Simbach am Inn
Fährt der Railjet bald über Simbach nach Wien?

Achse über die Innkreisbahn laut ÖBB schneller als über Salzburg – Fertigstellung "um das Jahr 2030"

18.02.2022 | Stand 18.02.2022, 17:43 Uhr |

Der Railjet verbindet Österreich und das benachbarte Ausland: Die Österreichischen Bundesbahnen planen, den Fernverkehrszug von München aus über Simbach nach Wien zu leiten. "Eine tolle Perspektive", findet FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht, die bei der ÖBB Infrastruktur AG in Wien nachgefragt hatte. −Foto: ÖBB

Es klingt wie eine Vision, dennoch scheint das Projekt innerhalb eines Jahrzehnts realisierbar: Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) planen, den Fernverkehrszug Railjet von München auf dem schnellsten Weg über Simbach und Braunau nach Wien zu führen. "Der absehbare Anschluss an das Fernverkehrsnetz ist eine tolle Perspektive für das südostbayerische Grenzgebiet", betont die Ampfinger Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht, die bei der ÖBB Infrastruktur AG in Wien nachgefragt hatte.

Alternative zur Flug-Kurzstrecke

Auf der Inn-Achse war schon einmal ein berühmter Zug unterwegs: Zwischen 1883 und 1897 verkehrte der Orient-Express über Simbach. Deshalb sei es für die südostbayerische FDP-Heimatabgeordnete erfreulich, dass die Planungen voranschreiten, wieder einen konkurrenzfähigen internationalen Fernverkehr auf der Achse zu etablieren: "Welche Investitionen planen die ÖBB auf österreichischer Seite zwischen Braunau am Inn und Wels, um die Strecke für die Railjet-Verbindung zu ertüchtigen?", fragte Bubendorfer-Licht in Wien an.

Silvia Angelo, Mitglied des Vorstands der ÖBB-Infrastruktur AG, wies in ihrem Schreiben auf die bestehende Elektrifizierungslücke der Strecke über Braunau und Simbach im transeuropäischen Verkehrsnetz hin. Die ÖBB-Vorständin sieht in der Ertüchtigung der Strecke eine Chance, die Schiene als "effektive und nachhaltige Konkurrenz zum internationalen Kurzstrecken-Flugverkehr" anzubieten.

Die ÖBB-Infra-Vorständin Angelo führte weiter aus: "Gemäß unseren Berechnungen wäre die Achse über Braunau und Simbach schneller als über Salzburg und könnte gegenüber dem stark frequentierten Flugverkehr zwischen Wien und München eine nachhaltige und effektive Konkurrenz anbieten."

Nicht nur der grenzüberschreitende Regionalverkehr solle damit weiter gestärkt werden. Im Sinne der Eisenbahn-Netzstabilität könnte der Schienenverkehr von der Linie Nürnberg–Passau–Linz oder auch von der Linie München–Salzburg–Linz über die Simbach-Achse umgeleitet werden, heißt es in der gestrigen Pressemitteilung von Bubendorfer-Licht.

Auf österreichischer Seite sei im Oktober 2020 als Teil der Dekarbonisierungsstrategie ein Elektrifizierungsprogramm gestartet worden. In diesem Sinne werde die sogenannte Innkreisbahn zwischen Braunau und Neumarkt-Kallham ausgebaut und elektrifiziert. Die Bahnhofsumbauten in Braunau seien derzeit im Bau bzw. teilweise fertiggestellt oder werden wie in Ried im Innkreis ab 2025 begonnen.

Die ÖBB prüfen, so Angelo, wie die Linienführung selektiv verbessert werden kann, um die Geschwindigkeiten an der Strecke zu harmonisieren. Nach dem heutigen Planungsstand soll das Projekt um 2030 fertiggestellt sein. Die Maßnahme der Elektrifizierung zwischen Simbach/Braunau und Neumarkt-Kallham geschehe im Hinblick darauf, "eine Perspektive zur Etablierung von zusätzlichen schnellen Fernverkehrsverbindungen zwischen Wien und München" zu schaffen, die in den Deutschlandtakt eingebunden werden sollen.

"Das wäre ein echter Standortvorteil"

Erfreut stellt Silvia Angelo fest, dass erstmals Finanzierungssicherheit für die Elektrifizierung der gesamten Achse in beiden Staaten bestehe. Von "großer Bedeutung" sei für die österreichische Seite der letzte Lückenschluss der Elektrifizierung auf dem Korridor München–Mühldorf–Freilassing (ABS 38) sowie der Elektrifizierung zwischen Mühldorf und Simbach. Wie die ÖBB-Vorständin schreibt, sei es "sehr erfreulich", dass die Elektrifizierung zwischen Mühldorf und Simbach "als vordringlicher Bedarf" im deutschen Bundesverkehrswegeplan berücksichtigt werde.

"Die Pläne zum grenznahen Bahnausbau im Nachbarland sind ein positives Signal", sagt MdB Sandra Bubendorfer-Licht. Es sei damit in absehbarer Zeit zu rechnen, von Mühldorf aus mit dem Zug auf attraktiven Fernverkehrsverbindungen zu reisen. "Das wäre ein echter Standortvorteil."

− red

Artikel kommentieren