Aidenbach
Einmal Himmel und zurück: Andrea Silberhorn nimmt Abschied von der Mittelschule

27.07.2022 | Stand 21.09.2023, 5:24 Uhr

Die beiden Schülersprecher Henry Pfeiffer (r.) und Dominic Vouilleme übergaben ein Kunstprojekt. Alle 185 Schülerinnen und Schüler hatten einen Daumenabdruck mit ihrem Namen hinterlassen.

Mehr Lob kann man in drei Jahren nicht bekommen. Andrea Silberhorn (46) verlässt zum Schuljahresende als Rektorin die Mittelschule Aidenbach, um die doppelt so große Grund- und Mittelschule St. Nikola in Passau zu übernehmen.

In Reden, Liedern, Videos und in einem Theaterstück kam zum Ausdruck, wie beliebt und anerkannt die Rektorin ist. "Wir sind traurig, dass Sie von uns gehen", sagte Schülersprecher Henry Pfeiffer.

Später merkte er, dass dies ein typischer Spruch bei einer Beerdigung ist. "So habe ich das nicht gemeint, Frau Silberhorn", entschuldigte er sich später. "Ich weiß", sagte die Pädagogin.

Na ja – etwas war doch dran an diesem Spruch. Denn die Theater-AG spielte nach der Vorlage "Ein Münchner im Himmel" ein Stück, bei dem Andrea Silberhorn im Himmel gelandet war. Dort sorgte sie für so viel Unruhe – auch wegen ihrer Leidenschaft für den Kunstunterricht –, so dass sie wieder auf die Erde geschickt wurde, um dort segensreich zu wirken.

Schüler nahmen an der über zweistündigen Abschiedsfeier nur vereinzelt teil. Der Schulchor sang vom "Supergirl", es wurde wie erwähnt Theater gespielt und die SMV überreichte ein Geschenk. Und doch waren die Schülerinnen und Schüler präsent: Sie hatten im Vorfeld Videos gedreht.

Jede Klasse nahm auf ihre Weise Abschied von der Rektorin – mit Sprüchen, Umschreibungen, Komplimenten und Liedern. Sie sei nicht nur immer gut drauf gewesen, habe ein offenes Ohr und eine offene Tür gehabt, sondern sei auch stets top angezogen gewesen.

"Ihr Dresscode war 1a." Das nahm Lehrer Reinhard Huber auf den Arm und erschien – offensichtlich von Silberhorn oft gerügt – in einer Trainingsjacke. Außerdem nahm er Silberhorns wöchentliche Mail-Botschaft an ihre 20 Kollegen auf den Arm.

Die Klasse 6b zum Beispiel gab wie in einem Lied "Applaus, Applaus", weil Frau Silberhorn gezeigt habe, wie schön Schule ist. Ihr wurde gedankt für die Art, wie sie zu motivieren gewusst hätte. "Wir wünschen uns so sehr, dass Sie immer glücklich sind." Die Video-Beiträge sorgten durch ihre Originalität für Lacher und gute Laune.

Die Abschiedsfeier in der Aula der Schule wurde als Dank und Anerkennung für Silberhorns Arbeit in Aidenbach verstanden. "Du wirst uns fehlen", gestand Bürgermeister Karl Obermeier im Namen der Kollegen aus Aldersbach, Haarbach, Egglham, Beutelsbach und Ortenburg, die zum Schulverbund gehören. "Du hast unsere Schule geprägt."

Silberhorn habe die Digitalisierung vorangetrieben und stets das Beste für die Schule gewollt. "Du bist eine Kämpferin für die Mittelschule." Es gab zum Abschied Blumen und eine feste Umarmung. "Möge die Leiter der Karriere noch nicht enden", sagte Obermeier.

Aus fachlicher Sicht bestätigte Schulamtsdirektor Christoph Sosnowski das Lob für Silberhorns Kompetenz und Professionalität. Andrea Silberhorn habe in den drei Jahren unglaublich viel bewegt. Sie habe die Zusammenarbeit mit Experten gesucht, neue Ideen und Konzepte entwickelt, die Schulleitung erweitert. Als Vollblutpädagogin und Vollblutschulleiterin habe sie die Schule zu einem Raum gemacht, in dem sich Schüler vollumfänglich entwickeln könnten.

Das Loben ging weiter. Johann Aigner vom Elternbeirat sagte, Andrea Silberhorn sei allen in nur drei Jahren ans Herz gewachsen. Er lobte ihren modernen, partnerschaftlichen Führungsstil. "Ich habe niemanden gefunden, der Sie nicht mag", gestand Aigner. Er zeigte aber Verständnis für ihren Weggang: Das weite Pendeln, die viele Zeit, das teure Benzin und vor allem die Chance, eine größere Schule zu leiten seien klare Gründe. Für den Nachfolger habe sie große Fußstapfen hinterlassen.

Alfred Jahrstorfer, seit 2017 Konrektor an der Hans-Carossa-Grund- und Mittelschule Pilsting (Lkr. Dingolfing-Landau), konnte wegen Terminschwierigkeiten nicht an der Feier teilnehmen.

Bevor es aus der Schulküche kühle Getränke und Häppchen gab, hatte noch das Führungs-Duo das Wort. Konrektorin Ingrid Hain musste ihre Tränen unterdrücken, als sie sich von ihrer Kollegin verabschiedete. "Möge Dein Weg dorthin gehen, wo Du am meisten bewirken kannst."

Andrea Silberhorn sprach ernst und professionell. Aidenbach sei eine intensive Zeit gewesen und sie zählte auf, was alles intensiv war. Ihr Ziel sei die stetige Verbesserung der Schule gewesen. Niemand dürfe hintan gestellt werden. "Im Mittelpunkt steht das Kind." Sie habe jedes Kind mit Namen gekannt.

Gleichzeitig gab sie jenen, die weiterhin in Aidenbach bleiben, mit auf den Weg: "Die Schule muss noch nachhaltiger werden." Vor ihrem Neubeginn gönnt sie sich mit der Familie (ihr Mann ist auch Lehrer) einen Urlaub in Südfrankreich.