MENSCHEN in EUROPA
Einzige Ausstellung in Bayern: Heinz Macks "Seasons" im Medienzentrum Passau

12.11.2021 | Stand 25.10.2023, 10:54 Uhr

Als "chromatische Konstellation" bezeichnet Heinz Mack die Arbeiten von "Seasons" (Ausschnitt). −Foto: Atelier Mack

Riesige Formate in kräftigen Farben prangen an den Wänden, selbst die dunklen Motive leuchten von innen heraus geheimnisvoll: Heinz Mack hat im Frühjahr seinen 90. Geburtstag gefeiert.

Während der Norden den bei Düsseldorf lebenden Bildhauer und Maler mit zahlreichen Ausstellungen bisher bedachte und noch bedenkt, gibt es in Bayern nur eine einzige Schau: "Seasons" im Medienzentrum Passau.

Mehr über Heinz Mack, der mit dem diesjährigen MiE-Kunst-Award ausgezeichnet wurde, lesen Sie hier. Alle Berichte zu den bisherigen MiE-Veranstaltungen finden Sie hier auf unserer Sonderseite.


Um die Jahreszeiten geht es also, ein Thema, das bei allen Menschen Befindlichkeiten hervorruft, und in der Kunstgeschichte ein zu allen Zeiten gerne bearbeitetes Thema war. Meist wurde es figurativ oder landschaftlich interpretiert.



Heinz Mack: "Licht zeigt sich gerne in den Farben"

Heinz Mack, der als Künstler des Lichts und der Farben bezeichnet wird, geht einen anderen Weg, gleichwohl einen malerischen. Die großformatigen Arbeiten (250 x 2,11 Meter) sind mit Acrylfarben auf Leinwand gefertigt. Sie sind abstrakt und tragen keine Titel. Der Künstler bezeichnet sie als "chromatische Konstellationen".

Er hat diesen Zyklus extra für die Ausstellung in Passau geschaffen. Sie sind bei seinem Sommeraufenthalt auf Ibiza, seinem zweiten Wohnort, entstanden. Farben, haben für ihn in diesen Bildern die "Bedeutung einer rhythmischen Begrenzung, innerhalb derer das Licht als Farbe zur Erscheinung kommt".
Licht ist das zentrale Thema in der gegenstandslosen Kunst von Heinz Mack. "Licht zeigt sich gerne in den Farben. Und diese brauchen das Licht, um atmen, vibrieren und strahlen zu können", sagte er. Und das tun sie. "Seasons" besteht aus Bildern mit expressiver Farbkraft und auch dunkler Tonigkeit. Welche Bilder welcher Jahreszeit zugeordnet sind, das liegt im Auge des Betrachters. Gegensätzliche Farbflächen prallen aufeinander, sind mit fließenden Übergängen versehen. Auch Motive werden angedeutet, meist aus geometrischen Formen gebaut, aber auch Sterne sind zu sehen.

Licht auch in dunklen Bildern tonangebend

Interessanterweise ist Licht auch in den dunklen Bildern von Heinz Mack tonangebend. Da werden z.B. Trapezreihen immer heller, da leuchtet ein Trapez aus schwarz-grauen Spektren, da scheinen geometrische Motive aus dem Himmel zu fallen. Ob einer damit Blätter assoziieren mag oder Schnee – vieles liegt in der Assoziation des Betrachters.

Die Ausstellung im Medienzentrum, die im Rahmen der Reihe MENSCHEN in EUROPA (MiE) stattfindet, ist nicht nur eine Geburtstagsschau, sondern feiert auch 25 Jahre MiE, gegründet von Verlegerin Angelika Diekmann. Die Reihe für die Leser im Verbreitungsgebiet der PNP bringt prominente Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wirtschaft, Kirche und Sport nach Passau, die in lebhaften Diskussionen zu brisanten Themen Stellung nehmen und auch so manches aus ihrem Privatleben erzählen.

Die Diskussion mit Heinz Mack zeigte einen immer noch sehr vitalen Künstler, der jeden Tag fleißig arbeitet und im Diskurs mit maßgeblichen Leuten aus der Kunstbranche ist.

Kunst aus den Institutionen befreien

Heinz Mack wurde 1931 im hessischen Lollar geboren und besuchte von 1950 bis 1953 die Staatliche Kunstakademie Düsseldorf. Darüber hinaus studierte er Philosophie an der Universität Köln. Beide Studiengänge schloss er mit Staatsexamen ab.
Er gilt als einer der großen Erneuerer der Kunst nach 1945, die nach der "Stunde null" einen radikalen Neuanfang suchten und fanden. 1957 gründete der Künstler zusammen mit Otto Piene die Gruppe ZERO in Düsseldorf. ZERO sollte "die Welt mit Licht erfüllen und die Zukunft positiv antizipieren", hat Mack einmal über die Ziele dieser damals provokanten Avantgarde gesagt. Ihre Mittel: Dynamik, Energie, moderne Technologie und Elementares wie Wasser, Luft und Licht. Zum Konzept der "Zero"-Künstler gehörte es auch, die Kunst aus den Grenzen der Kunstinstitutionen zu lösen.

Macks Experimente haben in der Wüste und auf dem Wasser stattgefunden; seine Kunst findet sich in Städten und Landschaften, z. B. hat er rund 400 Brunnenskulpturen geschaffen. Eine davon steht vor dem Medienzentrum Passau: ein kolossaler Brunnen aus Granit und Stahl.

• "Mack – Seasons" geht bis 30. November im Medienzentrum Passau, Medienstraße 5, 94036 Passau, und ist geöffnet von Mo. bis Fr. 8 bis 15 Uhr.

• Führung: Dienstag, 16. November, 15 Uhr.