Ortenburg
Eine Ebay-Anzeige führte sie nach Ortenburg

07.07.2020 | Stand 21.09.2023, 2:47 Uhr
Doris Wild-Weitlaner

Das junge Team um Inhaber Dominik Maric und seiner Partnerin Petra Miksa ist in das ehemalige "Al Mulino" in der Vilshofener Straße in Ortenburg eingezogen und hat daraus das "Zagreb" gemacht. −Foto: Doris Wild-Weitlaner

Die Marktgemeinde Ortenburg bildet ein kulinarisches Zentrum in der Region. Der gute Ruf des Angebots lockt Einheimische genauso wie Gäste aus Nah und Fern, die immer wieder gerne zurückkehren – selbst, wenn es 50 Kilometer Anfahrt aus dem Bayerischen Wald bedeutet. Nun hält eine weitere Kultur in die örtliche Gastronomie Einzug: das junge Team rund um Dominik Maric hat das kroatische Restaurant "Zagreb" in der Vilshofener Straße eröffnet.

"Corona hat uns nach Ortenburg verschlagen", leitet der junge Gastronom seine niederbayerische Geschichte ein. Etwas mehr als ein Jahr habe er ein Steakhouse in einem Ort bei Frankfurt betrieben, ehe der Lockdown hart in der Großstadt und vor allem bei der Gastronomie einschlug. "Wir standen für gutes und hochwertiges Fleisch, aber in solchen Zeiten ist das Geschäft damit schwierig. Hinzu kamen beträchtliche Mietkosten, Betriebskosten usw.", erklärt der studierte Krisenmanager. So entschied sich das Team dafür, seine Zukunft neu im ländlichen Raum aufzubauen.

Dublin, London, Hamburg, Düsseldorf und DortmundDass es hierfür Ortenburg auserkoren hat, war reiner Zufall. "Ich habe die schöne Lokalität in den Ebay-Kleinanzeigen gesehen und kam hierher, um mich mit dem Vermieter zu treffen. Nach zwei Wochen sind wir dann umgezogen. Ganz einfach und schnell", schildert Maric, der bereits in vielen Bereichen der Gastronomie Erfahrung gesammelt hat und dabei Reisen nicht scheute. Dublin, London, Hamburg, Düsseldorf und Dortmund zählen mitunter zu seinen bisherigen Stationen. Entsprechend steht er selbst in der Küche, bewirtet jedoch auch seine Gäste persönlich. Denn ihn motiviert es zu sehen, dass "die Leute zufrieden und glücklich sind, essen, trinken und lachen."

Seit gut drei Wochen verwöhnt er nun gemeinsam mit seiner Partnerin Petra Miksa und dem kleinen Team Ortenburg und Umgebung. Alle sind um die 30 Jahre und verstehen sich gut. Im Angebot finden sich traditionelle kroatische Gerichte, aber auch Steaks und Burger. Beim Hackfleisch wird nach Familienrezept gekocht. "Cevâpčici sind etwas Besonderes. Es geht aber nicht nur um das Rindfleisch. Man muss sich abgrenzen. Jeder Gastronom hat seinen eigenen Geschmack mit Salz, Pfeffer und Gewürzen", mehr wolle und könne er dann aber doch nicht verraten.

"Zagreb" ist nicht nur der Name seines Restaurants, sondern auch seine Heimat. Er sei in der dalmatinischen Hafenstadt Zadar aufgewachsen und als Kind in die kroatische Hauptstadt umgezogen. Dort besuchte er unter anderem die Hotelfachschule und studierte. Die Gastronomie ließ ihn jedoch nie los. "Sie begleitet mich eigentlich mein ganzes Leben", erzählt Maric.

Viel näher dran an den MenschenIn seiner neuen Heimat Ortenburg fühle er sich wohl. "Es gibt Märkte und Passau ist nicht weit weg. Die zwei Millionen Leute fehlen vielleicht", scherzt er und lacht. Dennoch schätze er den Wegfall der städtischen Anonymität. "Am Land ist man viel näher dran an den Menschen, man kennt sich."

Nach den ersten drei Wochen sei das junge Team zufrieden. "Es geht uns sehr gut. Die Leute sind zufrieden", fasst der Restaurantinhaber zusammen. Es sei ihm wichtig, "erst einmal auf den Füßen stehen zu bleiben und dann weiterzusehen. Bei dieser Krise weiß keiner, wie es weitergeht, was der Tag morgen bringt." Einen weiteren Lockdown sehe er für die Branche äußerst kritisch. "Viele verstehen oft nicht, wie viele Kosten nebenher, also neben den gefüllten Tellern, bestehen. Es summiert sich." So mancher habe in den letzten Monaten den Ruin gerade noch vermeiden können. Maric will schrittweise vorgehen, vielleicht in näherer Zukunft auch einen Mittagstisch anbieten. Das Wesentliche sei aber, "nur positiv zu sein."