainer mit großer Mehrheit wiedergewählt. Der frühere Chef des Sportartikelherstellers Adidas erhielt 1092 Ja-Stimmen. Zum Zeitpunkt der Abstimmung waren 1395 stimmberechtigte Mitglieder im Münchner Audi Dome anwesend. 218 votierten gegen Hainer, 85 enthielten sich. Bei seiner Wahl zum Nachfolger von Uli Hoeneß vor drei Jahren hatte Hainer noch eine Zustimmung von 98,1 Prozent erhalten. „Ich nehme die Wahl gerne an. Ich werde sie nicht enttäuschen“, sagte Hainer. Auch die Vizepräsidenten Dieter Mayer und Walter Mennekes wurden mit klarer Mehrheit in ihren Ämtern bestätigt.

− dpa