PNP-Gesundheitsserie
Expertin rät: Diese fünf Tipps helfen gegen akuten Durchfall

Durchfall ist unangenehm und vielen peinlich - ein Tabuthema. Man kann ihm mit der richtigen Ernährung und Ruhe entgegenwirken

09.08.2020 | Stand 21.09.2023, 4:28 Uhr

Die häufigsten Gründe für akuten Durchfall sind virale oder bakterielle Infektionen. −Symbolbild: dpa

In unserer Gesundheitsserie geben Experten Tipps zu verschiedenen Themenbereichen. Diesmal haben wir mit der Ingolstädter Gastroenterologin Dr. Stefanie Strobl über das Thema akuter Durchfall gesprochen.

Alle bisher erschienenen Teile unserer Gesundheitsserie finden Sie hier auf unserer Sonderseite.

Die häufigsten Gründe dafür sind virale oder bakterielle Infektionen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Reizzustände. Ein akuter Durchfall verläuft in der Regel leicht und heilt ohne weitere Maßnahmen wie etwa Medikamente, da der Darm sehr gute Selbstheilungskräfte hat. Wir haben fünf Tipps, was man bei Diarrhö - so der Fachbegriff - tun kann.

1. Hände waschen und viel trinken
Gründliches Händewaschen mit Seife nach dem Toilettengang ist sehr wichtig, da man zunächst nicht weiß, ob es sich um einen infektiösen oder einen nicht-infektiösen Durchfall handelt. Man sollte auf jeden Fall genügend trinken und darauf achten, dass man den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust ausgleicht. Trinkt man zu wenig, kann dies zu einer Austrockung und zu Kreislaufproblemen führen.
2. Ausruhen und abwarten
Wenn möglich, sollte man zu Hause in der Nähe einer Toilette bleiben und gelassen mit Fencheltee und Wärmflasche auf der Couch abwarten. Muss man unbedingt das Haus verlassen, empfehlen sich bestimmte Medikamente (siehe Punkte 4) und für den Notfall Wechselwäsche.
3. Was man essen und worauf man verzichten sollte
Neben ausreichend Flüssigkeitszufuhr (es gilt: was man unten verliert, sollte oben nachgefüllt werden), die gut über den Tag verteilt werden und in kleinen Mengen dosiert werden soll, hilft eine leichte Schonkost zusätzlich. Zwieback und Salzstangen haben immer noch einen hohen Stellenwert, da sie leicht verdaulich sind, Energie liefern und Salzverluste ausgleichen. Empfehlenswert sind Nahrungsmittel, die eher für eine härtere Stuhlkonsistenz sorgen wie z. B. dunkle Schokolade, schwarzer Tee, helles Brot, Semmeln aus Weißmehl, Brezen, Knäckebrot, Reis, Nudeln, Kartoffeln, Bananen, fein geriebene Äpfel mit Schale oder Kamillen-, Heidelbeer- und Kräutertee. Ungünstig sind dagegen Kaffee, die Säuren in unverdünntem Orangen- oder Apfelsaft, Essig, Zitrusfrüchte, Kohlensäure, rohe Zwiebeln, Knoblauch in größeren Mengen, Saucen in Restaurants (wegen Lactulose) sowie scharfe Speisen, größere Mengen Bonbons oder allgemein Süßgkeiten und Alkohol (vor allem Weizenbier, Weißwein, Most und hochprozentiger Alkohol). Von Obst sollte man am besten nur kleinere Mengen als Nachspeise nach der größten Mahlzeit des Tages essen. Zurückhaltend sollten Nahrungsmittel wie Rohkost, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte oder blähende Nahrungsmittel konsumiert werden, da diese für zusätzliche Unannehmlichkeiten sorgen können.
4. Empfehlenswerte Medikamente
Zum Elektrolytausgleich und um ein bisschen Energie zuzuführen, sind sogenannte WHO-Lösungen wie Elotrans, Oralpädon o. ä. sehr gut. Probiotika (z. B. Saccharomyces boulardii - Perenterol forte) können die normale Darmflora unterstützen, ungebetene Gäste im Darm schneller wieder loszuwerden. Ebenso können Kohletabletten nützlich sein. Befindet man sich mehrere Stunden fernab einer Toilette, sind Durchfallstopper wie Loperamid (z. B. Imodium akut) oder Racecadotril (z. B. Vaprino) empfehlenswert. Wichtig: Um den Durchfall nicht ins Gegenteil - eine Verstopfung - umzuwandeln, sollte man sich bei den jeweiligen Präparaten an die Dosierungsempfehlungen halten.
5. Wenn es länger dauert
Normalerweise vergeht eine akute Durchfallerkrankung innerhalb einer Woche von alleine. Manchmal braucht man aber auch bis zu vier Wochen Geduld. Sollten die Durchfälle (mehr als drei Stuhlgänge pro Tag mit flüssiger oder breiiger Konsistenz) länger als vier Wochen anhalten, ist eine weitere Abklärung notwendig. Auch bei blutigen Durchfällen oder Begleitsymptomen wie Fieber, Gewichtsverlust, stärkeren Bauchschmerzen oder deutlicher Verschlechterung des Allgemeinzustandes sollten Sie sich umgehend ärztlichen Rat holen. Sprechen Sie zuerst mit Ihrem Hausarzt. Ihr Hausarzt wird dann entscheiden, ob eine weiterführende Untersuchung beim Gastroenterologen notwendig ist.
Tipps für den Notfall
Auf der Homepage www.die-nette-toilette.de sind die bundesweit in über 280 Städten und Gemeinden zugänglichen öffentlichen Toiletten aufgeführt, die man im Falle eines Falles ansteuern kann. Darunter sind etliche Lokale, deren Toiletten man auch benutzen darf, wenn man dort nichts verkostet. Die App dazu gibt es für Android- und iOS-Geräte (https://app.die-nette-toilette.de/). Empfehlenswert ist auch der WC-Finder, den es für Android gibt. Für Apple-Nutzer empfehlenswert ist der Toilet Finder.