Vilshofen
Ein Studierter wird Handwerker

10.05.2018 | Stand 20.09.2023, 2:34 Uhr

Der junge Elektromeister mit BWL-Studium Philipp Werle hat kein Werkzeug in der Hand, sondern ein Smartphone. Mit dem schaltet er das Licht im Büro ein. − Foto: Rücker

Handwerker klagen gern: "Alle wollen nur studieren!" Als Grund nennen Sie nicht selten das schlechte Image des Handwerks. In Vilshofen passiert gerade das Gegenteil: Ein Studierter ist davon überzeugt, im Handwerk eine bessere Zukunft zu haben. Philipp Werle (28) hatte Betriebs- wirtschaft studiert, stieg im elterlichen Betrieb in den Handel ein, letztendlich zog es ihn aber
auf die Baustelle. Er machte den Meistertitel im Elektrohandwerk. "Das ist die Zukunft", ist er überzeugt.

Der Vilshofener Anzeiger interviewte den 28-Jährigen. Hier ein Auszug:

Ihr Opa hat ein Kabel von A nach B verlegt, damit man eine Maschine einschalten oder den Lichtschalter bedienen konnte. Wie sieht es zwei bzw. drei Generationen später aus?
Werle: Wir sprechen von Gebäudesteuerung, von Automatisierung, von Netzwerktechnik. Stellen Sie sich ein komplexes Bürogebäude vor: Da geht es nicht nur um die richtige Verlegung von Leitungen, sondern auch um viel Programmierarbeit. Was wir Elektro-Handwerker heute tun, dazu brauchte man vor 20 Jahren noch einen IT-Professor. Auch wenn ich mich wiederhole: Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung.
Was erwartet uns denn?
Werle: Ich habe mein Smartphone so programmiert, dass ich auf der Heimfahrt steuern kann, dass bei der Ankunft daheim alles so ist, wie ich es mir wünsche: Licht an, Musik oder Fernseher läuft mit dem gewünschten Sender, Waschmaschine und Geschirrspüler haben sich eingeschaltet, als die PV-Anlage am meisten produzierte. Und, und, und…
Und dann kommt da noch die künstliche Intelligenz.
Werle: Das haben wir ja auch schon. Ich kann Alexa sagen, was ich mir wünsche, sie führt es aus. Bald wird noch viel mehr mit Sprachsteuerung funktionieren. Alexa lernt dazu und weiß, wie ich’s haben will.
Einem Skeptiker stellen sich die Haare auf.
Werle: Wissen Sie, wie das Schaufenster der Zukunft ausschaut? Eine Kamera erkennt, ob ein Mann oder eine Frau davor steht. Sie erkennt den Kleidungsstil, weiß um die gute oder schlechte Laune des Passanten, wertet schnell die Handy-Daten aus und zeigt im Schaufenster – das ist ein riesiger Bildschirm – die Edel-Kaffeemaschine, die schicken Schuhe oder das ersehnte Urlaubsziel. Als ob das Schaufenster Gedanken lesen könnte.

Mehr lesen Sie im Vilshofener Anzeiger vom 10.5.