Es wird gebaut, gebaut, gebaut . . . . . . und gekauft, gekauft, gekauft

Noch nie zuvor wurde in Vilshofen so viel in den Wohnungsbau investiert – Rundfahrt mit dem Bürgermeister

12.08.2021 | Stand 20.09.2023, 2:08 Uhr

Wer in Vilshofen in einen Wohnblock einzieht, schaut beim Blick aus dem Küchenfenster meistens auf eine grüne Landschaft und nicht gegen die Hauswand des Nachbarn, loben die Investoren und Käufer der Eigentumswohnungen. Die attraktive Lage von zwei großen Häusern mit je 24 Wohnungen macht dieses Drohnen-Foto deutlich. Vilusa, die Wohnungsbau-Tochter von Berger Bau, errichtet links und rechts der Vilsfeldstraße ein reines Mietobjekt. Ende des Jahres sollen die ersten Mieter einziehen können. Zwischen dem Kloster und den Häusern liegt die Vils. −Foto: Weber

Vilshofen. Jeder Bürgermeister tut das gern. Einfach mal ins Auto steigen und die großen Baustellen in seiner Gemeinde/Stadt anfahren, um sich ein Bild davon zu machen, was sich so tut. Wird viel gebaut, ist das ein Zeichen dafür, dass es voran geht in dem Ort. Das hinterlässt in jedem Bürgermeister ein zufriedenes Gefühl. Oder gar ein wenig Stolz.

Am Dienstag stieg Vilshofens Bürgermeister Florian Gams in sein Auto, um sich einen Überblick über die Großprojekte im Wohnungsbau zu verschaffen. Er brauchte vier Stunden für seine Rundfahrt. Gesehen hat er bei weitem nicht alles. Denn in Vilshofen wird gegenwärtig so viel in den Wohnungsbau investiert wie noch nie zuvor – vom Einfamilienhaus im kleinen dörflichen Baugebiet bis hin zum neunstöckigen Mietshaus plus Penthouse oben drauf. Nach seiner Rundfahrt zählt Gams grob zusammen: "Das waren jetzt über 200 neue Wohnungen."

Gams ließ vorher die Investoren anrufen, ob man sich nicht auf eine halbe Stunde am Objekt treffen könne. Zum einen könnte er dann erfahren, wie es so läuft, zum anderen könnten die Bauherren Wünsche und Anregungen äußern. Was am Ende einen schon fast verwundert: Alle Bauherren loben Vilshofen als aufstrebende Stadt, als idealen Standort für ihr Projekt. Wer aus dem Fenster seiner Wohnung schaue, sehe grün. Selbst dort, wo im Einschnitt die Bahn vorbeifährt, heißt es: "Es ist so schön ruhig hier." Erwähnt werden die kurzen Wege. Es sei nicht weit zum Kindergarten oder der Schule, man komme ohne Auto aus, wenn man einkaufen gehe. Vilshofen habe einen Bahnhof und es sei nicht weit zur Autobahn, auf der B8 fließe der Verkehr.

Darauf folgt das nächste Lob: Die Zusammenarbeit mit dem Rathaus. Es gebe klare Auskünfte, man sei sich stets schnell einig gewesen. Zusagen seien eingehalten worden.

"Sie hatten keine Probleme bei der Vermarktung?", will Gams wissen. Die Bauherren zeigen sich fast überrascht von der Frage. Philipp Schwetz, der zusammen mit seinem Partner Harald Schmitt drei 8er-Häuser im Lindahof baut, sagt: "Bei den ersten beiden Häusern hatten wir gerade die Bodenplatten fertig, da waren die 16 Wohnungen, die entstehen sollten, bereits verkauft." Dipl.-Ing. Armin Lagleder, der mit dem eigenen Bauunternehmen 42 Wohneinheiten auf dem ehemaligen Autohausgelände an der Ortenburger Straße erstellt, erklärt: "Die fünf 6-Parteien-Häuser haben wir nur als Ganzes verkauft." Investitionsvolumen seines Projekts: Rund 10 Millionen Euro.

Wer kauft denn, will Gams wissen. "Einheimische Unternehmer, Rentner, die hier mal Urlaub gemacht haben, Rückkehrer aus der Großstadt oder ältere Einheimische, denen das Haus mit Garten zu viel Arbeit macht." Es sei spürbar, erzählen die Bauherren, dass die Menschen ihr Geld in Betongold anlegen wollen.

Von der Ortenburger Straße fährt Gams zur Schweiklbergstraße. Nach gut hundert Meter rechts eine große Baugrube. Ein Straubinger Unternehmer hatte den Bau von 39 Wohneinheiten entwickelt und dann das Projekt an einen Hamburger Investor verkauft. "Den hätte ich auch gern kennengelernt – aber wir hatten keinen Ansprechpartner", sagt Gams.

An der Schweiklbergstraße wartet Dr. Franz Stangl, der eigentlich in Photovoltaik-Anlagen macht. Sein Vater hatte ein Haus in Vilshofen, so wurde der Gankofener auf die Stadt aufmerksam. Wo einst das Schacherbauer-Haus stand, baute er drei Häuser mit sechs, zehn und 18 Wohneinheiten – alles sozialer Wohnungsbau. Der Zins ist für 25 Jahre festgeschrieben, der Mietpreis ist günstig. Die Architektur und die Bauausführung ist hier nicht so anspruchsvoll wie bei den Objekten, die beim Verkauf bei 3800 Euro/m² liegen. Alle Häuser haben günstige Energiewerte, so dass es beim Kauf zusätzlich staatliche Zuschüsse gibt.

Florian Gams meint nach der vierstündigen Tour: "Ohne Zweifel: Es brummt." Und es wird allem Anschein nach weiterhin brummen, da jeder Bauherr bekundete, in den Startlöchern für das nächste Projekt zu stehen.