Entwicklungen im Liveticker
Explosionen in Oberbayern: Verbindung nach Sachsen?

03.09.2021 | Stand 21.09.2023, 23:38 Uhr

Das ausgebrannte Wrack eines Fahrzeugs steht nach einem tödlichen Unfall auf der B300 bei Schrobenhausen. Nach der schweren Explosion in einem Einfamilienhaus im oberbayerischen Rohrbach an der Ilm (Landkreis Pfaffenhofen) prüft die Polizei einen Zusammenhang mit einem tödlichen Autounfall in der Region. −Foto: -/vifogra/dpa

Ein Wohnhaus fliegt in die Luft, wenig später rast 30 Kilometer weiter jemand mit einem VW-Bus samt offener Gasflasche frontal in einen Lastwagen. Zwei Menschen verbrennen – einer im Haus, einer im Auto. Und beide Ereignisse haben eine Verbindung.

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Der VW-Bus ist auf die Adresse des explodierten Hauses zugelassen. Was klingt wie der Anfang eines Thrillers ist in Rohrbach und Schrobenhausen am Donnerstag furchtbare Realität geworden. Nur langsam sickert Licht ins Dunkel der Geschehnisse jenes sonnigen Donnerstagmittags. Die Bergungs- und Ermittlungsarbeiten gestalten sich schwierig. So bleiben zunächst noch viele Fragen offen – und die Gerüchteküche kocht fast über.



Fest steht, dass im explodierten Haus im Rohrbacher Hopfenweg zunächst ein Ehepaar – 54 und 55 Jahre alt – vermisst wurde. Gegen 12.30 Uhr hatte die Katastrophe den Ort mit einem Knall erschüttert, inzwischen geht das Landeskriminalamt davon aus, dass es sich um eine Gasexplosion gehandelt haben dürfte. Mit Leichenspürhunden und teils schwerem Gerät durchkämmten Polizei und THW das Trümmerfeld. Etwa 24 Stunden nach der Explosion wurde am Freitagmittag eine Leiche gefunden. Damit endete die Suche nach Vermissten in Rohrbach, die stark beschädigte Doppelhaushälfte musste abgerissen werden.

Verunfalltes Auto auf Adresse des explodierten Hauses gemeldet

Fakt ist inzwischen auch der direkte Zusammenhang der Tragödie in Rohrbach mit dem furchtbaren Unfall auf der B300 bei Schrobenhausen, der sich nur rund eine halbe Stunde nach der Explosion ereignete. "Über das Kennzeichen konnten wir einwandfrei nachvollziehen, dass der Kleinbus auf die Adresse des explodierten Hauses gemeldet ist", bestätigt Kripo-Sprecher Karl Höpfl. Wer tatsächlich in dem Auto saß, ob Mann oder Frau, lässt sich noch nicht sagen. Nach dem Ablöschen des Kleinbusses – es waren die Wehren aus Peutenhausen, Gachenbach und Schrobenhausen im Einsatz – konnte "eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Person" aus dem Fahrzeug geborgen werden.

Eine bittere Wahrheit dürfte allerdings sein, dass der Mensch in dem VW-Bus sterben wollte. Zumindest deutet alles darauf hin. Laut den Zeugen habe er auf der hier dreispurigen Bundesstraße "zügig rübergezogen", wie Schrobenhausens Polizeichef Christian Linden im Gespräch mit dem Donaukurier sagt. Dann sei die Person im VW-Bus frontal in den Gegenverkehr gerauscht. "Das Fahrzeug ging unmittelbar in Flammen auf." Im ausgebrannten Wrack des VW-Busses wurde eine Gasflasche gefunden. Die Polizei geht aufgrund der Brandentwicklung aktuell davon aus, dass diese beim Zusammenstoß geöffnet war.

Der 44-jährige Lastwagenfahrer aus Vohburg, der von Peutenhausen kommend in Richtung Schrobenhausen unterwegs war, wollte der Spurenlage zufolge noch in den Acker ausweichen. Doch selbst mit diesem geistesgegenwärtigen Manöver konnte er den Frontalzusammenstoß nicht mehr verhindern. Er wurde durch Ersthelfer aus seinem zertrümmerten Führerhaus geborgen und versorgt. Linden erklärt, wie wichtig es war, den Mann aus dem Führerhaus zu ziehen, schließlich hätten die Flammen jederzeit auf den Lastwagen übergreifen können. Nach Eintreffen des Rettungsdienstes wurde der Vohburger mit schwersten Verletzungen, wie die Polizei mitteilt, mit dem Rettungshubschrauber ins Uni-Klinikum Augsburg geflogen. Die B300 war bis etwa 20.30 Uhr für die Bergungsarbeiten total gesperrt, eine Umleitung war eingerichtet.

Gasflasche im Auto noch Gegenstand der Ermittlungen

Die Person im VW-Bus hatte aus Lindens Sicht keine Chance zu überleben, alleine schon von der Heftigkeit des Aufpralls her - vom Feuer ganz zu schweigen. Inwieweit die Gasflasche genau zu den Unfallfolgen beigetragen haben könnte, ist Gegenstand der weiteren Ermittlungen. Von der zuständigen Staatsanwaltschaft wurde ein Gutachten zur Klärung der genauen Abläufe in Auftrag gegeben.

Ob es sich bei den Toten im Haus und im VW-Bus nun tatsächlich um die vermissten Rohrbacher handelt? Sicher sagen kann es die Polizei noch nicht. Beide Leichen sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und bis die Identität der Toten über einen DNA-Vergleich entschlüsselt ist, können noch einige Tage vergehen. "Wir hatten zwei Vermisste, jetzt haben wir zwei Tote. Alles andere sind nur Gerüchte oder Überlegungen", sagt Höpfl.

Belastbare Aussagen dazu gibt es von der Kripo also noch nicht – ebenso wenig zum Motiv, zur familiären Situation der Rohrbacher oder auch zur Spekulation, ob noch eine dritte Person ihre Hände im tödlichen Spiel gehabt haben könnte.