Mit 81 Jahren gestorben
Eng mit dem Rottal verbunden: Erinnerungen an Regisseur Joseph Vilsmaier

12.02.2020 | Stand 19.09.2023, 20:48 Uhr

Herzlich und direkt: Regisseur Joseph Vilsmaier wusste, was er in seinen Filmen erzählen wollte. −Foto: dpa

Er galt als Erneuerer des bayerischen Films und Trendsetter für historische Themen: der Regisseur Joseph Vilsmaier. Am Dienstagabend ist er im Alter von 81 Jahren gestorben. Er war ein Urbayer, so sah er sich selbst, und so sahen ihn die andern. Bayern und seine Menschen, oder besser gesagt Typen, waren häufig auch seine Filmsujets. Der gebürtige Münchner war aber auch eng mit dem Rottal verbunden: Hierher kam er als kleines Kind, lebte auf einem kleinen Hof zwischen Eggenfelden und Pfarrkirchen im Landkreis Rottal-Inn. "Es war eine schöne Zeit, die mich auch sehr geprägt hat", sagte er über seinen einstigen Heimatort Hebertsfelden.

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Im Rottal startete er mit dem Film "Herbstmilch" auch seine Karriere als Regisseur. Als Joseph Vilsmaier die Rottaler Bäuerin Anna Wimschneider kennenlernte, war ihre Lebensgeschichte "Herbstmilch" bereits ein Bestseller im deutschen Literaturbetrieb. Wie selbstverständlich lud ihn die Bäuerin um 12 Uhr zum Essen und horchte auf, als er von seinen Plänen erzählte, ihr hartes Leben als ungeschönten Film fernab aller Bayernklischees zu bringen. Sie nickte nur. Gedreht wurde 1988 auf ihrem Hof und in Niederbayern. Die "echte" Anna Wimschneider war im Film am Anfang und am Ende zu sehen, als sie ihr Fahrrad durch die verschneite Landschaft schob.



Eine "bayerische Figur" hat ihn auch nie losgelassen: der Brandner Kaspar. 2008 verfilmte er die literarische Figur mit Franz Xaver Kroetz als Kaspar und Bully Herbig als Tod. Das konnte nur ein Erfolg werden. Das Thema war für Vilsmaier damit noch nicht ausgereizt: "Der Boandlkramer und die ewige Liebe" heißt die Fortsetzung mit Starbesetzung: Bully Herbig als Boandlkramer, Hape Kerkeling als Teufel, Hannah Herzsprung als süsses Mädel sowie Sebastian Bezzel, Nadja Auermann und Jürgen Tonkel. Die Dreharbeiten fanden in Bad Reichenhall und an mehreren Orten in Niederbayern statt. In acht Monaten kommt der Film ins Kino. Das Witzige in dieser Version: Jetzt betrügt der Tod den Teufel...

Josef Vilsmaier hat sein Archiv schon lange der Akademie der Künste in Berlin gegeben. Dass dieser Film Josef Vilsmaiers Vermächtnis werden sollte, ahnte bei bei den Drehterminen Ende 2019 noch niemand. Bully Herbig verabschiedete sich am Mittwoch auf Instagram mit persönlichen Worten: "Joseph, mein lieber Freund, ich werde Dich so sehr vermissen!" Weiter schrieb er: "Dein mitreißendes Lachen, Dein herrliches Schimpfen. Deine einzigartigen Geschichten, Deine schier endlose Energie, Deine Spitzbübigkeit, Dein großes Herz, einfach Alles! Dieser Abschied tut unglaublich weh."

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