Gegenstände in Szene setzen und für sich sprechen lassen – dafür war Joseph Beuys bekannt und berühmt. Dass der Dingolfinger Künstler Ernst Zahnweh großer Beuys-Fan ist, bekommt man in seiner diesjährigen Ausstellung als Mitglied der Produzentengalerie Passau zu spüren. Zudem muss der Besucher mit unbequemen Emotionen rechnen. Zahnweh selbst hat die kryptische und rätselhafte Wirkung seiner raumübergreifenden Installation so formuliert: "Das Verborgene, die zu Schaden gekommenen Reste einer vormaligen Existenz, traurige Leere einer unverdrossen nach dem Leben gierenden Natur?"
Vor allem mehrere alte Kinderschuhe irritieren. Ihr handgenähtes Leder spricht für vergangene Zeiten, ihr übernutzter, zerfledderter Zustand für Krieg, Armut, Vertreibung oder noch größeres Unheil. Ein in altdeutscher Schrift beschriebenes Notizbuch auf einem Blechfass sind zu sehen oder ein Bruchstück von einem Grabstein, flankiert von zwei Apothekerflaschen mit alten Lappen. Am verstörendsten ist die Anordnung aus einem alten Transportsack und einer großen Holzkugel, über der eine Eisenspitze schwebt. Antiquierte tischähnliche Eisenmöbel, ein Anlass-Magnet oder blecherne Wandkästen stammen aus Zahnwehs eigenem Fundus. Materialbilder, keramische Objekte, Fotografien von Gegenständen und das Repro eines Jungenporträts hat er für seine Rauminstallation "Und ewig fließen meine Tränen" dazu erschaffen.
Gabriele Blachnik
•Bis 25. Oktober in der Produzentengalerie Passau, Jesuitengasse 9, Do.–So. 15–17 Uhr
